Wodurch zeichnen sich Imperien aus? Welche Gefahren birgt eine imperiale Ordnung? Und welche Chancen bietet sie? Mit einem Mal sind diese Fragen nicht mehr nur von historischem Interesse. Die USA haben inzwischen eine Vormachtstellung inne, die viele für bedrohlich halten. Bestimmen die Politiker in Washington die Regeln, denen der Rest der Welt zu folgen hat? Oder gibt es eine Logik der Weltherrschaft, der auch sie sich beugen müssen? Herfried Münkler zeigt, wie ein Imperium funktioniert und welche Arten von Imperien es in der Vergangenheit gegeben hat. Ein souveräner Gang durch die Geschichte und zugleich die brillante Analyse eines hochaktuellen Themas.
"Herfried Münkler ist ein wandelnder Ein-Mann-Think-Tank." (Die Zeit)
Zusammengestellt von Eberhard Rathgeb
WÜRDE EINE ÖKOLOGISCHE Weltregierung den drohenden Untergang der Welt verhindern können? Der amerikanische Geograph und Evolutionsbiologe Jared Diamond hat in seinem Bestseller über den Kollaps von Kulturen einige Gesellschaften untersucht, die untergegangen sind, weil sie blind ihren eigenen Interessen und Vorteilen gefolgt sind und sich um ihre ferne Zukunft keine Sorgen machten. Kann die Gegenwart etwas aus diesen Katastrophen lernen? Diamond stellt ein Frühwarnsystem auf. Doch allzuoft scheint der Rückblick in die Geschichte nur dazu zu dienen, vergangene Erscheinungen als vergangene Erscheinungen abzuhaken. Ein Beispiel dafür ist so etwas Ungezähmtes und Großes wie ein Imperium, das wir bei den Römern vermuten, aber nicht bei uns. Doch das Imperium ist zurückgekommen. Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler zeigt, daß die Vereinigten Staaten längst wieder sind, was einmal gewesen war: Statthalter der Weltherrschaft. Wahrscheinlich steht das alles, Untergang und Imperium, in dem berühmten geheimnisvollen Voynich-Code, den der englische Antiquar Wilfrid Voynich 1912 entdeckte und den zu entziffern sich die Wissenschaft bislang erfolglos bemühte.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Jörg Fisch spart nicht Lorbeeren: Prägnant, faszinierend, immer wieder überraschend, ja sogar brillant findet er Herfried Münklers Abhandlung über die Logik von Weltreichen, und doch ist er nicht überzeugt. Wie kommt's? Zunächst einmal beschreibt Münkler solche Staaten als Imperien, die sich ein übergeordnetes, hegemoniales Verhältnis zu anderen Staaten gesichert haben. Dies ist seiner Ansicht für die USA eindeutig der Fall. Was Fisch jetzt besonders interessiert, ist, wie Münkler den Begriff der augusteischen Schwelle anwendet. Mit Rekurs auf das Römische Reich ist damit der Punkt gemeint, an dem ein Imperium von der Expansion zur Konsolidierung seiner Macht übergeht, die Peripherie verstärkt einbindet und die Privilegien des Zentrums abbaut. Die Ergebnisse dieser Überlegungen hält Fisch für ausgesprochen spannend. Einwände erhebt er jedoch gegen Münklers Geschichtsbild, wonach Imperien quasi in der Gesetzmäßigkeit der Weltgeschichte liegen, das eine nur das andere ablösen kann. Für unhistorisch verkürzt hält er, dass Münkler nicht zwischen der Macht und dem Recht der Staaten unterscheidet. Denn natürlich werde es immer stärkere und schwächere Staaten geben, was aber nicht bedeutet, dass sie rechtlich nicht gleichgestellt sein könnten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Herfried Münkler ist ein wandelnder Ein-Mann-Think-Tank. Die Zeit