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Herbert Henzler hat Generationen von Führungskräften ausgebildet und unzählige Unternehmen beraten. Zwanzig Jahre stand er dem deutschen Büro der weltweit größten Unternehmensberatung McKinsey vor, bevor er Chairman für Europa wurde. Seine Empfehlungen zum Umbau von Firmen waren oft heiß umstritten, aber der Erfolg gab ihm recht. Er gilt als brillanter Netzwerker und wirkte auch in der Politik, etwa als Berater des Wirtschaftsministers und Mitglied mehrerer Regierungskommissionen. In seiner Autobiographie nimmt Herbert Henzler uns mit in die Zirkel der Entscheider und berichtet vom Unterschied…mehr

Produktbeschreibung
Herbert Henzler hat Generationen von Führungskräften ausgebildet und unzählige Unternehmen beraten. Zwanzig Jahre stand er dem deutschen Büro der weltweit größten Unternehmensberatung McKinsey vor, bevor er Chairman für Europa wurde. Seine Empfehlungen zum Umbau von Firmen waren oft heiß umstritten, aber der Erfolg gab ihm recht. Er gilt als brillanter Netzwerker und wirkte auch in der Politik, etwa als Berater des Wirtschaftsministers und Mitglied mehrerer Regierungskommissionen. In seiner Autobiographie nimmt Herbert Henzler uns mit in die Zirkel der Entscheider und berichtet vom Unterschied zwischen Strategiepapieren und dem Handeln der Menschen. Zugleich spiegeln seine Erinnerungen einen Teil der deutschen Wirtschaftsgeschichte.

Autorenporträt
Henzler, HerbertHerbert Henzler gehört dem Advisory Council von McKinsey & Co. an und ist seit 1992 Honorarprofessor für Strategie- und Organisationsberatung an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Er ist in mehreren Aufsichtsräten, unter anderem von Hochtief und dem FC Bayern München, vertreten. Einmal im Jahr geht er mit Reinhold Messner und anderen Unternehmenschefs bergsteigen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.01.2012

Von erfolgreichen Seilschaften
McKinsey-Manager Henzler legt Lebenserinnerungen vor

Wenn nicht als Erfinder, so doch als Vollender des "Networking" gilt vielen in der Wirtschaftswelt der Unternehmensberater Herbert Henzler. Mit den wichtigsten Managern des Landes und vielen Spitzenpolitikern arbeitete der frühere Deutschland-Chef von McKinsey eng zusammen. So entstand über vier Jahrzehnte ein Netzwerk, in dem sich der 70 Jahre alte Schwabe bis heute behende bewegt. Auch nach seiner Pensionierung ist der umtriebige Manager und begeisterte Wintersportler weiter aktiv, berät die Bank Credit Suisse, sitzt in Verwaltungsräten und verfolgt karitative Projekte. "Immer am Limit" lautet der Titel seiner Autobiographie, der die Rastlosigkeit Henzlers treffend beschreibt.

Es könnte Langweiligeres geben als die Lebenserinnerungen dieses Mannes, in denen er auf 320 Seiten seine Begegnungen mit Helmut Kohl und Gerhard Schröder, mit Edzard Reuter und Alfred Herrhausen sowie seine Projektarbeit für Siemens, Bertelsmann oder die bayerische Landesregierung schildert. Bei Topmanagern seines Schlages überrascht es nicht, dass es eine Aneinanderreihung meist erfolgreicher Vorhaben ist: über den zweiten Bildungsweg zu akademischen Höhenflügen, vom Shell-Lehrling zum Leiter des erfolgreichsten McKinsey-Büros der Welt. Nur als Vorsitzender des Studierenden-Ausschusses in Siegen scheitert er daran, einen Jazzkeller einzurichten. "Keine Negermusik im Burgkeller" muss er enttäuscht die Begründung in einem Protokoll nachlesen. Einmal geht ein Unternehmen trotz McKinsey-Beistands in die Insolvenz.

Auch wenn die Anekdoten des Misserfolgs rar sind, bleibt die Lektüre spannend. Denn sie beinhaltet auch leisere Zwischentöne, die solche Betrachtungen brauchen, um den Leser über eine längere Strecke mitzunehmen. Wenn Henzler die bleierne Zeit des "Deutschen Herbstes" schildert, als auch er in das Visier von irregeleiteten Terroristen geriet, wird die Angst spürbar, die viele Manager Ende der siebziger Jahre hatten. Am Beispiel Alfred Herrhausens drückt er Trauer und Unverständnis aus, dass ausgerechnet der Deutsche-Bank-Chef mit seinem modernen Verständnis von Kommunikation einem Mordanschlag der RAF zum Opfer fiel.

Auch sonst erfährt man viel über Ethik und Selbstverständnis des Managers und ist regelmäßig hautnah dabei, wenn zukunftweisende Entscheidungen in Großkonzernen getroffen werden. Henzler beriet Daimler in der Phase, als zunächst ein globaler Technologiekonzern, dann ein multinationaler Autoriese geschmiedet wurde. Der Leser nimmt auch an seinem Erkenntnisgewinn teil. So schildert er den Lerneffekt, als einst Werner Bahlsen auf eine McKinsey-Präsentation reagierte. Dieser habe sich erbrechen müssen, weil die Berater in eineinhalb Stunden sein Lebenswerk zunichte gemacht hätten. So hart konnte man nicht mit Kunden umspringen.

Manchmal sind es scheinbar banale Weisheiten, die Henzlers Weltsicht beschreiben. "Besonders erfolgreiche Firmen, die ich kennenlernte, ob Shell, Bertelsmann oder Daimler, hatten eines gemeinsam: Sie bezahlten ihre Mitarbeiter weit über Tarif und gaben ihnen mehr Trainings als andere Konzerne", schreibt er. Zudem skizziert er die analytischen Methoden, mit denen er gearbeitet hat. Schließlich gibt es Passagen, in denen sich moralische Standfestigkeit und gesunder Menschenverstand paaren. In der Gesamtschau ergibt sich das Rüstzeug, das wohl auch junge Nachahmer erfolgreich machen dürfte.

Hätte Lothar Späth 1989 den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl gestürzt, wäre Henzler ein Ministeramt in Aussicht gestellt worden. Auch sonst erfährt der Leser viele Interna - etwa von der rätselhaften Gruppierung der "Similauner". Diesen Bergsteigerverbund, auf den die Bezeichnung Seilschaft nicht nur im übertragenen Sinne passt, gründete der Berater 1993. Als er zuvor mit Reinhold Messner einen Sechstausender in Ecuador bezwungen hatte, habe er viel über Vertrauen gelernt. Dass Konzernlenker wie Herbert Hainer, Hubert Burda, Jürgen Weber oder Klaus Kleinfeld gemeinsam Alpengipfel besteigen und danach über gesellschaftliche Themen debattieren, geht auf diese Erfahrung zurück.

PHILIPP KROHN.

Herbert Hentzler: Immer am Limit.

Econ-Verlag. Düsseldorf 2011. 336 Seiten. 22,99 Euro

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