Produktdetails
- Fischer Taschenbücher Bd.85050
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- Originaltitel: The Trouble with Lemons
- 2000.
- Seitenzahl: 250
- Altersempfehlung: von 11 bis 13 Jahren
- Deutsch
- Gewicht: 362g
- ISBN-13: 9783596850501
- ISBN-10: 3596850509
- Artikelnr.: 08706348
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.05.2000Immer Ärger
mit der Moral
Eine Jugend in Amerika
Daniel Hayes’ Buch zur Pubertät
Wakefield ist eine typisch amerikanische Kleinstadt mit Highschool und bürgerlichen Verhältnissen. Eine Stadt wie Littleton vielleicht, wo an einer Schule ein Massaker verübt wurde. Die Geschichte, die Daniel Hayes erzählt, handelt zwar nicht von einer blutigen Gewalttat. Doch sie ist geprägt von typisch amerikanischer Stimmung, einer Mischung aus Abgrund und Idylle, mit der der amerikanische Autor in Immer Ärger mit Zitrone spielt.
Der 12jährige Tyler McAllister hat die üblichen Ängste von Jugendlichen seines Alters: nichts wert zu sein. Mit Lymie, hat er sich angefreundet. Sie gehen bei Vollmond in einem kleinem See schwimmen. Tyler stößt plötzlich auf eine Leiche mit glitschigem Körper, aufgequollenen Augen. Die Jungen hatten vorher zwei Leute beobachtet, die im Auto flüchten. Sie benachrichtigen anonym die Polizei. Sind sie Zeugen eines Mordes geworden?
Daniel Hayes will keine Abenteuer- und Detektivgeschichte erzählen. Der Tote, ein Aushilfshausmeister aus Tylers Schule, bildet als Hintergrund nur eine Möglichkeit, den Roman ins Bedrohliche, Unheimliche zu treiben. Mehr interessiert sich Hayes für das Gefühlsleben des Jungen, der ein schneller Läufer ist, der seinen großen Bruder sehr verehrt, wie überhaupt alle, die groß und stark sind. Seit wenigen Wochen lebt Tyler zusammen mit Haushälterin und Verwalter auf dem weitläufigen Anwesen. Die Mutter ist Schauspielerin und dreht meistens im Ausland. So allein kommt er sich wie ein Verlierer vor, „wie ein Montagsauto”, das schlecht zusammengebaut wurde – in Amerika nennt man das lemon (daher der Titel). Verwalter Chuckie rückt immer mehr in den Mittelpunkt, er baut Tyler in entscheidenden Momenten auf.
Nach einer Schlägerei mit Jungs aus der Schule nimmt ihn Chuckie zu einem Wrestlingkampf mit. Wrestling steht symbolisch für die Gewissheit, dass im Leben manches anders aussieht, als es ist, für die latente Gewaltbereitschaft, die sich in Amerika unter Sauberkeit und Moral verbirgt. „Nur wegen des Liedes, der amerikanischen Nationalhymne wäre bestimmt die Hälfte bereit gewesen, Bomben auf russische Städte zu werfen”, sagt Tyler, als er die ganzen sauber aussehenden Besucher des Kampfes sieht. Dass zwei Jungs aus der Schule, die ihm Schwierigkeiten machen, den tödlichen Unglücksfall mit dem Aushilfshausmeister vertuschen wollen, ist ein weiteres Indiz für diese Gesellschaft der scheinbaren Moral. Wie sich Tyler hier behauptet, ist Hayes’ Thema und die Stärke des einfühlsam erzählten Romans. Dass am Ende seine Mutter engelsgleich auftaucht, hätte die Geschichte nicht gebraucht. Zumal die Schilderung der Mutter-Sohn-Beziehung nicht zu den starken Seiten des Buches gehört. (ab 11 Jahre)
HUBERT FILSER
DANIEL HAYES: Immer Ärger mit Zitrone. Aus dem Amerikanischen von Cornelia Krutz-Arnold. Fischer Schatzinsel 2000. 288 Seiten, 24,80 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
mit der Moral
Eine Jugend in Amerika
Daniel Hayes’ Buch zur Pubertät
Wakefield ist eine typisch amerikanische Kleinstadt mit Highschool und bürgerlichen Verhältnissen. Eine Stadt wie Littleton vielleicht, wo an einer Schule ein Massaker verübt wurde. Die Geschichte, die Daniel Hayes erzählt, handelt zwar nicht von einer blutigen Gewalttat. Doch sie ist geprägt von typisch amerikanischer Stimmung, einer Mischung aus Abgrund und Idylle, mit der der amerikanische Autor in Immer Ärger mit Zitrone spielt.
Der 12jährige Tyler McAllister hat die üblichen Ängste von Jugendlichen seines Alters: nichts wert zu sein. Mit Lymie, hat er sich angefreundet. Sie gehen bei Vollmond in einem kleinem See schwimmen. Tyler stößt plötzlich auf eine Leiche mit glitschigem Körper, aufgequollenen Augen. Die Jungen hatten vorher zwei Leute beobachtet, die im Auto flüchten. Sie benachrichtigen anonym die Polizei. Sind sie Zeugen eines Mordes geworden?
Daniel Hayes will keine Abenteuer- und Detektivgeschichte erzählen. Der Tote, ein Aushilfshausmeister aus Tylers Schule, bildet als Hintergrund nur eine Möglichkeit, den Roman ins Bedrohliche, Unheimliche zu treiben. Mehr interessiert sich Hayes für das Gefühlsleben des Jungen, der ein schneller Läufer ist, der seinen großen Bruder sehr verehrt, wie überhaupt alle, die groß und stark sind. Seit wenigen Wochen lebt Tyler zusammen mit Haushälterin und Verwalter auf dem weitläufigen Anwesen. Die Mutter ist Schauspielerin und dreht meistens im Ausland. So allein kommt er sich wie ein Verlierer vor, „wie ein Montagsauto”, das schlecht zusammengebaut wurde – in Amerika nennt man das lemon (daher der Titel). Verwalter Chuckie rückt immer mehr in den Mittelpunkt, er baut Tyler in entscheidenden Momenten auf.
Nach einer Schlägerei mit Jungs aus der Schule nimmt ihn Chuckie zu einem Wrestlingkampf mit. Wrestling steht symbolisch für die Gewissheit, dass im Leben manches anders aussieht, als es ist, für die latente Gewaltbereitschaft, die sich in Amerika unter Sauberkeit und Moral verbirgt. „Nur wegen des Liedes, der amerikanischen Nationalhymne wäre bestimmt die Hälfte bereit gewesen, Bomben auf russische Städte zu werfen”, sagt Tyler, als er die ganzen sauber aussehenden Besucher des Kampfes sieht. Dass zwei Jungs aus der Schule, die ihm Schwierigkeiten machen, den tödlichen Unglücksfall mit dem Aushilfshausmeister vertuschen wollen, ist ein weiteres Indiz für diese Gesellschaft der scheinbaren Moral. Wie sich Tyler hier behauptet, ist Hayes’ Thema und die Stärke des einfühlsam erzählten Romans. Dass am Ende seine Mutter engelsgleich auftaucht, hätte die Geschichte nicht gebraucht. Zumal die Schilderung der Mutter-Sohn-Beziehung nicht zu den starken Seiten des Buches gehört. (ab 11 Jahre)
HUBERT FILSER
DANIEL HAYES: Immer Ärger mit Zitrone. Aus dem Amerikanischen von Cornelia Krutz-Arnold. Fischer Schatzinsel 2000. 288 Seiten, 24,80 Mark.
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