Künstlerisch "thätige Geister" übten seit jeher eine magische Anziehung auf Alma Mahler aus; so war sie auch 1911 um Bergs Bekanntschaft sehr bemüht, und bald zählten Alban und Helene Berg zu Almas nächsten Freunden. Die insgesamt 564 Briefe aus den Jahren 1911 bis 1964 zeigen eine schillernde, facettenreiche Persönlichkeit mit vielseitigen Begabungen, die ihr Leben intensiv lebte und liebte. Almas Affären, ihr Musikverständnis, ihre eigenen Kompositionen, ihr sicheres Gefühl für das Große in der Kunst finden ihren Niederschlag. Als Mäzenin für Berg förderte Alma den Komponisten zu einem Zeitpunkt, als dieser noch weitgehend unbekannt war und in Wien bestenfalls als "Skandalkomponist" galt. Doch Almas Lichtgestalt hatte auch Schattenseiten, wozu ihre Judenfeindlichkeit gehörte, ebenso wie ihre ambivalente politische Einstellung nach 1930, worunter auch die Freundschaft mit Alban Berg zu leiden hatte. Die vorliegende Korrespondenz bietet bewegende Einblicke in das Leben Alma Mahler-Werfels und Alban und Helene Bergs in einer künstlerisch hoch ambitionierten und zugleich politisch bewegten Zeit.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Diese Edition ist ein Ereignis!, schwärmt Jens Malte Fischer. Kein ganz echter Briefwechsel zwar, räumt er ein, denn es sind vor allem Alma Mahlers Briefe an die Bergs, die hier versammelt sind, doch die drei Biografien wie auch das gesellschaftliche Leben im Wien der Zwischenkriegszeit werden Fischer durch die Lektüre so gegenwärtig, dass er an der Bedeutung der Ausgabe keine Zweifel hat. Retuschiert erscheint am Ende sein Bild von der antisemitischen Haltung Alma Mahlers, staunenswert für ihn die Offenheit der Damen im vertrauten Gespräch, Alban Berg jedoch als besserer Briefeschreiber und auch von größerer Liebenswürdigkeit. Kritikwürdig findet Fischer die etwas "umständliche" und "unübersichtliche" Anordnung der allerdings informativen Anmerkungen nicht im Anschluss an den jeweiligen Brief, sondern "in zwei Partien".
© Perlentaucher Medien GmbH
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