"Elegant, unwiderstehlich und von melancholischer Schönheit." Evening Standard
"Ein zauberhaftes Buch, sinnlich und intensiv." Literary Review
"Das überwältigende Debüt eines jungen Autors, der so unglaublich gut schreibt wie kaum ein anderer." The Guardian, Buch des Jahres
Ein Sommer. Eine Liebe. Ein unvergesslicher Roman über das, was zählt. Über den letzten Sommer der Jugend. Über Liebe und Verlust. Und über die Opfer, die wir bringen, um aufrecht durchs Leben zu gehen.
Ludwik ist verliebt. Es ist der Sommer nach dem Examen, ein Sommer, in dem alles anders wird. Denn Ludwik ist verliebt in Janusz, eine Unmöglichkeit in Polen im Jahr 1980. Zu zweit verbringen sie magische Tage an einem verborgenen See im Wald. Hier können sie sich einander offenbaren, hier erleben sie die große Liebe. Doch irgendwann ist der Sommer zu Ende, sie müssen zurück in die Stadt. Die Welt befindet sich im Umbruch, Ludwik träumt von der Flucht in den Westen, Janusz wählt eine Karriere innerhalb des Systems. Ludwik muss sich entscheiden: für ein Leben voller Heimlichkeiten - oder den Mut, er selbst zu sein.
"Ein zauberhaftes Buch, sinnlich und intensiv." Literary Review
"Das überwältigende Debüt eines jungen Autors, der so unglaublich gut schreibt wie kaum ein anderer." The Guardian, Buch des Jahres
Ein Sommer. Eine Liebe. Ein unvergesslicher Roman über das, was zählt. Über den letzten Sommer der Jugend. Über Liebe und Verlust. Und über die Opfer, die wir bringen, um aufrecht durchs Leben zu gehen.
Ludwik ist verliebt. Es ist der Sommer nach dem Examen, ein Sommer, in dem alles anders wird. Denn Ludwik ist verliebt in Janusz, eine Unmöglichkeit in Polen im Jahr 1980. Zu zweit verbringen sie magische Tage an einem verborgenen See im Wald. Hier können sie sich einander offenbaren, hier erleben sie die große Liebe. Doch irgendwann ist der Sommer zu Ende, sie müssen zurück in die Stadt. Die Welt befindet sich im Umbruch, Ludwik träumt von der Flucht in den Westen, Janusz wählt eine Karriere innerhalb des Systems. Ludwik muss sich entscheiden: für ein Leben voller Heimlichkeiten - oder den Mut, er selbst zu sein.
»Tomasz Jedrowski [...] hat einen kurzen, tieftraurigen Roman geschrieben.« Tobias Rüther Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 20210509
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Kevin Hanschke erkennt die aktuelle Brisanz von Tomasz Jedrowskis Coming-of-Age-Geschichte über einen jungen Homosexuellen im Polen der frühen 1980er. Die Story über Scham und unterdrückte Sexualität vor dem Hintergrund des zerbröckelnden Kommunismus erzählt der Autor laut Hanschke mit großer Kenntnis der damaligen Lebensumstände und der seelischen Qualen wie der kleinen Fluchten seiner Protagonisten, obwohl er viel jünger ist als seine Figuren. Das Ende ist schmerzhaft, meint Hanschke.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.07.2021Sommersturm im Sozialismus
Tomasz Jedrowskis Roman "Im Wasser sind wir schwerelos" ist ein Kultbuch der polnischen Alternativkultur
Dieser Sommertag Anfang der achtziger Jahre ist brütend heiß. Der zweiundzwanzigjährige Ludwik wird mit anderen Warschauer Studenten zum Ernteeinsatz in der polnischen Provinz verdonnert. Trotz der harten Arbeit auf dem Feld, zum Wohle von Partei und Vaterland, haben die jungen Leute Lust auf das Leben. Sie flirten, trinken und feiern. Doch Ludwik ist gelangweilt von seinen Altersgenossen, den Anbandelungsversuchen der Mädchen und der Plumpheit der anderen jungen Männer. Er will einfach nur lesen. Tief in seinem Rucksack hat er das auf dem Index stehende Buch "Giovannis Zimmer" des amerikanischen Autors James Baldwin versteckt, ein Roman über eine homosexuelle Liebe im Paris der Fünfziger. Dann taucht Janusz auf. "Ich drehte den Kopf, doch stattdessen fiel mein Blick auf dich. Ich hatte dich noch nie zuvor gesehen. Trotzdem war ich seltsam erleichtert, so als hätte ich jemanden erkannt." Im Laufe der Zeit nähern sich die beiden an und beginnen eine zarte Liebesgeschichte.
Bis zu diesem Zeitpunkt klingt der Debütroman "Im Wasser sind wir schwerelos" von Tomasz Jedrowski wie ein typisches homosexuelles Coming-of-Age-Märchen. Ein lauer Sommer, zwei junge Männer, die sich finden. Doch die Geschichte von Jedrowski ist eine andere, denn sein Buch erzählt von einer homosexuellen Liebe in Polen, im Angesicht des zerfallenden Kommunismus. Ein Outing und das Leben als schwules Paar sind für Ludwik und Janusz nicht vorgesehen. Homosexualität wird tabuisiert. Nur die Anpassung an die heterosexuelle Norm oder die Flucht in den Westen sind Optionen für ihr Leben. Der Ich-Erzähler Ludwik entscheidet sich für den zweiten Weg.
Zu Beginn des Buchs lebt Ludwik in New York. Doch die Geister der Vergangenheit lassen ihn nicht los. Er schreibt einen Brief. Die todtraurige Abrechnung ist an Janusz adressiert. Ludwik schreibt seine Gedanken nieder und seziert das Versteckspiel des Paares. In sieben Kapiteln, die von Seite zu Seite immer erdrückender werden, berichtet Jedrowski von den seelischen Qualen unterdrückter homosexueller Liebe.
Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein. Ludwik ist ein schüchterner Junge, großgezogen von seiner Mutter, die früh stirbt, und seiner Großmutter in Breslau. Die Familie ist im inneren Widerstand, hört jede Nacht "Radio Freies Europa". Als Kind entwickelt er Gefühle für einen jüdischen Jungen, doch dessen Familie flieht 1968. Die antizionistische Kampagne des Parteichefs Wladyslaw Gomulka zwingt die polnischen Juden in die Emigration. Das ist auch für Ludwik ein Trauma. Seine Gefühle muss er weiter unterdrücken. Der Umgang mit seiner Sexualität ist von Scham und Verdrängung geprägt. Das Cruisen in einem Park stürzt ihn in eine Krise. Der Besuch einer Schwulenbar mit seiner Freundin Karolina führt zum Streit. Er ist ein Einzelgänger, nur die Literatur ermöglicht ihm die Weltflucht aus der Realität. Durch die Liebesaffäre mit Janusz lösen sich all seine Gedanken, er wird auch im Studium kritischer.
Janusz hingegen stammt aus einer Arbeiterfamilie. Er ist Anhänger der Partei, ohne die er seiner Ansicht nach nie hätte studieren können. Sein erster Job führt ich ausgerechnet in die Kulturzensurbehörde und damit ins Herz des Unrechtsstaates. Seine Freunde sind Kinder hochrangiger Parteifunktionäre. In ihrer Welt scheint alles möglich zu sein. Einem Flirt mit Frauen ist Janusz nicht abgeneigt, auch aus Opportunismus, um seine Homosexualität nicht auffliegen zu lassen.
Jedrowski beschreibt die Widersprüche und den Zynismus der Endphase des Ostblocks: "Jeder macht jemandem etwas vor. Dass das Land heruntergewirtschaftet ist, dass alles ungerecht ist? Was ist falsch daran, wenn man etwas selbst in die Hand nimmt und dafür sorgt, dass man nicht untergeht?" Dennoch leben die beiden jungen Männer eine fast normale Liebe: Bei einem Campingausflug schwimmen sie in den weiten Seen der Masuren und erleben ihr erstes Mal. Sie tanzen zu Blondies "Heart of Glass" und philosophieren nächtelang über den Sinn des Lebens. Anders als in den anderen Staaten des Warschauer Paktes erlaubte das Regime in Polen lange Zeit westliche Literatur, Filme und Musik, bis zur Verhängung des Kriegsrechts im Jahr 1981. Der Soundtrack von David Bowies Song "Warszawa", der 1977 nach einem Spaziergang des Sängers durch den Stadtteil Zoliborz entsteht und eines der martialischsten Synthiepop-Stücke des Briten ist, formt den Soundtrack, der über den Stadtspaziergängen schwebt.
Tomasz Jedrowski schreibt so kenntnisreich über die Wendezeit, als hätte er sie selbst erlebt. Doch er wurde erst 1985 geboren und ist als Kind polnischer Eltern in der Bundesrepublik aufgewachsen. Nach dem Studium in Cambridge und ersten Tätigkeiten in London und Paris entschloss er sich, nach Warschau zu ziehen und seinen Roman auf Englisch niederzuschreiben. Durch die Beschreibung des politischen Umbruchs der damaligen Zeit hat das Buch auch aktuelle Brisanz. Eine Vielzahl polnischer Gemeinden hat sich zu LGBTQ-freien Zonen erklärt, die regierende PiS hetzt bewusst gegen Homosexuelle. Jedrowski sagte in einem Interview mit britischen Medien, dass die Lektüre der Ikone der Homosexuellenliteratur, "Giovannis Zimmer", seine Einstellung zu seiner Sexualität verändert habe. Sein Erstlingswerk hat momentan ähnliche Auswirkungen auf die LGBTQ-Debatte in Polen.
Obwohl das Resümee des Roman ein schmerzhaftes ist. Die Beziehung der beiden einsamen Seelen, die nur Liebe gesucht haben, zerbricht am System. Und auch die Freiheit kann Ludwik nicht aus der Einsamkeit retten. "Aber allmählich glaube ich, dass nicht jeder auf dieselbe Weise leidet; dass nicht jeder überhaupt leidet. Und in gewisser Hinsicht ist es genau das, was uns zusammengeführt hat, dich und mich."
KEVIN HANSCHKE.
Tomasz Jedrowski: "Im Wasser sind wir schwerelos". Roman.
Aus dem Polnischen von Brigitte Jakobeit. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2021. 224 S., geb., 23,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Tomasz Jedrowskis Roman "Im Wasser sind wir schwerelos" ist ein Kultbuch der polnischen Alternativkultur
Dieser Sommertag Anfang der achtziger Jahre ist brütend heiß. Der zweiundzwanzigjährige Ludwik wird mit anderen Warschauer Studenten zum Ernteeinsatz in der polnischen Provinz verdonnert. Trotz der harten Arbeit auf dem Feld, zum Wohle von Partei und Vaterland, haben die jungen Leute Lust auf das Leben. Sie flirten, trinken und feiern. Doch Ludwik ist gelangweilt von seinen Altersgenossen, den Anbandelungsversuchen der Mädchen und der Plumpheit der anderen jungen Männer. Er will einfach nur lesen. Tief in seinem Rucksack hat er das auf dem Index stehende Buch "Giovannis Zimmer" des amerikanischen Autors James Baldwin versteckt, ein Roman über eine homosexuelle Liebe im Paris der Fünfziger. Dann taucht Janusz auf. "Ich drehte den Kopf, doch stattdessen fiel mein Blick auf dich. Ich hatte dich noch nie zuvor gesehen. Trotzdem war ich seltsam erleichtert, so als hätte ich jemanden erkannt." Im Laufe der Zeit nähern sich die beiden an und beginnen eine zarte Liebesgeschichte.
Bis zu diesem Zeitpunkt klingt der Debütroman "Im Wasser sind wir schwerelos" von Tomasz Jedrowski wie ein typisches homosexuelles Coming-of-Age-Märchen. Ein lauer Sommer, zwei junge Männer, die sich finden. Doch die Geschichte von Jedrowski ist eine andere, denn sein Buch erzählt von einer homosexuellen Liebe in Polen, im Angesicht des zerfallenden Kommunismus. Ein Outing und das Leben als schwules Paar sind für Ludwik und Janusz nicht vorgesehen. Homosexualität wird tabuisiert. Nur die Anpassung an die heterosexuelle Norm oder die Flucht in den Westen sind Optionen für ihr Leben. Der Ich-Erzähler Ludwik entscheidet sich für den zweiten Weg.
Zu Beginn des Buchs lebt Ludwik in New York. Doch die Geister der Vergangenheit lassen ihn nicht los. Er schreibt einen Brief. Die todtraurige Abrechnung ist an Janusz adressiert. Ludwik schreibt seine Gedanken nieder und seziert das Versteckspiel des Paares. In sieben Kapiteln, die von Seite zu Seite immer erdrückender werden, berichtet Jedrowski von den seelischen Qualen unterdrückter homosexueller Liebe.
Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein. Ludwik ist ein schüchterner Junge, großgezogen von seiner Mutter, die früh stirbt, und seiner Großmutter in Breslau. Die Familie ist im inneren Widerstand, hört jede Nacht "Radio Freies Europa". Als Kind entwickelt er Gefühle für einen jüdischen Jungen, doch dessen Familie flieht 1968. Die antizionistische Kampagne des Parteichefs Wladyslaw Gomulka zwingt die polnischen Juden in die Emigration. Das ist auch für Ludwik ein Trauma. Seine Gefühle muss er weiter unterdrücken. Der Umgang mit seiner Sexualität ist von Scham und Verdrängung geprägt. Das Cruisen in einem Park stürzt ihn in eine Krise. Der Besuch einer Schwulenbar mit seiner Freundin Karolina führt zum Streit. Er ist ein Einzelgänger, nur die Literatur ermöglicht ihm die Weltflucht aus der Realität. Durch die Liebesaffäre mit Janusz lösen sich all seine Gedanken, er wird auch im Studium kritischer.
Janusz hingegen stammt aus einer Arbeiterfamilie. Er ist Anhänger der Partei, ohne die er seiner Ansicht nach nie hätte studieren können. Sein erster Job führt ich ausgerechnet in die Kulturzensurbehörde und damit ins Herz des Unrechtsstaates. Seine Freunde sind Kinder hochrangiger Parteifunktionäre. In ihrer Welt scheint alles möglich zu sein. Einem Flirt mit Frauen ist Janusz nicht abgeneigt, auch aus Opportunismus, um seine Homosexualität nicht auffliegen zu lassen.
Jedrowski beschreibt die Widersprüche und den Zynismus der Endphase des Ostblocks: "Jeder macht jemandem etwas vor. Dass das Land heruntergewirtschaftet ist, dass alles ungerecht ist? Was ist falsch daran, wenn man etwas selbst in die Hand nimmt und dafür sorgt, dass man nicht untergeht?" Dennoch leben die beiden jungen Männer eine fast normale Liebe: Bei einem Campingausflug schwimmen sie in den weiten Seen der Masuren und erleben ihr erstes Mal. Sie tanzen zu Blondies "Heart of Glass" und philosophieren nächtelang über den Sinn des Lebens. Anders als in den anderen Staaten des Warschauer Paktes erlaubte das Regime in Polen lange Zeit westliche Literatur, Filme und Musik, bis zur Verhängung des Kriegsrechts im Jahr 1981. Der Soundtrack von David Bowies Song "Warszawa", der 1977 nach einem Spaziergang des Sängers durch den Stadtteil Zoliborz entsteht und eines der martialischsten Synthiepop-Stücke des Briten ist, formt den Soundtrack, der über den Stadtspaziergängen schwebt.
Tomasz Jedrowski schreibt so kenntnisreich über die Wendezeit, als hätte er sie selbst erlebt. Doch er wurde erst 1985 geboren und ist als Kind polnischer Eltern in der Bundesrepublik aufgewachsen. Nach dem Studium in Cambridge und ersten Tätigkeiten in London und Paris entschloss er sich, nach Warschau zu ziehen und seinen Roman auf Englisch niederzuschreiben. Durch die Beschreibung des politischen Umbruchs der damaligen Zeit hat das Buch auch aktuelle Brisanz. Eine Vielzahl polnischer Gemeinden hat sich zu LGBTQ-freien Zonen erklärt, die regierende PiS hetzt bewusst gegen Homosexuelle. Jedrowski sagte in einem Interview mit britischen Medien, dass die Lektüre der Ikone der Homosexuellenliteratur, "Giovannis Zimmer", seine Einstellung zu seiner Sexualität verändert habe. Sein Erstlingswerk hat momentan ähnliche Auswirkungen auf die LGBTQ-Debatte in Polen.
Obwohl das Resümee des Roman ein schmerzhaftes ist. Die Beziehung der beiden einsamen Seelen, die nur Liebe gesucht haben, zerbricht am System. Und auch die Freiheit kann Ludwik nicht aus der Einsamkeit retten. "Aber allmählich glaube ich, dass nicht jeder auf dieselbe Weise leidet; dass nicht jeder überhaupt leidet. Und in gewisser Hinsicht ist es genau das, was uns zusammengeführt hat, dich und mich."
KEVIN HANSCHKE.
Tomasz Jedrowski: "Im Wasser sind wir schwerelos". Roman.
Aus dem Polnischen von Brigitte Jakobeit. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2021. 224 S., geb., 23,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main