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Martin Amis porträtiert mit unnachahmlicher Offenheit Salman Rushdie, Steven Spielberg oder Donald Trump, schreibt mit frischer Leichtigkeit über Kafka oder Cervantes, immer brillant über die schwarzen Löcher und toten Winkel unserer Gesellschaft. Seine Stimme bekommt eine sentimentale Tiefe, wenn er von der Königsfamilie erzählt, er begleitet Tony Blair zu Angela Merkel, beobachtet das gleichzeitige Heranströmen von Oktoberfestbesuchern und Flüchtlingen in München, schreibt mit sprachlicher Schärfe über nukleare Aufrüstung und den Krieg gegen das Klischee, stets die Zwischenräume,…mehr

Produktbeschreibung
Martin Amis porträtiert mit unnachahmlicher Offenheit Salman Rushdie, Steven Spielberg oder Donald Trump, schreibt mit frischer Leichtigkeit über Kafka oder Cervantes, immer brillant über die schwarzen Löcher und toten Winkel unserer Gesellschaft. Seine Stimme bekommt eine sentimentale Tiefe, wenn er von der Königsfamilie erzählt, er begleitet Tony Blair zu Angela Merkel, beobachtet das gleichzeitige Heranströmen von Oktoberfestbesuchern und Flüchtlingen in München, schreibt mit sprachlicher Schärfe über nukleare Aufrüstung und den Krieg gegen das Klischee, stets die Zwischenräume, Auslassungen und Verzerrungen unseres Denkens im Blick. Martin Amis nimmt einen in seinen Texten mit, als wären es Abenteuer, die man am besten zu zweit genießt.
Autorenporträt
Martin Amis, geboren 1949 in Oxford, war einer der bedeutendsten englischen Gegenwartsautoren. Er ist der Verfasser von vierzehn Romanen, zwei Kurzgeschichtensammlungen und sechs Sachbüchern. Für sein Romandebüt Das Rachel-Tagebuch (1973) erhielt er den Somerset Maugham Award. Zu seinen bekanntesten Werken zählen weiterhin Gierig (1984), London Fields (1989), Interessengebiet (2015) und sein Essayband Im Vulkan (2018). Bei Kein & Aber erschien zuletzt sein autobiografischer Monumentalroman Inside Story (2022). Martin Amis starb 2023 in Lake Worth, Florida.  Daniel Kehlmann, 1975 in München geboren, ist ein vielfach ausgezeichneter Schriftsteller, Kritiker und Intellektueller. Seine Werke, u. a. Die Vermessung der Welt und Tyll, gehören zu den meistgelesenen Romanen deutscher Gegenwartsliteratur. Joachim Kalka ist Autor mehrerer Essay-Bände sowie Übersetzer von Autoren wie Anthony Burgess, Gilbert K. Chesterton und Bret Easton Ellis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2018

Gegen den Herdeninstinkt

Martin Amis ist einer der stilsichersten britischen Schriftsteller. Nun hat Daniel Kehlmann einen Band mit Essays des Kollegen zusammengestellt.

Von Gina Thomas

Auf die Frage, was ihn zu schreiben inspiriere, hat Martin Amis geantwortet, es sei "ein Gefühl hinten im Hals - wie das Bedürfnis nach meiner ersten Zigarette". Für ihn ist Schreiben vor allem eine physische Tätigkeit. Motivation sei nicht das richtige Wort, sagt Amis. Er habe Jahre gebraucht, um zu begreifen, dass der Vorgang des Erzählens "weniger geistig und in stärkerem Maße körperlich" sei, "als man allgemein weiß - wenn man einmal angefangen hat, spielen Entscheidungen und Berechnungen, Fragen der Vernunft, kaum je eine Rolle".

Amis ist ein Meister der rhetorischen Übertreibung. Denn wenige Schriftsteller sind beim Formulieren so berechnend wie der Brite, der in seinen Romanen stets auf die Macht und die Wirkung seiner oft selbstgeprägten Wörter setzt. Wenn er die Prosa von John Updike als "phantastische Maschinerie des Wohlklanges, der überraschenden Wahrnehmung und des sowohl gemeinen wie alles verzaubernden Witzes" preist, meint man, er schreibe über sich selbst.

Form hat bei Amis oft Vorrang über Inhalt. Das gilt auch für seine nichtfiktionalen Schriften, die Literaturkritiken, Reportagen und Betrachtungen, von denen eine Auswahl jetzt auf Deutsch vorliegt. Daniel Kehlmann hat 22 Texte zusammengestellt, darunter zwei sechs Jahre auseinanderliegende Befragungen, mit denen Amis sich mitunter etwas irritiert dem prüfenden Blick der Leser unterzieht. Der Titel der Essaysammlung, "Im Vulkan", ist dem Roman "Unter dem Vulkan" entliehen, dem Hauptwerk von Malcolm Lowry, dessen Biographie Amis in einem der Beiträge rezensiert. Kehlmann liefert in seinem knappen Vorwort keine Erklärung für die Wahl des Titels, der sowohl die explosiven Stoffe suggeriert, die Amis mit seinem Hang zu apokalyptischen Szenarien in den politischen Essays aufgreift, als auch vulkanisches Denken und funkelnde Sprache.

Zugleich beschwört der Vulkan die Schmiede des Sprachkünstlers und das handwerkliche Element des Komponierens von Texten, auf das Amis nicht ohne Selbstgefälligkeit immer wieder aufmerksam macht durch das Gewicht, das er auf grammatische und semantische Eigenschaften legt, selbst wenn er anhand von zwei Büchern Donald Trumps, "The Art of the Deal" und "Great Again", den damaligen Präsidentschaftkandidaten und dessen "kitschige neonausgeleuchtete Vulgarität" als "Verkörperung der Unsicherheit" porträtiert. Da nimmt er Trumps Prosa auseinander, um das eigentlichen Wesen unter "dem Omelett seines Make-Ups mit Bräunungscreme" und dem kleinen "Waldwesen, das auf seinem Kopf schläft", zu erkunden.

Stil ist für Amis Bestandteil der Wahrnehmung und der Moralität; die Missachtung der Sprache, "ererbte, vorgefertigte Formulierungen, fossile Metaphern" sind dem selbsternannten Frontkämpfer gegen "Herdenvokabular" und "Herdenformilierungen" ein Greuel. Alles Schreiben sei eine Kampagne gegen das Klischee, hat er einmal erklärt, gegen das der Feder, des Denkens und des Fühlens. Einer seiner englischen Essaybände heißt sogar "Krieg den Klischees". Der Titel verdankt sich dem höchst ambivalenten Aufsatz über James Joyces "Ulysses", den Kehlmann nebst Beträgen über Amis' literarischen Helden Vladimir Nabokov, über Kafka, Cervantes, John Updike und Truman Capote in die Auswahl aufgenommen hat. Die Betrachtung zum "Ulysses" ist als Hymne und Verriss charakteristisch für Amis' furchtlos-kritische, man könnte auch sagen: freimütig-schnodderige Haltung. Er scheut sich nicht zu gestehen, dass er sich abgemüht habe mit dem Epos, das er als Meisterwerk der Moderne eher achte als liebe, so wie die Prosa von Joyce, "dieses unglaubliche Instrument, halb Zauberstab, halb Waffe" bei ihm zugleich "neidische Bewunderung" und Langeweile weckte.

Sein ausgeprägtes Sprachempfinden verleitet Amis in einem Aufsatz über die Terroranschläge auf das World Trade Center zu einem längereren mokanten Exkurs, in dem er die Übernahme amerikanischer Abkürzungen wie "www" oder eben "9/11" als Ausdruck jenes Herdeninstinktes deutet, den er auch im "massenhaften Somnambulismus" zu erkennen meint, mit dem der Westen auf die Bedrohung durch den Islamismus reagiere. Als politischer Kommentator gelingen Amis zwar immer wieder Gedankenblitze, als Literaturkritiker, Reporter und Menschenbeobachter bewegt er sich jedoch auf sichererem Terrain. Zu den Glanzstücken dieser Sammlung zählt der erstmals in Buchform veröffentlichte Aufsatz "Oktober", mit dem das Buch endet. Bei der Schilderung eines Aufenthalts in einem Münchner Hotel zur Zeit des Oktoberfestes vor drei Jahren fängt Amis die Einsamkeit und Entfremdung ein, die Sofia Coppola in ihrem Film "Zwischen den Welten" so eindringlich vermittelt hat. Amis verwebt das satirisch angehauchte Porträt eines stumpfsinnig wirkenden nordenglischen Geschäftsmannes im Foyer mit Betrachtungen über die Biographie von Nabokov, dessen Briefwechsel mit seiner Frau Véra er dabeihat, über die Flüchtlingskrise, über die in "biblischer Zahl" die Stadt in Beschlag nehmenden "Oktobristen" und über die eigene Sehnsucht nach der fernen Familie zu einer berührend subtilen Reflexion über Heimat, Exil und Entwurzelung - Themen, die ihn auch im Zusammenhang mit der Fatwa gegen seinen Freund Salman Rushdie im ersten Beitrag des Buches beschäftigen.

Von dieser Einrahmung abgesehen, wirken die weder chronologisch noch thematisch gruppierten Stücke etwas willkürlich zusammengewürfelt. Hier und da wäre dem Leser bei englischen Bezeichnungen wie "Dockyard Doris" (ein Travestiekünstler) mit erläuternden Fußnoten geholfen. Es fehlt der Hinweis, dass Amis einige dieser journalistischen Arbeiten vor deren Buchpublikation ergänzt hat. Die Reportage über Tony Blair, den Amis 2007 auf seiner Abschiedstournee begleitet hat, ist dabei um vierzig Prozent gewachsen.

So gewandt und flüssig sich der deutsche Text auch liest, die sprachliche Originalität und Schlagkraft von Amis kommen nicht zu voller Geltung. Dass liegt jedoch am Autor, nicht am Übersetzer. Für Neologismen wie das Verb "sharking", mit dem Amis beschreibt, wie das zweite Flugzeug am 11. September 2001 haigleich über die Freiheitsstatue hinwegglitt, gibt es einfach keine deutsche Entsprechung.

Martin Amis: "Im Vulkan". Essays.

Aus dem Englischen von Joachim Kalka. Hrsg. von Daniel Kehlmann. Verlag Kein & Aber, Zürich 2018. 320 S., geb., 25,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.01.2019

Von Stil und feiner Moral
Ist der britische Schriftsteller Martin Amis das konservative Enfant terrible, als das er sich in öffentlichen
Debatten gibt? Eine von Daniel Kehlmann besorgte Sammlung seiner Essays bringt es an den Tag
VON JOHANNA-CHARLOTTE HORST
Entspannte Körperhaltung, beherrschter Blick, im Hintergrund Bücherstapel, alte Möbel, bodentiefe Fenster, ein Kelim-Teppich. Vor uns sitzt der britische Schriftsteller Martin Amis. Er trägt Chelsea Boots, ein Klassiker aristokratischer Fußbekleidung. Wer diese Schuhe zu tragen weiß, putzt sie oft mit angemessen teurer Schuhcreme und freut sich über die Patina des Nicht-zu-Neuen. Im besten Fall ist man mit diesem Stiefeltypus von frühester Kindheit an vertraut. Amis ist so ein Fall: Ein anderes Foto zeigt den jungen, etwa zehnjährigen Mod – Schlips und Chelsea Boots – im wenig angeregten Gespräch mit dem berühmten Vater, dem Schriftsteller Kingsley Amis. Amis Junior ist nicht aus gutem, sondern besser: aus mondän zerrüttetem Hause. Daher das Vanity-Fair-Flair im Familienalbum. Es umweht den Autor bis heute. Viele Zigaretten, Bücher und schöne Frauen lassen nicht daran zweifeln: Amis’ konzentriertes Laisser-faire hat Stil.
Das ist hier keine Nebensache. Eine stehende Formel der Amis’schen Poetik könnte lauten: Stil ist gleich verfeinerte Moral. Auch in dem neuen, von Daniel Kehlmann herausgegebenen Essayband „Im Vulkan“ geht es um Moral und Stil. Amis beschwert sich zum Beispiel über die geschmacklose Abkürzung „9/11“. Dabei bemüht er das rhetorische Prinzip des Dekorum, das die Angemessenheit einer Rede bezeichnet. Amis’ Stilkunde zufolge verstößt „9/11“ gegen das Dekorum, weil die Zahlen arabisch sind. Schön, wenn ein Autor so gebildet ist, aber schade, wenn er die Pointen dabei verpasst: In Rhetorikbüchern lässt sich nachlesen, dass Angemessenheit sich an kulturellen Normen bemisst. In der westlichen Welt werden nun einmal arabische Zahlen verwendet und nicht römische. Man stelle sich vor, „IX/XI“ träte an die Stelle von „9/11“. Lassen die römischen Ziffern nicht an imperialistische Absichten denken? Was würden verschwörungstheoretische Zahlenmystiker aus der Symmetrie der Zeichen machen? Amis plädiert dann auch für die Bezeichnung „11. September“. Dennoch ist offensichtlich, dass mit dem albernen Unbehagen gegenüber der arabischen Herkunft unseres Zahlensystems mehr als Stilkritik auf dem Spiel steht.
Kehlmann versammelt in „Im Vulkan“ 22 Texte, die zwischen 1980 und 2015 geschrieben wurden. An essayistischem Esprit mangelt es keinem. Erstaunliche Geschichten werden erzählt. Amis fährt mit Tony Blair durch den Triumphbogen des Constitution Arch am Hyde Park, berichtet von Freuds ungeheuerlichen Ratschlägen an die Mutter von Prinz Philipp und sitzt an Capotes Krankenbett. Er will den Puls der Gesellschaft messen. Dabei scheut er das Konkret-Intime nicht. Gerade sein indiskreter Blick macht die Reportagen lesenswert. Neun davon sind in den 1980ern entstanden, nur drei in den 2010ern. Wenn Amis in den englischsprachigen Originalausgaben selbst die Verantwortung für die Komposition seiner Essay-Bände übernimmt, lässt sich immer ein Konzept feststellen. Schade, dass der Schweizer Kein & Aber-Verlag das Buch nicht einfach hat übersetzen lassen, wie es französische Verlage zuverlässig tun. „Im Vulkan“ kommt als Potpourri daher, Literaturkritiken, Reportagen und Porträts berühmter Männer stoßen unvermittelt aufeinander.
Mit Frauen wird kaum gesprochen. Amis’ Antwort auf feministische Forderungen funktioniert wie der Fußballwitz, demzufolge der ehemalige Bundespräsident Rau einmal vorgeschlagen haben soll, Fußballstadien nach Frauen zu benennen. Da kam man auf folgenden Namen: Uwe-Seeler-seine-Frau-ihr-Stadion. Die Essay-Überschrift „Besuch bei Mrs. Nabokov“ könnte ähnlich zustande gekommen sein. In der britischen Presse wird Amis regelmäßig als Enfant terrible inszeniert. Zuletzt hat sich die Kritik der Amis’schen Urteilskraft an dessen Anti-Islamismus entfacht. 2007 forderte er in einem Interview, die muslimische Gemeinschaft müsse leiden, bis sie ihr Haus in Ordnung gebracht habe. Als sein gewichtigster Gegner tritt Terry Eagleton auf, ein marxistischer Literaturwissenschaftler von internationalem Renommee. Eagleton versteht Amis’ Statement als Symptom für die Rückkehr ideologischer Konflikte. Amis hat seine Formulierung seither immer wieder relativiert.
So auch in „Im Vulkan“. An einer Stelle heißt es: „Ich bin ein Fall von Islamismusphobie.“ Islamismus also, nicht Islam. Man nimmt dem Autor diese schlau daherkommende Differenzierung kaum ab, zu oft verwendet er dann doch Islam und Islamismus synonym. Der Anschlag auf das World Trade Center und seine Folgen sind zum Kernthema öffentlicher Debatten mit Amis geworden. Nach diesem welthistorischen Ereignis dürfe niemand mehr die Augen davor verschließen, dass die Geschichte und ihre großen Erzählungen doch noch nicht am Ende sind, argumentiert Amis. Das zu tun, wirft er seinen politischen Feinden vor. Sie seien betäubt „von Relativismus und weißer Schuld“. Ohne sich dessen bewusst zu sein, würden sie dabei „Apologeten einer religiös-politischen Welle“.
Amis Angriff auf den liberalen Relativismus hat Kommentatoren dazu verleitet, ihn als Neonkonservativen oder „Blitcon“ – British literary neoconservativ – zu beschimpfen. Damit wird er als britische Version von Botho Strauß und potenzieller Bündnispartner Uwe Tellkamps dargestellt. Ganz so einfach kann man es sich aber nicht machen: Amis kämpft nicht nur gegen eine Dogmatik linksliberaler, sondern auch gegen eine Dogmatik neokonservativer Couleur. Zugleich verstärkt sich beim Lesen aber der Eindruck, Amis warne vor dem Islam als bedrohlicher Religion. Die Kontroverse, die in der britischen Öffentlichkeit zwischen Eagleton und Amis stattgefunden hat, wird in den Essays von „Im Vulkan“ fortgeführt, auch wenn der Herausgeber Kehlmann sie mit keinem Wort erwähnt.
Kehlmann selbst wirft an anderer Stelle Bertolt-Brecht-Fans vor, vor lauter radical chique blind für moralische Verfehlungen zu sein. Aber lässt er sich nicht selbst von der Stilsicherheit seines Idols blenden? Im Vorwort zu „Im Vulkan“ bezeichnet Kehlmann Amis’ Essays als „Impfung gegen Fanatismus“ und attestiert ihnen die „Sprenggewalt einer Nuklearwaffe“. Erstaunlich, wie wenig der Herausgeber hier auf der Höhe sprachlicher Präzision ist. Er verwendet eine Metaphorik, die schräg zu Amis’ Kritik an atomarer Kriegsführung steht.
Und nicht nur das, auch der Titel „Im Vulkan“ ist ein Fauxpas. Im gleichnamigen Essay porträtiert Amis den Autor Malcom Lowry. Der Leser lernt ihn als Alkoholiker kennen, der sich in den Ruin trinkt. Amis’ Titel „Im Vulkan“ steht also für das explosive Chaos, zu dem Lowrys Leben geworden ist. Im Kontrast dazu führt sich Lowrys Roman „Unter dem Vulkan“, so Amis Formulierung, im Sinne von Stil und Moral „gut auf“. Nach der Lektüre dieses Essays fragt man sich, ob der Name des Essaybandes dem Leser sagen soll: Vorsicht, Amis ist im Vulkan, er führt sich nicht gut auf. Diesen Kurzschluss hat Kehlmann vermutlich gar nicht beabsichtigt. Angemessen ist er trotzdem. Kokette Inkorrektheit passt nicht zur Brisanz aktueller globaler Konflikte. Radikal kann später einmal wieder schick sein.
Martin Amis: Im Vulkan. Essays. Herausgegeben von Daniel Kehlmann. Aus dem Englischen von Joachim Kalka. Kein & Aber Verlag, Zürich 2019. 320 Seiten, 25 Euro.
Zu oft verwendet er
dann doch Islam und
Islamismus synonym
Lässt Kehlmann sich nicht
selbst von der Stilsicherheit
seines Idols blenden?
Der Autor Martin Amis, geboren 1949 in Swansea.
Foto: imago / ZUMA Press
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