Der Erzählstil ist sehr schön. Allerdings vermag er mir nicht unbedingt zu dieser Geschichte passen, denn er verleiht der Geschichte ob ihrer Tragik etwas Märchenhaftes, Beschwingtes. Wenn über unpolitische Belange, z. B. Umgebung, Natur, Gepflogenheiten, Menschen von Afghanistan und Regionen des
Nahen Ostens berichtet werden, verleiht der Erzählstil diesem etwas als würde man bald durch einen…mehrDer Erzählstil ist sehr schön. Allerdings vermag er mir nicht unbedingt zu dieser Geschichte passen, denn er verleiht der Geschichte ob ihrer Tragik etwas Märchenhaftes, Beschwingtes. Wenn über unpolitische Belange, z. B. Umgebung, Natur, Gepflogenheiten, Menschen von Afghanistan und Regionen des Nahen Ostens berichtet werden, verleiht der Erzählstil diesem etwas als würde man bald durch einen Sesam in Tausendundeine Nacht eintauchen. Vielleicht ist es aber auch der Titel, der sein Scherflein dazu beiträgt, dass ich an mancher Stelle so empfunden habe.
Wiederum ermöglicht der Erzählstil ein entspanntes Lesen ohne Hektik, und das trotz immer wieder und weiterhin aktueller politischer Vorkommnisse. Hierfür, für brisant Politisches lässt der Erzählstil keine Tiefe zu, sodass man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen muss, dass es sich um ein wahre Geschichte handelt. Denn die reale Tragik, Hektik, Beängstigende und alles Aufreibende, was man mit einer Flucht in Verbindung zu bringen vermag, kommt nicht vor; es wird nicht weiter auf die „Stationen“ eingegangen, an denen Enaiatollah Akbari auf seiner Flucht nach Italien Zeit zubrachte, möglicherweise daher fehlt die Schärfe, die man bei einer Flucht zu erwarten meint; Verhältnisse mancher „Station“ werden oberflächlich erwähnt.
Viel intensiver hingegen wird sich dann seinem Leben in Italien gewidmet, was aber verständlich ist, hat er sich doch dort (s)ein Leben aufgebaut. Allerdings macht es mich auch traurig für seine Familie, dass er ihr nach Jahren gegenübertritt und sagt, er handhabt die Dinge westlich, lebe italienisch. Auf mich als Leser wirkte dies an mancher Stelle etwas von oben herab, als sei alles andere wertlos.
Und ich hätte mich gewünscht, es hätten nicht manche Sätze auf oder so bzw. und so geendet: z. B. …Papiere oder so. Denn das wiederum ist dem Erzählstil nicht zuträglich und solch Idiome mag ich nicht gern in einem Buch lesen. Es wird dessen Anspruch nicht gerecht, und das kann m. M. nach nicht der Anspruch der beiden Autoren gewesen sein, mit gossensprachlichen Wendungen aufzuwarten.
Alles in allem ein trotz oder gerade wegen des Hintergrundes schön erzähltes Buch. Es gibt keine Längen, die Schwere kommt durch den Erzählstil nicht auf.
Enaiatollah Akbari wendet den Blick weniger intensiv auf das, was hinter ihm liegt, vielmehr blickt er nach vorn und schaut auf das, was er erreicht und sich aufgebaut hat und wie er seinen Weg weitergehen möchte.
Dies macht das Buch auch zu einem positiven, indem der Leser dem Herrn Akbari beiwohnen kann, wie bzw. sein Buches Kraft in das legt, was kommt, nicht dem opfert, was vorbei ist.
So hat es möglicherweise ganz in seiner Absicht gelegen, keinen Fluchtcharakter aufkommen zu lassen oder dem Leser zu vermitteln, sondern es eher einer Reise mit Unbequemlichkeiten ähnlich zu beschreiben, die in den Aufbau eines Lebens mündet, der gepaart ist mit begleitenden Erfüllungen, die wiederum von Leben erfüllt sind und das Leben erfüllen.