AM Beginn es 21. Jahrhunderts steht die Menschheit vor einem entscheidenden Entwicklungsschritt. Sie muss neue Denkweisen ausbilden, um den gewaltigen ökologischen und sozialen Problemen erfolgreich begegnen zu können. Die ersten Ansätze einer integralen Sicht auf Mensch und Welt entwickelten im 20.Jahrhundert Künstler, Philosophen und Wissenschaftler. Es wurde ein bildhaftes imaginatives Denken gesucht, das über das bloß rationale Denken hinausgeht. In der durch Technik ermöglichten virtuellen Welt spiegelt sich diese innere Suche nach einem bildhaften Denken und Erleben. Die Flut technisch erzeugter Bildwelten droht die Suche nach der eigenen inneren Bildwelt des Menschen zu ertränken. Gelingt es dem Einzelnen trotz solcher Widerstände Imaginationen zu entwickeln, eröffnet sich die Chance, Lösungen für existentielle Lebensfragen der Gegenwart zu finden. Dieses Buch beschreibt einen Weg.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.07.2009Übungspensum
Eines darf man von Anthroposophen nicht erwarten: eine materialistische Erklärung. So steht denn im historischen Teil von Edwin Hübners kleiner Technik- und Bewusstseinstheorie der Satz: "Angetrieben von der wachsenden Unrast des Menschen wurden Maschinen gebaut, die ihm eine schnellere Fortbewegung als zu Pferd ermöglichten." Mir scheint eher die Unrast eine Folge der Moderne zu sein als umgekehrt, aber sei's drum: Was unter dem leicht irreführenden Titel "Imaginationen im virtuellen Raum" von dem in Stuttgart und Mannheim lehrenden und forschenden Physiker und Pädagogen auf nur wenig mehr als hundert Seiten zusammengetragen wird, ist ein verständliches Vademecum anthroposophischen Weltverständnisses, das in seiner Betonung des "übenden Menschen" eine interessante Hinleitung zum und womöglich auch Inspiration des jüngsten Sloterdijkschen Denkens bietet. Natürlich lautet die wichtigste Bezugsgröße für Hübner Rudolf Steiner, aber wenn wir diese offenbar obligatorischen Reverenzen vernachlässigen, bleibt das Plädoyer für einen aperspektivischen Blick auf die Welt. Das ist wohltuend in einer Zeit, die Originalität fordert, aber alle Diskussionen zu nivellieren sucht. (Edwin Hübner: "Imaginationen im virtuellen Raum". Technik und Spiritualität - Chancen eines neuen Jahrhunderts. Clavis Verlag, Frankfurt am Main 2008. 120 S., 13 Abb., geb., 16,80 [Euro].) apl
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Eines darf man von Anthroposophen nicht erwarten: eine materialistische Erklärung. So steht denn im historischen Teil von Edwin Hübners kleiner Technik- und Bewusstseinstheorie der Satz: "Angetrieben von der wachsenden Unrast des Menschen wurden Maschinen gebaut, die ihm eine schnellere Fortbewegung als zu Pferd ermöglichten." Mir scheint eher die Unrast eine Folge der Moderne zu sein als umgekehrt, aber sei's drum: Was unter dem leicht irreführenden Titel "Imaginationen im virtuellen Raum" von dem in Stuttgart und Mannheim lehrenden und forschenden Physiker und Pädagogen auf nur wenig mehr als hundert Seiten zusammengetragen wird, ist ein verständliches Vademecum anthroposophischen Weltverständnisses, das in seiner Betonung des "übenden Menschen" eine interessante Hinleitung zum und womöglich auch Inspiration des jüngsten Sloterdijkschen Denkens bietet. Natürlich lautet die wichtigste Bezugsgröße für Hübner Rudolf Steiner, aber wenn wir diese offenbar obligatorischen Reverenzen vernachlässigen, bleibt das Plädoyer für einen aperspektivischen Blick auf die Welt. Das ist wohltuend in einer Zeit, die Originalität fordert, aber alle Diskussionen zu nivellieren sucht. (Edwin Hübner: "Imaginationen im virtuellen Raum". Technik und Spiritualität - Chancen eines neuen Jahrhunderts. Clavis Verlag, Frankfurt am Main 2008. 120 S., 13 Abb., geb., 16,80 [Euro].) apl
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