Im Mittelpunkt der Arbeit stehen die parlamentarischen Bemühungen der Nationalliberalen, das Verfassungssystem des frühen Deutschen Kaiserreichs verfassungspolitisch auszugestalten und im liberalen Sinne weiterzuentwickeln. Mit Hilfe zahlreicher Briefwechsel nationalliberaler Abgeordneter und einer Fülle amtlicher und halbamtlicher Regierungs- und Verbandsakten wird der nationalliberale Meinungs- und Willensbildungsprozeß vor wichtigen politischen Entscheidungen rekonstruiert und die Frage nach den nationalliberalen Konzepten zur Parlamentarisierung des politischen Systems beantwortet.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Andreas Biefang hält in seiner Rezension einen Vortrag über das Verhältnis von Bismarck zu den Nationalliberalen. Nur an zwei Stellen bezieht er sich direkt auf Lauterbachs Thesen, in beiden Fällen kritisch. So findet er die Annahme des Autors, Bismarck habe um 1877 "tatsächlich die `effektive Regierungsbeteiligung` erwogen", fragwürdig. Denn nach Biefangs Ansicht hätte eine Berufung liberaler Parlamentarier zu Ministern (die zudem bei dieser Ernennung ihr Abgeordnetenmandat verlieren) keineswegs ausgereicht, um in entscheidender Weise Macht auszuüben. An anderer Stelle überschätzt Lauterbach nach Ansicht des Rezensenten auch den Willen zur Machtausübung der Nationalliberalen. Biefang kann diesen Willen bestenfalls bei "einigen Vertretern des linken Parteiflügels" erkennen. Doch die Mehrheit der Fraktion sei keinesfalls bereit gewesen, so Biefang, für den Ausbau der Verfassung einen Bruch mit Bismarck zu riskieren.
© Perlentaucher Medien GmbH
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