»Im Zwischenland« lautet der programmatische Titel von Lou Andreas-Salomés 1902 erschienenem Novellenband mit »Fünf Geschichten aus dem Seelenleben halbwüchsiger Mädchen«. Wie schon in ihrer Erzählung »Ruth« von 1895, mit der der literarische Durchbruch gelang, gilt ihr Interesse der sensiblen Phase des Übergangs von der Kindheit zum Erwachsenwerden: ein Thema, das in der Zeit um 1900 den Nerv eines breiten Publikums traf. Musja, Ria, Lisa, Mascha, Dascha und Ljubow sind Suchende ebensowie Törless, Tonio Kröger und andere ihrer männlichen Pendants, die die literarische Moderne kennt. Es ist vor allem die weibliche Sicht auf die Adoleszenz und die unter diesem Blickwinkel erörterten psychologischen, poetologischen und sprachphilosophischen Fragen, die das zeitgenössische Publikum faszinierte und die noch heute den einzigartigen Reiz dieser Texte ausmacht. Die vorliegende Neuausgabe von »Im Zwischenland« ist die erste seit der vierten Auflage 1925. Sie lädt zur Wiederentdeckung des Werkes ein, das den geläufigen Literaturkanon der Moderne mit seinem Sujet und seiner spezifisch weiblichen Perspektive aufs Interessanteste bereichert.
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