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"MAN KÖNNTE SICH KEINEN BESSEREN FÜHRER ZU DEN WUNDERN DER VERBLÜFFENDEN SPRACHENVIELFALT DIESER WELT WÜNSCHEN." MAIL ON SUNDAY
Wieso konnte das kleine Portugal eine Weltsprache hervorbringen und Holland nicht? Warum sprechen japanische Frauen anders als japanische Männer? Und weshalb funktionieren nicht-alphabetische Schriften genauso gut wie unsere 26 Buchstaben? Drei Viertel aller Menschen sprechen eine der 20 Sprachen, von denen dieses Buch erzählt. Gaston Darron taucht in ihre ungewöhnlichen Geschichten ein und erklärt uns ihre erstaunlichen, aufschlussreichen und unterhaltsamen…mehr

Produktbeschreibung
"MAN KÖNNTE SICH KEINEN BESSEREN FÜHRER ZU DEN WUNDERN DER VERBLÜFFENDEN SPRACHENVIELFALT DIESER WELT WÜNSCHEN." MAIL ON SUNDAY

Wieso konnte das kleine Portugal eine Weltsprache hervorbringen und Holland nicht? Warum sprechen japanische Frauen anders als japanische Männer? Und weshalb funktionieren nicht-alphabetische Schriften genauso gut wie unsere 26 Buchstaben? Drei Viertel aller Menschen sprechen eine der 20 Sprachen, von denen dieses Buch erzählt. Gaston Darron taucht in ihre ungewöhnlichen Geschichten ein und erklärt uns ihre erstaunlichen, aufschlussreichen und unterhaltsamen Besonderheiten. In seinem phantastisch geschriebenen Buch nimmt er uns auf eine einzigartige Weltreise mit, die uns einem Großsteil der Menschheit näher bringt.

Die Hälfte der Menschen hat eine der 20 Sprachen, von denen dieses Buch erzählt, als Muttersprache. Drei Viertel aller Menschen sprechen mindestens eine von ihnen. Aber was zeichnet diese 20 vor den übrigen 600 Sprachen der Welt aus? Gaston Dorren berichtet in seinem wunderbar vergnüglichen Buch von ihrer Herkunft und ihrem Aufstieg. Er erklärt die Schriften, die sie verwenden, stellt Juwelen und Lücken in ihrem Vokabular vor, erläutert linguistische Absonderlichkeiten und vermittelt uns, wie die Grammatik einer Sprache und die Weltsicht ihrer Sprecher zusammenhängen. So geht er etwa dem Rätsel nach, warum das Vietnamesische ein Dutzend Formen von «ich» kennt, erklärt den wundervollen Vokalreichtum des Portugiesischen und macht uns klar, dass wir alle mehr Arabisch können, als wir denken.
Autorenporträt
Gaston Dorren ist Journalist und freier Autor und hat eine ganze Reihe hoch gelobter Bücher über Sprachen geschrieben. Er spricht Niederländisch, Limburgisch, Englisch, Deutsch und Spanisch und liest außerdem Französisch, Afrikaans, Friesisch, Portugiesisch, Italienisch, Katalanisch, Dänisch, Norwegisch, Schwedisch, Luxemburgisch und Esperanto.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.10.2021

Tücken des Tons
Gaspar Dorren hat ein Buch über die meistgesprochenen Sprachen geschrieben. Es ist so beglückend wie bedrückend
Auch wer in Europa ernsthaft mehrsprachig ist, kennt doch meist nur solche Sprachen, die seiner eigenen ziemlich ähnlich sind: außer dem heimischen Deutschen typischerweise Englisch, Französisch, Italienisch, allenfalls noch Russisch oder Latein. Er glaubt, das Fenster der Welt damit weit aufgestoßen zu haben; doch alle diese Sprachen gehören zur selben Familie, dem Indoeuropäischen mit seinen ziemlich gleichförmigen Grundmustern – während die meisten Sprachen auf diesem Planeten ganz anders funktionieren, und zwar gerade einige der sprecherreichsten.
Um die Fülle dessen ahnbar zu machen, was Sprache überhaupt an Möglichkeiten bietet, hat Gaston Dorren, auf Englisch schreibender niederländischer Autor und Sprachwissenschaftler, zu einem einleuchtenden Auswahl-Prinzip gegriffen: Er präsentiert die 20 größten Sprachen der Welt – Größe hier ganz schlicht gemessen an der Zahl der Sprecher. Sie erscheinen in aufsteigender Ordnung, das heißt die kleinste unter den großen zuerst, und so hin bis zum Englischen. Dem jeweiligen Kapitel geht ein Steckbrief voraus, der knapp über Verwandtschaft, Verbreitung, Schrift, Phonetik und grammatische Eigenheiten der jeweiligen Sprache informiert.
Die kleinste unter den großen ist Vietnamesisch, mit 85 Millionen Sprechern. Dorren, der ganz unbefangen „Ich“ sagt, bucht einen dreiwöchigen Kurs in Hanoi. Eine Sprache in drei Wochen? Der Konsulatsbeamte, der das Visum ausstellt, zeigt sich skeptisch. Zurecht. Dorren gelangt noch nicht einmal auf die Stufe eines Gastarbeiters, dafür aber zu etwas anderem: zur Erkenntnis von den Tücken des Tons. Der Ton spielt in den europäischen Sprachen nur ausnahmsweise eine Rolle, beispielsweise wenn man zwischen „nà!“ und „ná?“ zu unterscheiden hat.
Im Vietnamesischen mit seinen vielen Einsilblern aber hängt die gesamte Semantik daran. „Man braucht nur einmal den falschen Ton zu treffen, und schon wird aus „hier“ „dort“, oder „geh“ wird zu „Prostituierte“, „Hodensack“ oder „misshandeln“. All das klingt in seinen Ohren wie weißes Rauschen; und wenn er sich selbst in den Gassen von Hanoi am Vietnamesischen versucht, bekommt er zur Antwort: Sorry no English. „Und warum bloß werden Flüsse, Messer und Augen grammatisch wie Tiere behandelt? Dies alles fasziniert den Linguisten in mir, aber es schüchtert den Schüler ein.“
Hier liegt der große Reiz des Buchs: dass man auf zwanglose Weise etwas über eine Sprache lernt, ohne dass man sie eigentlich lernen müsste. Dorren greift bei jeder Sprache den Aspekt heraus, der ihm besonders interessant vorkommt. Anhand von Nr. 19 etwa, Koreanisch (ebenfalls 85 Mio. Sprecher), erläutert er die Behauptung de Saussures, alle sprachlichen Zeichen seien beliebig. Für’s Koreanische jedenfalls trifft dies nicht zu. Hier spielt das lautsymbolische Prinzip eine systematische Rolle. „Kam-kam“ zum Beispiel heißt „im Dunkeln“, „kkam-kkam“ wiederum „im Stockdunkeln“, und „k’am-k’am“ schließlich „in gespenstischer, trostloser Dunkelheit“. Im wachsenden artikulatorischen Aufwand bahnt sich eine zunehmende Beklommenheit den Weg. Und das ist kein Spezialfall, sondern die Regel.
Bei jeder dieser fremden großen Sprachen tritt etwas zutage, was auch die eigene neu beleuchtet. Sprache ließe sich nicht per Kommando verändern? O doch! Dorrens Kronzeuge ist das Türkische. Kemal Atatürk verordnete ihm nicht nur eine neue Schrift, die lateinische, sondern erzwang eine Revolution des Wortschatzes. Die persisch-arabischen Fremdwörter, rund 60 Prozent des alten osmanischen Vokabulars, wurden radikal durch Neuprägungen ersetzt. Das geschah auf so rücksichtslose und chaotische Weise, dass die ganze Sprache zwischendurch in die Gefahr des Unverständlichen geriet und der große Rhetor Atatürk seine Reden zuletzt nur noch stockend vom Blatt las. Erst in den vergangenen Jahrzehnten hat das Türkische (Nr. 17, 90 Mio. Sprecher) eine neue Stabilität erreicht. Atatürk hat seinen Willen durchgesetzt. Es geht also. Und es geht auch mit Gewalt.
Das Gendern gilt heute als ein unentbehrliches Mittel, um gesellschaftliche Gleichberechtigung durchzusetzen. Im Japanischen (Nr. 13, 130 Mio. Sprecher) hat es genau dem gegenteiligen Zweck gedient: Die klare Unterscheidung von männlich und weiblich in der Sprache soll die unterlegene Position der Frau zementieren. Deshalb kämpfen die Frauen in Japan darum, dass es mit diesem Zweierlei ein Ende nimmt und auch sie sich als Leser bezeichnen dürfen, ohne dass sie als Leserin zu lächeln und zu nicken hätten.
Und wie steht es mit dem Deutschen? Mit 200 Mio. Sprechern, davon rund 100 Mio. Zweitsprachlern (eine hohe Quote!) nimmt es immerhin Platz 11 auf Dorrens Liste ein. Doch die Überschrift des entsprechenden Kapitels deutet das Problem an: „Ein Außenseiter mitten in Europa“. Worin genau besteht das Problem? In den unregelmäßigen Verben? Die gibt es überall. In der Reihung der Wörter im Satz? Die ist vertrackt, lässt sich aber kaum ändern, wenn der Unterschied zwischen „Du kommst morgen“ und „Kommst du morgen?“ nicht den Bach hinuntergehen soll.
Die wirkliche dysfunktionale Schwierigkeit des Deutschen steckt in der Deklination, genauer in der Zweiheit von starker und schwacher Deklination. „An einem schönen Sommermorgen“: Viel einfacher wäre es, wenn man sagen dürfte „An einem schönem Sommermorgen“. Das erwiese auch dem Dativ die volle Ehre. Denkt man drüber nach, leistet die Kasus-Endung eigentlich überhaupt keinen sinnvollen Beitrag zum Verständnis dieser Phrase, und „An ein schön Sommermorgen“ würde ohne jeden Verlust dieselbe Information transportieren. (Wer jemals eine DSH-Prüfung für ausländische Studierende korrigiert hat, der weiß, dass nahezu die Hälfte aller Fehler in diesem Bereich gemacht wird.) Ohnehin klingt, was die meisten Zeitgenossen so vor sich hinnuscheln, schon jetzt ziemlich ännlich. Dies ist unzweifelhaft der Weg der Zukunft. Warum ihn nicht schon heute freiwillig beschreiten, wenn wir spätestens in 300 Jahren sowieso dort herauskommen werden? Das wäre kaum ein Gewaltakt zu nennen, eher ein erleuchteter Vorgriff. Warum nicht auch im Deutschen ein bisschen atatürkisieren?
Nein, Sprache ist kein heiliges, überzeitliches Kulturgut. Sprache ist, womit die Leute einander verstehen oder weshalb sie daran scheitern. Sprache verharrt nicht in Zeit und Raum, sie oszilliert und erzeugt unendliche Vielfalt, was auch heißt: unendliche Verwirrung. Hunde haben es da deutlich einfacher. Aber wie tief und weit die Kluft ist, die uns trennt – um davon eine Vorstellung zu bekommen, braucht man dieses Buch. Es ist sehr unterhaltsam geschrieben, und man erfährt ungeheuer viel. Aber es erfüllt, trotz seines heiter aufgeschlossenen Tons, auch mit Trauer, denn man begreift, wie mächtig und unentrinnbar der Fluch von Babel bleibt.
BURKHARD MÜLLER
In Japan ging es beim
Gendern um das Gegenteil
von Gleichberechtigung
Gaston Dorren: Die größten Sprachen und was sie so besonders macht. Aus dem Englischen von
Juliane Cromme.
C.H. Beck, München 2021.
400 Seiten, 28 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Wolfgang Krischke lernt mit dem Buch des Journalisten Gaston Dorren die 20 größten Sprachen besser kennen. Englisch, Französisch, Portugiesisch, Spanisch, Russisch, aber auch Suaheli und Malaiisch. Die Vorgehensweise des Autors, der zunächst "steckbriefartig" Informationen sammelt, um dann plaudernd Besonderheiten herauszuarbeiten (die deutsche Syntax, die nationalistische Instrumentalisierung des Tamil), gefällt Krischke. Wenn Dorren eigene Sprachlernerfahrungen zum besten gibt, hat der Rezensent was zu Schmunzeln. Und wie sich Sozialsymbolik und Kommunikationsfunktion in einer Sprache in die Quere kommen können, erfährt er auch.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.11.2021

Bricht bald das Mandarin-Zeitalter an?
Deutsch in Kontrastbeleuchtung: Gaston Dorren widmet sich den Besonderheiten der zwanzig größten Sprachen

Die Liebe linguistischer Feinschmecker gilt meistens den kleinen Sprachen, ihren grammatischen Schnörkeln, filigranen Satzstrukturen und fremdartigen Begriffen, beherrscht von einigen Tausend oder gar nur wenigen Dutzend Menschen. Der niederländische Journalist Gaston Dorren geht in seinem Buch den umgekehrten Weg: Er stellt die zwanzig größten unter den 6500 Sprachen der Welt vor, die Dickschiffe der globalen Kommunikation, die auf ihrer Fahrt durch die Geschichte viele der kleineren Sprachen abgedrängt oder untergepflügt haben.

Imperiale Sprachen wie Englisch, Französisch, Portugiesisch, Spanisch, Russisch und Arabisch gehören dazu, aber auch große regionale Verkehrssprachen wie Malaiisch und Suaheli. Zugrunde gelegt hat Dorren seiner Auswahl die Zahlen der Mutter- und Zweitsprachler. Auch wenn solche Sprachstatistiken selten exakt sind, geben sie doch die Größenordnungen wieder. Am unteren Ende der Top 20 stehen Koreanisch und Vietnamesisch mit je 85 Millionen Sprechern. Deutsch liegt mit 200 Millionen im Mittelfeld. Die Spitze bilden, wenig überraschend, das chinesische Mandarin mit 1,3 und Englisch mit 1,5 Milliarden Mutter- und Zweitsprachlern.

Die Rangliste versammelt die Muttersprachen der halben Weltbevölkerung, ein weiteres Viertel hat eines dieser Idiome als Zweitsprache. Die Größe ist allerdings das einzige Merkmal, das ihnen allen gemeinsam ist. Ihre sprachfamiliäre Zugehörigkeit, ihre Laute und grammatischen Regeln und nicht zuletzt ihre Schriftsysteme unterscheiden sich stark. Am Beginn jedes Kapitels werden die wichtigsten Informationen zur dort vorgestellten Sprache steckbriefartig zusammengefasst. Danach konzentriert sich Dorren auf das, was diese Sprache besonders macht und in ihrer geschichtlichen Entwicklung hervorsticht.

Die laienfreundlich, in einem erzählend-anekdotischen Stil geschriebenen Sprachporträts fügen sich wie Mosaike zu einem Gesamtbild, das die große Spannweite menschlicher Ausdrucksmöglichkeiten demonstriert, obwohl es sich ja nur um einen winzigen Bruchteil aller Sprachen handelt.

Die oft sehr fremd anmutenden Eigenschaften von Sprachen wie Persisch, Panjabi oder Suaheli erläutert der Autor anhand von geschickt gewählten Vergleichen mit dem Deutschen. So fällt zugleich auch ein verfremdendes Licht auf das Deutsche, und im Kapitel, das ihm gewidmet ist, stellt Dorren dann auch dessen Merkwürdigkeiten in den Mittelpunkt. Dazu gehören die seit Mark Twain immer wieder gern bespöttelten Wortstellungsregeln ebenso wie die drei grammatischen Geschlechter.

Weniger bewusst dürfte deutschen Muttersprachlern sein, dass auch der Zwang, das Subjekt in einem Satz immer in Form eines Substantivs oder Pronomens auszudrücken, global gesehen ein Exotismus ist: "Geht noch zur Schule" ohne "er" oder "sie" geht auf Deutsch nur umgangssprachlich und im passenden Zusammenhang. In den meisten anderen Sprachen der Welt ist es ein völlig korrektes Satzmuster. Allerdings ist das Deutsche als Sonderling nur Erster unter Gleichen: Etliche Eigenheiten teilt es mit Niederländisch, Englisch, Friesisch und - parbleu - dem Französischen, das nicht nur seine Umlaute, sondern auch das obligatorische Subjektpronomen den germanischen Zungen der Franken verdankt.

Während Dorren anhand des Vietnamesischen auf amüsante Weise seine Irrfahrten als Sprachschüler in maximal fremdem Terrain schildert, greift er beim Koreanischen die Ideophone heraus. Diese Wörter bilden Gestalten, Bewegungen, Größenverhältnisse, lautliche Vorgänge und taktile Wahrnehmungen klangsymbolisch nach. Das geht weit über die auch bei uns bekannten Lautmalereien hinaus und beleuchtet den symbolischen Wurzelgrund menschlicher Sprache.

Einen ganz anderen Aspekt hebt der Autor beim in Südindien und auf Sri Lanka gesprochenen Tamil hervor. Dessen Geschichte liefert ein extremes Beispiel für die nationalistische Instrumentalisierung und sexuelle Metaphorisierung von Sprache. Die Propagandisten, die Tamil mal als Mutter, mal als Geliebte anrufen und ihre "schimmernden Lippen", "üppigen Brüste" und "schmale Taille" rühmen, wollen zugleich ihren Feinden "den Kopf abhacken" und einen "Fluss aus purpurrotem Blut" strömen lassen.

Sprachideologisch aufgeladen sind auch "Urdu" und "Hindi", zwischen denen außer in der Schrift kaum ein Unterschied besteht. Die beiden Namen und die durch sie suggerierte Verschiedenartigkeit spiegeln die Konflikte zwischen Indien und Pakistan sowie Hindus und Muslimen. Für eine wiederum andere Facette von Sprachpolitik steht die radikale Reformierung des Türkischen, die Kemal Atatürk in Gang setzte. Ihr Beispiel verdeutlicht, welch durchgreifende Wirkung puristische Maßnahmen haben können, wenn die politischen Rahmenbedingungen passen.

Wie die sozialsymbolische Rolle der Sprache ihre kommunikative Funktion behindern kann, zeigt das Javanische. Dessen streng hierarchisch strukturiertes Höflichkeitssystem "Krama", das die Beziehungen zwischen sozial Ungleichen auf höchst komplizierte Weise regelt, empfinden mittlerweile auch viele Muttersprachler als Belastung. Vor allem Jüngere weichen auf die offizielle Landessprache Bahasa Indonesia, die indonesische Variante des Malaiischen, aus. Hochsymbolisch ist auch die sprachliche "Sichtbarmachung" von Frauen in Japan, die allerdings hiesigen Genderisten kaum gefallen dürfte. Im Japanischen gibt es kein Genus, aber dafür einen weiblichen "Genderlekt". Er legt Frauen, die nicht als unweiblich gelten wollen, darauf fest, bestimmte grammatische Formen, Silben und Wörter zu verwenden.

Am Schluss steht die Frage, was nun gerade Englisch zum globalen Dauer-Champion gemacht hat - eine Sprache, die noch Ende des sechzehnten Jahrhunderts "nicht weit jenseits unserer Insel reicht", wie ein englischer Pädagoge seufzte. Jedenfalls nicht seine vermeintliche Einfachheit, wie Dorren zu Recht betont. Die starken Verben, das Tempussystem, die Aussprache, die korrekte Wahl der Präpositionen, die Feinheiten des reichhaltigen Wortschatzes und die chaotisch anmutenden Rechtschreibregeln qualifizieren Englisch nicht für den Titel einer "Leichten Sprache der Weltkommunikation".

Wie schon das ebenfalls nicht für seine Einfachheit bekannte Latein zeigt, sind es ökonomische, machtpolitische und kulturelle Faktoren, die einer Sprache internationale Verbreitung verschaffen. Vor diesem Hintergrund könnte bald das Mandarin-Zeitalter anbrechen. Dorren vermutet allerdings, dass die Verbreitung des Englischen bereits so weit fortgeschritten ist, dass eine weitere Sprache auf absehbare Zeit keine Chance hat, zur neuen Lingua franca zu werden. Doch es gibt einen Unsicherheitsfaktor, der kein historisches Vorbild hat - die maschinelle Übersetzung. Welche Auswirkungen sie auf die globale Sprachenlandschaft haben wird, lässt sich heute noch nicht abschätzen. WOLFGANG KRISCHKE

Gaston Dorren: "In 20 Sprachen um die Welt". Die größten Sprachen und was sie so besonders macht.

Aus dem Englischen von Juliane Cromme. C. H. Beck Verlag, München 2021. 400 S., geb., 28,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Nicht alle denken deutsch und sprechen englisch. Hier werden andere Weltsprachen mit ihren Attraktionen vorgestellt."
ZEIT, Jens Jessen

"Die laienfreundlich, in einem erzählend-anekdotischen Stil geschriebenen Sprachporträts fügen sich wie Mosaike zu einem Gesamtbild, das die große Spannweite menschlicher Ausdrucksmöglichkeiten demonstriert."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Wolfgang Krischke

"Dorren bringt dabei das Kunststück fertig, Laien grundverschiedene Typen des Verschriftlichens bis hin zu den aberwitzig komplizierten Systemen der Japaner in unterhaltsamer Kürze nahezubringen."
Falter, Sebastian Kiefer

"Der Sprachwissenschaftler erzählt kundig und heiter vom Vietnamesischlernen, was Sprachvielfalt mit politischer Stabilität zu tun hat und warum es in Westbengalen so viele Schriftsysteme gibt wie nirgendwo sonst."
Der Standard

"Gibt einen ebenso unterhaltsamen wie lehrreichen Überblick (...) Gaston Dorren lässt wissenswerte Fakten durch persönliche Erfahrungen lebendig werden." Abendzeitung, Roberta de Righi

"Dorren fördert ein wahres Füllhorn an Details zu jeder Sprache zutage"
Forschung & Lehre, Ina Lohaus

"Wenn der Linguist und Journalist Gaston Dorren über Sprache schreibt, dann geht es weniger um Adjektive und das Konjugieren als vielmehr um Kultur, Geografie und Geschichte." Buchkultur

"Es präsentiert auf unterhaltsame Art einen Schatz von Wissenswertem über die wichtigsten Sprachen der Welt." journal21.ch, Urs Meier

"Sprache verändert sich, aber der Mensch ist sprachlich ein konservatives Wesen, über Sprache definiert er oft seine Zugehörigkeit, ja seine Identität, weshalb aus Sprachstreit echte Kriege entstehen können. Mit solchen Themen befasst sich der holländische Autor Gaston Dorren in seinem neuen Buch." Tages-Anzeiger, Martin Ebel

"Wer Sprachen liebt, kennt aber ja nicht unbedingt die 20 Sprachen mit den meisten Sprecherinnen und Sprechern. Bis jetzt. Denn nun gibt es das neue Buch des niederländischen Sprachenkenners Gaston Dorren (...) bemerkenswert (...) 20 verschiedene Erzählideen." Bayern 2 - Sozusagen, Hendrik Heinze

"Nicht in 80 Tagen, sondern mit 20 Sprachen nimmt Gaston Dorren seine Leser auf eine etwas andere Weltreise." Zuger Presse

"Man könnte sich keinen besseren Führer durch die Wunder und Vielfalt der Sprachen dieser Welt wünschen."
Mail on Sunday

"Ein faszinierender Führer und eine Feier der sprachlichen Vielfalt und Zweisprachigkeit."
The Guardian
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