Reveals why India's huge population has now become her greatest strength; how information technology is bringing the benefits of globalization; why rapid urbanization is transforming social and political life; and how we can learn from India's difficult journey towards a single internal market.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.11.2009Indiens Probleme und Chancen
Die Perspektive eines IT-Unternehmers
Nandan Nilekani ist Ingenieur und ein Gründer von Infosys, einem der größten und auf dem Weltmarkt erfolgreichen Unternehmen der Informationstechnologie in Bangalore. Sein Buch ist in vier Teile und 27 Kapitel gegliedert und beschäftigt sich mit der Gesamtheit der sozialen, politischen, administrativen, ökonomischen und ökologischen Probleme Indiens.
Indiens Bevölkerungswachstum galt lange als Belastung. In einer Welt, in der der Westen und Ostasien schnell altern, hält Nilekani das anhaltende Wachstum der jungen Bevölkerung Indiens für einen Trumpf. Natürlich weiß er, dass seine Hoffnungen an eine gute Ausbildung geknüpft sind, dass immer noch viele Inder Analphabeten sind, dass die staatlichen Schulen wegen häufig schwänzender Lehrer schlecht sind, dass selbst viele Hochschulen so gut wie gar nicht auf die Berufsarbeit vorbereiten. Andererseits verweist er darauf, dass selbst arme Inder ihre Kinder zunehmend auf Privatschulen mit besseren Leistungen schicken, dass es im Bildungswesen auch Orte der Kompetenz gibt.
Nilekanis Optimismus muss vor dem Hintergrund seines persönlichen unternehmerischen Erfolgs und des wirtschaftlichen Aufschwungs seit der Liberalisierung Anfang der neunziger Jahre gesehen werden. Berichte aus der Frühzeit von Infosys deuten an, welche Widrigkeiten vor der Liberalisierung zu überwinden waren. Um den genehmigten Ort für den Empfang einer ausländische Hardware-Sendung zu verlegen, musste einer der Gründer von Infosys 18 Tage vor der Tür eines Bürokraten zubringen. Oder: Bis das Unternehmen die Einfuhrlizenz für einen Datenspeicher erhalten hatte, hatte sich die Speicherkapazität bei gleichzeitigem Preisverfall von 15 Prozent verdoppelt. Aber eine neue Lizenz wurde erforderlich.
Wer unter solchen Bedingungen ein global erfolgreiches Unternehmen aufbauen kann, muss natürlich Optimist werden. Wenn dann auch noch das Ansehen von Kapitalismus und Unternehmertum wie in Indien gestiegen ist, kann man auf eine bessere Zukunft hoffen.
Obwohl Nilekani immer wieder auf Bürokratie- und Staatsversagen zu sprechen kommt, hofft er gleichzeitig, in Indien einen bescheidenen Sozialstaat aufzubauen, das indische Bildungssystem auch durch Staatseingriffe zu reformieren, mehr Chancengleichheit zu schaffen, ein ökologisch nachhaltiges Wachstum anzuregen und die Infrastruktur so weit zu verbessern, dass Indien tatsächlich zu einem gemeinsamen Markt wird, was es nach Nilekani wegen politischer oder administrativer Fehler und Infrastrukturdefiziten noch nicht ist.
Bei diesen Plänen wird der potentielle Beitrag der Informationstechnologie recht klar beschrieben. Wie man die Politiker bewegen könnte, nicht mehr die Sonderinteressen von Kasten, Beamten, privilegierten oder unterprivilegierten Gruppen oder Regionen, sondern die gemeinsamen Interessen aller zu beachten, das bleibt eher unklar. Trotzdem: Das Buch ist lesenswert und interessant - sogar für diejenigen, die Indien schon kennen.
ERICH WEEDE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Perspektive eines IT-Unternehmers
Nandan Nilekani ist Ingenieur und ein Gründer von Infosys, einem der größten und auf dem Weltmarkt erfolgreichen Unternehmen der Informationstechnologie in Bangalore. Sein Buch ist in vier Teile und 27 Kapitel gegliedert und beschäftigt sich mit der Gesamtheit der sozialen, politischen, administrativen, ökonomischen und ökologischen Probleme Indiens.
Indiens Bevölkerungswachstum galt lange als Belastung. In einer Welt, in der der Westen und Ostasien schnell altern, hält Nilekani das anhaltende Wachstum der jungen Bevölkerung Indiens für einen Trumpf. Natürlich weiß er, dass seine Hoffnungen an eine gute Ausbildung geknüpft sind, dass immer noch viele Inder Analphabeten sind, dass die staatlichen Schulen wegen häufig schwänzender Lehrer schlecht sind, dass selbst viele Hochschulen so gut wie gar nicht auf die Berufsarbeit vorbereiten. Andererseits verweist er darauf, dass selbst arme Inder ihre Kinder zunehmend auf Privatschulen mit besseren Leistungen schicken, dass es im Bildungswesen auch Orte der Kompetenz gibt.
Nilekanis Optimismus muss vor dem Hintergrund seines persönlichen unternehmerischen Erfolgs und des wirtschaftlichen Aufschwungs seit der Liberalisierung Anfang der neunziger Jahre gesehen werden. Berichte aus der Frühzeit von Infosys deuten an, welche Widrigkeiten vor der Liberalisierung zu überwinden waren. Um den genehmigten Ort für den Empfang einer ausländische Hardware-Sendung zu verlegen, musste einer der Gründer von Infosys 18 Tage vor der Tür eines Bürokraten zubringen. Oder: Bis das Unternehmen die Einfuhrlizenz für einen Datenspeicher erhalten hatte, hatte sich die Speicherkapazität bei gleichzeitigem Preisverfall von 15 Prozent verdoppelt. Aber eine neue Lizenz wurde erforderlich.
Wer unter solchen Bedingungen ein global erfolgreiches Unternehmen aufbauen kann, muss natürlich Optimist werden. Wenn dann auch noch das Ansehen von Kapitalismus und Unternehmertum wie in Indien gestiegen ist, kann man auf eine bessere Zukunft hoffen.
Obwohl Nilekani immer wieder auf Bürokratie- und Staatsversagen zu sprechen kommt, hofft er gleichzeitig, in Indien einen bescheidenen Sozialstaat aufzubauen, das indische Bildungssystem auch durch Staatseingriffe zu reformieren, mehr Chancengleichheit zu schaffen, ein ökologisch nachhaltiges Wachstum anzuregen und die Infrastruktur so weit zu verbessern, dass Indien tatsächlich zu einem gemeinsamen Markt wird, was es nach Nilekani wegen politischer oder administrativer Fehler und Infrastrukturdefiziten noch nicht ist.
Bei diesen Plänen wird der potentielle Beitrag der Informationstechnologie recht klar beschrieben. Wie man die Politiker bewegen könnte, nicht mehr die Sonderinteressen von Kasten, Beamten, privilegierten oder unterprivilegierten Gruppen oder Regionen, sondern die gemeinsamen Interessen aller zu beachten, das bleibt eher unklar. Trotzdem: Das Buch ist lesenswert und interessant - sogar für diejenigen, die Indien schon kennen.
ERICH WEEDE
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