Die Friedrichswerder Kirche in Berlin hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Als eines der zentralen Werke Friedrich Schinkels war sie zunächst als protestantische Kirche in Verwendung. Nach der starken Beschädigung im Zweiten Weltkrieg und der weitgehenden Vernachlässigung der Ruine in der
DDR bis weit in die Siebzigerjahre hinein wurde die originalgetreue Rekonstruktion erst nach der…mehrDie Friedrichswerder Kirche in Berlin hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Als eines der zentralen Werke Friedrich Schinkels war sie zunächst als protestantische Kirche in Verwendung. Nach der starken Beschädigung im Zweiten Weltkrieg und der weitgehenden Vernachlässigung der Ruine in der DDR bis weit in die Siebzigerjahre hinein wurde die originalgetreue Rekonstruktion erst nach der Wiedervereinigung vollendet. Heute ist das Gebäude Außenstelle der Alten Nationalgalerie und beherbergt die Skulpturen des 19. Jahrhunderts, wobei die zeitlichen Grenzen vom späten 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert reichen.
„Im wechselnden Licht“ beleuchtet zum einen die Bau- und Nutzungsgeschichte, aber auch die Einordnung der ausgestellten Skulpturen in den Kontext der Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts. Ferner bemühen sich die Autoren um einen Katalog der Dauerausstellung, sowie um eine Darstellung der Künstlerbiografien. Sämtliche Texte sind sowohl im deutschen Original als auch in englischer Übersetzung verfügbar.
Zunächst ist mir aufgefallen, dass die Auswahl der Exponate teilweise nicht sehr glücklich ist. Zwar mag der Wunsch, Künstlerinnen einen größeren Raum zu geben, Berliner politischen Vorgaben geschuldet zu sein, aber wenn dies nur auf Kosten der Qualität zu erreichen ist, ist der Ansatz kontraproduktiv und verzerrt die Realität. Einer bildhauerischen Dilettantin (im kunsthistorischen Sinn, nicht als Herabsetzung gemeint) wie Kaiserin Viktoria von Preußen mit einem höchstens drittklassigen Werk hier einen Raum zu geben, ist eine Beleidigung für das Auge und auch die routinierte Büste Wilhelms I. einer Angelica Facius zeigt lediglich die Handschrift ihres Lehrers (und Werkstattleiters) Christian Daniel Rauch und nichts Eigenständiges. Das wäre alles kein Problem, gäbe es genug Stellfläche, aber in der Dauerausstellung haben nur 50 Werke Platz.
Die Texte sind auf der einen Seite inhaltlich etwas oberflächlich und kaum einmal referenziert, so als hätten sie ein reines Laienpublikum als Adressaten. Andererseits sind sie in fast schon bürokratischem Deutsch und so hölzern verfasst, als ob ihr Schicksal zwischen Aktendeckeln in einem Archiv wartete. Die Künstlerbiografien sind äußerst knapp gehalten und der Werkkatalog so rudimentär, dass nicht einmal die Maße der Werke genannt werden. Erstaunlicherweise sind zahlreiche Exponate auch nur als Gipskopien ausgestellt.
Insgesamt sind für mich sowohl die Ausstellung als auch der Begleitkatalog qualitativ enttäuschend. „Im wechselnden Licht“ hat zumindest bei mir nicht zur Erleuchtung beigetragen.