"Die hilflosen Reaktionen der deutschen Mitbürger auf die Meldungen aus Afghanistan beunruhigen mich. Ich arbeite in Afghanistan. Viele Menschen hier sind mir ans Herz gewachsen. Mir ist nicht gleichgültig, was mit Afghanistan geschieht. Daher habe ich mich entschlossen, das, was ich von Afghanistan
verstanden zu haben meine, so aufzubereiten, dass es dem Leser hilft, das einzuordnen, was ihm aus…mehr"Die hilflosen Reaktionen der deutschen Mitbürger auf die Meldungen aus Afghanistan beunruhigen mich. Ich arbeite in Afghanistan. Viele Menschen hier sind mir ans Herz gewachsen. Mir ist nicht gleichgültig, was mit Afghanistan geschieht. Daher habe ich mich entschlossen, das, was ich von Afghanistan verstanden zu haben meine, so aufzubereiten, dass es dem Leser hilft, das einzuordnen, was ihm aus diesem so fremden Land gemeldet wird." (Peter Schwittek)
In lockerem Plauderton aber präziser Sprache und Argumentation lässt der Mathematiker Peter Schwittek, eine Welt vor dem inneren Auge des Lesers entstehen, die ihm bisher völlig unbekannt war. Nachdem der Autor in den 70iger Jahren an der Universität von Kabul Mathematik unterrichtet hatte, engagierte er sich mehr und mehr als Entwicklungshelfer. Bis zum Jahre 2000 arbeitete er für größere Hilfsorganisationen, insbesondere für die Caritas. Um Unterrichtsprojekte fortführen zu können, gründete er schließlich einen eigenen Verein, OFARIN. Der Schwerpunkt der Arbeit lag stets darin, Mädchen und Jungen das Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen - und zwar in Moscheen. Woanders wäre das unter der Herrschaft der Taliban in den 90iger Jahren gar nicht möglich gewesen...
Die Beschreibung dieser Entwicklungsarbeit und der Notwendigkeit zunächst einmal den unterrichtenden Lehrern das Rechnen beizubringen bildet aber nur einen der roten Fäden, die das Buch von Anfang bis Ende durchwirken. Andere sind die Auswirkungen der Afghanischen Stammesgesellschaft auf das tägliche Verhalten der Menschen, die historischen und ethnischen Zusammenhänge, die die Ambitionen Pakistans erklären und das ignorante, demütigende und oft sehr brutale Verhalten US-amerikanischer Truppen gegenüber der Bevölkerung, das sehr stark zur Entstehung einer neuen Talibanbewegung beigetragen hat. Auch der allzu 'vertrauensvolle' Umgang der Geberländer mit einer völlig ineffektiven Verwaltung wird aufs Korn genommen und dabei geschildert welch kontraproduktiven Verwerfungen allzu freigiebige Entwicklungshilfe in einer Gesellschaft wie der afghanischen zeitigen kann.
All' diese Zusammenhänge sind verpackt in eine lose Aufeinanderfolge von Beschreibungen einzelner Begegnungen, Erlebnisse und Erzählungen. Man erfährt dabei schnell, dass so manches Ereignis in Afghanistan dort nicht nur völlig anders bewertet wurde als in unseren Medien, sondern sich auch ganz anders abgespielt hat, als es hier im eiligen Wettlauf der Nachrichten dargestellt wurde. Nur zu leicht machen wir uns in Europa ein Bild von Afghanistan, das mit der Wirklichkeit am Hindukusch nicht das Geringste zu tun hat. Dies zu zeigen und zu erklären war das Anliegen des Autors. Es ist ihm mit Bravour gelungen!