Wesentliche Stationen auf dem Weg der Malerei vom ausgehenden Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert leuchten in den Aufsätzen Hella Krause-Zimmers auf - prägnant beschrieben und geistig in Bewegung gesetzt. Dieser Band, der die Sammlung ihrer Aufsätze zur Malerei vervollständigt, führt schwerpunktmäßig den individuellen Künstler und sein Bild vom seiner selbst bewusst gewordenen Menschen vor Augen.Mit Ausgang des Mittelalters gewinnt bei den Malern ein wacher, aufmerksamer, aber mehr äußerlicher Blick die Oberhand. Um dieses Phänomen wie überhaupt um Bilder, in denen Schritte der Bewusstseinsentwicklung seit dem Mittelalter offenbar werden, geht es Hella Krause-Zimmer im zweiten Teil ihrer gesammelten Kunstbetrachtungen vorwiegend. Der erkennende, sich selbst als Ich erlebende Mensch wird hier zum Thema, verbunden mit der Suche nach einer neuen Spiritualität. Und so ist kennzeichnend für viele dieser Betrachtungen, dass sie entweder die Form der Gegenüberstellung annehmen, zwei Bilder zweier Maler (verschiedener Strömungen, verschiedener Zeitalter) vergleichend, oder aber sich in die individuelle Bildsuche einer Künstlerpersönlichkeit vertiefen.Als einen Höhepunkt kann man Hella Krause-Zimmers Annäherung an Bilderrätsel erleben, vor denen der normale Betrachter staunend, aber eher ratlos steht: wie vor Giorgiones Judith, Cranachs Melancholie oder Lorenzo Lottos Bildnis eines Mannes. Die Aufsätze spannen einen Bogen zwischen vereinzelten Entdeckungen in der Kunst des Mittelalters über Renaissance (Leonardo, Michelangelo, Raffael, Masaccio, Giorgione), altdeutsche Malerei (Altdorfer, Dürer, Cranach), Rembrandt, van Gogh bis hin zu Munch und Macke, Margarita Woloschin und Ninetta Sombart.