Marianne Fritz hat ihr Lebenswerk "Die Festung" genannt, und wer auf dieses Lebenswerk schaut, kann die Analogien schwerlich übersehen. Es ist weder leicht noch ungefährlich, sich dieser Textfestung zu nähern. Nach außen ist sie schroff, extrem abweisend, in vielen Augen vollkommen unzugänglich. Bevor wir die abweisenden Mauern nicht überwunden haben, wissen wir gar nicht, was darin ist und ob sich der Aufwand des Eindringens lohnt; erst wenn wir die Festung betreten haben, können wir versuchen, uns zu orientieren. Ob sich uns die inneren Ordnungen offenbaren, bleibt allerdings auch dann noch fraglich, so komplex sind sie angelegt. Und doch finden wir in dieser Festung einen einzigartigen Raum vor, wie es ihn sonst nirgendwo gibt, schon gar nicht in der Gegenwartsliteratur. Marianne Fritz ist im Fortgang ihrer einzelnen Bücher nicht nur immer tiefer in ihr Textgelände vorgedrungen, sondern gleichzeitig chronologisch in der Geschichte Österreichs zurückgewandert, bis wir ins Jahr 1914 kommen, an den Ursprung der Katastrophen eines Katastrophenjahrhunderts. In den Aufsätzen des Bandes "Im Textgelände", entstanden im Verlauf von vier Jahrzehnten, sucht Friedhelm Rathjen Einführung und Analyse zu verbinden. In Lektüreberichten nähert er sich den Großwerken "Dessen Sprache du nicht verstehst", "Naturgemäß I" und "Naturgemäß II", wirft außerdem einen ersten Blick in das Fragment "Naturgemäß III". Das Gesamtwerk von Marianne Fritz wird mit einem einleitenden Überblick vorgestellt und im Nachruf auf die Autorin noch einmal Buch für Buch durchgegangen; außerdem enthalt der Band den Versuch, bestimmte Textelemente bei Marianne Fritz an den Möglichkeitssinn Robert Musils anzuschließen.
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