Abseits der eingefahrenen Kant-Lektüren ihrer männlichen Kollegen geht die Autorin, eine erfrischend undogmatische Feministin der neuen Generation, Kants verstreuten Reflexionen zur Geschlechterdifferenz nach. Dabei kann sie überzeugend zeigen, daß Kant mehr war als der "galante Magister" oder, wie der alte Feminismus will, ein patriarchalischer Frauenverächter.Kant, der Autor der großen Kritiken, die zur Grundlage der modernen Aufklärung wurden, entlarvte auch mit überraschend scharfem Blick den Warencharakter der weiblichen Sexualität. Philosophiehistorisch gut abgesichert zeigt uns die Autorin einen ganz neuen Kant: einen Feministen "avant la lettre", einen bisher unbemerkten Versuch zu einer "Grundlegung zur Ethik der intersexuellen Egalität".Spannend ist auch die hier erstmals in dieser Genauigkeit beschriebene Freundschaft zwischen den beiden Königsbergern Immanuel Kant und Theodor Gottlieb von Hippel, Autor des berühmten Pamphlets "Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber". War Kant etwa ein Mitarbeiter oder gar Co-Autor dieser ersten öffentlichen Forderung nach bürgerlichen Rechten für Frauen?