Die an fordistischen Prinzipien ausgerichtete Konsumgesellschaft ist offenbar nicht dazu in der Lage, eine rationale Antwort auf die derzeitige Umweltkrise zu geben. Dieses Umschlagen von Rationalität in Irrationalität wird verständlich, wenn man den Prozess von Produktion und Konsum als Stoffwechsel eines künstlichen Lebewesens auffasst. Es kann nämlich auch ein vollkommen unnützer Umsatz von Energie und Materie Existenzen sichern beziehungsweise Arbeitsplätze schaffen (wie etwa im Bereich des Tourismus, neben vielen weiteren Beispielen der Verschwendung). Eine solche Art des Wirtschaftens, die nicht allein auf die Befriedigung elementarer Bedürfnisse zielt, erscheint sogar besonders attraktiv, da sie ein fortwährendes Wachstum ermöglicht. Somit besteht für alle Beteiligten eine starke Motivation, das ökonomische System - in Analogie zu einem lebenden Organismus - als Selbstzweck zu etablieren und gegen jeden Versuch einer Beschränkung zu verteidigen. Jedoch wäre die Grenze des Verantwortbaren erreicht, wenn der quasi-biologische Prozess der Wertschöpfung den Bestand des natürlichen Ökosystems gefährdet. Heute gibt es überzeugende Belege dafür, dass eben dieser Fall eingetreten ist. Das bequeme Generieren von Wohlstand dient indes noch allzu vielen als Argument für die Beibehaltung der auf Verschwendung beruhenden Wirtschaftsform. Der Ansatz, die Konsumgesellschaft als ein künstliches Lebewesen zu beschreiben, erschließt also den Zusammenhang zwischen der erst seit kurzem akuten Umweltproblematik und dem bereits älteren Phänomen der Entfremdung: In materieller Hinsicht ist jener künstliche Organismus so groß geworden, dass er eine Bedrohung für das Ökosystem darstellt. Zugleich beraubt er die Menschen ihrer geistigen Dimension, indem er sie für ökonomische Zwecke funktionalisiert. (Überarbeitete und neu gestaltete Ausgabe, 05.04.2022)
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