Die Kommunikation zwischen den Wissenschaften und der Öffentlichkeit verläuft gegenwärtig immer noch schwerfällig. Unterschiedliche Erwartungen auf beiden Seiten führen zu Mißverständnissen und Spannungen. Doch von allen wird die Forderung nach einem intensiveren Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit erhoben.Ein solcher Dialog ist vor allem in Forschungsbereichen zu erwarten, die außerhalb der Universitäten angesiedelt sind und anwendungsorientiertes Wissen für ein Laienpublikum zur Verfügung stellen sollen. Allerdings wird auch dort Wissen häufig für, aber kaum mit der Öffentlichkeit entwickelt und überprüft. Mit welchen Mechanismen wird diese Kluft überwunden? Die Analysen der Forschungsgruppe Priska Gisler, Michael Guggenheim, Alessandro Maranta Christian Pohl und Helga Nowotny zeigen: Das angesprochene Publikum wird imaginiert.Das Konzept imaginierter Laien erläutert, wie Vorstellungen über Laien in den Expertisen von Sachverständigen es ermöglichen, daß der wissenschaftliche Sachverstand im Alltag erfolgreich umgesetzt werden kann, ohne daß Erwartungen der Öffentlichkeit enttäuscht werden. Anwendungsorientierte Expertise muß nicht nur den wissenschaftlichen Zusammenhängen genügen und theoretisch konsistent sowie empirisch überprüft sein. Ebenso muß sie alltäglichen Handlungszusammenhängen gerecht werden und pragmatische Kohärenz garantieren. Diese unterschiedlichen Zusammenhänge müssen von den Sachverständigen zur Deckung gebracht werden. Den imaginierten Laien werden zu diesem Zweck Handlungskompetenzen und Handlungsrationalitäten zugeschrieben. Sie werden in vereinfachten Zusammenhängen gedacht, die mit dem Design der Expertise kompatibel sind. Erfolgreiche Expertise, so die Schlußfolgerung der Forschungsgruppe, bedeutet paradoxerweise zumeist, daß zunächst Erwartungen der Sachverständigen bezüglich der Öffentlichkeit erfüllt werden und nicht umgekehrt die Wissenschaft auf die Laien zugeht. In bezug auf die legitimen Erwartungen der Öffentlichkeit bleibt ein solches Vorgehen unzureichend. Derartigen Expertisen droht daher medial inszenierter oder politischer Widerstand.In vier Fallstudien werden die imaginierten Laien untersucht: Ausstellungen, in denen Laien die Wissenschaft näher gebracht werden soll, Umweltberatungsfirmen, die für Behörden Maßnahmen zum Schutz der Umwelt erheben sollen, Aushandlungsprozesse, die um die angemessene Kennzeichnungspflicht gentechnisch veränderter Lebensmittel geführt werden, sowie die transdisziplinäre Umweltforschung. Im Schlußkapitel werden die Funktionen untersucht, die dem 'imaginierten' Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zukommen.
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