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Der »Megageheimtipp der amerikanischen Literaturszene«. Harald SchmidtDavid Foster Wallace zählt seit seinem Bestseller »Schrecklich amüsant, aber in Zukunft ohne mich« auch in Deutschland zu den großen amerikanischen Stimmen wie Jonathan Franzen oder Jeffrey Eugenides.
In seinen neuen Erzählungen nimmt er die zeitgenössische Wirklichkeit ins Visier und zeigt sich erneut als scharfer Beobachter, der gesellschaftliche Schwachstellen unbarmherzig ausschlachtet.
»Ich war mein Leben lang ein Heuchler« - so ehrlich gibt sich der Patient seinem Psychiater gegenüber, um dann eine nicht immer
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Produktbeschreibung
Der »Megageheimtipp der amerikanischen Literaturszene«. Harald SchmidtDavid Foster Wallace zählt seit seinem Bestseller »Schrecklich amüsant, aber in Zukunft ohne mich« auch in Deutschland zu den großen amerikanischen Stimmen wie Jonathan Franzen oder Jeffrey Eugenides.

In seinen neuen Erzählungen nimmt er die zeitgenössische Wirklichkeit ins Visier und zeigt sich erneut als scharfer Beobachter, der gesellschaftliche Schwachstellen unbarmherzig ausschlachtet.

»Ich war mein Leben lang ein Heuchler« - so ehrlich gibt sich der Patient seinem Psychiater gegenüber, um dann eine nicht immer ehrliche Beschreibung seines geheuchelten Lebens zu referieren. Genaue Kenntnis des Konsumverhaltens verspricht sich Schmidt, der eine Testgruppe in ihrer Reaktion auf die Verpackung von Pausensnacks beobachtet und plötzlich Mordphantasien entwickelt. Ein Mann führt die Einsamkeit seines Sohnes darauf zurück, dass er selbst als Kind eher seinen Tagträumen nachhing als dem Unterricht zufolgen und so nicht mitbekam, dass sein Lehrer durchdrehte ...


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Autorenporträt
David Foster Wallace, 1962 geboren, gilt als einer der wichtigsten Vertreter der amerikanischen Literatur. Zahlreiche Veröffentlichungen, u.a. »Unendlicher Spaß«, »Kurze Interviews mit fiesen Männern«, »Der Besen im System« und »Der bleiche König«. David Foster Wallace starb am 12. September 2008.

Ulrich Blumenbach, geboren 1964 in Hannover und aufgewachsen in Lüneburg, hat Anglistik und Germanistik in Münster, Sheffield und Berlin studiert und arbeitet seit 1993 als literarischer Übersetzer aus dem Englischen und Amerikanischen sowie als Gelegenheitslektor und -kritiker.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.12.2006

Wozu das ganze Affentheater?
Das Bewußtsein ist nur eine Fiktion: David Foster Wallace testet Schokoriegel / Von Hannes Hintermeier

Ein Giftanschlag, ein verbrühtes Kind, ein durchgedrehter Lehrer als Geiselnehmer, ein Heuchler als Selbstmörder und ein weises Kind, das von seinen Stammesgenossen verbrannt wird - es hat sich eingebürgert, bei David Foster Wallace nicht so sehr darauf zu achten, worüber er schreibt, sondern wie. Das ist auch naheliegend, denn mit stringenter Handlung hat der amerikanische Schriftsteller nicht sehr viel am Hut. Er testet bevorzugt die Grenzen des Satzbaus, bricht gern mal mitten im Absatz ab, liebt Abkürzungen, montiert Fußnoten oder dehnt seine Wortungetüme, bis sie zu platzen drohen.

Mit so einer Schreibweise ist normalerweise kommerziell kein Blumentopf zu gewinnen, aber DFW, wie ihn seine Anhänger kürzeln, zählt zu der raren Spezies von Autoren, die sich dem Mainstream verweigern und dennoch zu Erfolgsschriftstellern wurden. Auch hierzulande verkaufte sich sein Bericht einer Kreuzfahrt "Schrecklich amüsant - aber in Zukunft ohne mich" rund hunderttausendmal. Hoch liegt die Latte stets bei seinen Büchern, was freilich auch bedeutet, daß Wallace sich mit jedem neuen Buch selbst übertreffen muß, wenn er seinen Eigengesetzen treu bleiben will. Für Ungeübte sind seine Bücher wenig empfehlenswert, und auch dieser neue Band mit Erzählungen fordert die ganze Leserin.

Gleich die erste, knapp hundert Seiten lange Geschichte, "Mr. Squishy", zeigt, wie avanciert Wallace schreibt. Sie handelt unter anderem von einer Gruppe, die Schokoladenriegel vor der Markteinführung testet; von den Bossen dieser "Focus Group", die allerdings wenig Ahnung hat, was in ihrer Firma vorgeht; von Terry Schmidt, dem Leiter der Gruppe, der im heimischen Labor (oder nur in seiner Phantasie?) hochgiftige Substanzen wie Ricin und Botulin herstellt, um sie per Injektion in Schokoriegel zu befördern und der amerikanischen Süßwarenindustrie einen vernichtenden Schlag beizubringen; und sie handelt von einer merkwürdigen Gestalt, die an der Außenwand des Hochhauses, in dem diese Gruppen tagen, hinaufklettert und deren Verkleidung frappant dem "Mr. Squishy"-Riegel ähnelt und die (vielleicht) ein Gewehr dabei hat.

Ein offenes Ende ist in solchen Konstellationen wohl verpflichtend, und Wallace versteht sich darauf, Lesererwartungen zu sabotieren. Ob es den Giftanschlag je geben wird, bleibt ebenso offen wie der Mund des Lesers, der über die detaillierten Innenansichten der Werbeindustrie ebenso staunt wie über die eigenwillige Meisterschaft, den Bewußtseinsstrom nach Belieben umzuleiten. Daß der Schokoriegel in der Testphase "Felonies!" (Verbrechen) heißt und mit dem Trick der Abschreckung Käufer locken will, ist nur eine von vielen Volten, die zur Aufladung der Geschichte beitragen. Sätze wie der folgende - "Für Team Dy hingegen ergaben sich substantielle Gehaltsvorteile, denn Team Dy wurde als personalistisch strukturierte Kapitalgesellschaft nach § 1361-1379 U.S.T.C. geführt" - gehören allerdings zum Standardrepertoire; mehrseitige, furchterregend lange Perioden ebenso. Manchmal hat der Erzählgestus durchaus etwas von oberschlauer Arroganz, immer aber ist ein Subtext dabei, der signalisiert, daß die Sätze "gemacht" sind, und daß sie gemacht sind, um enträtselt zu werden.

Deshalb funktionieren auch nicht alle Geschichten auf der Ebene einer realistischen Erzählweise. "Die Seele ist kein Hammerwerk" zum Beispiel zeigt einen Ich-Erzähler, der sich rückblickend an eine (versuchte?) Geiselnahme erinnert. Weil er als einer der wenigen Schüler vor lauter Tagträumerei nicht mitbekam, was sich da vorne am Pult anbahnte, galt er als geistig zurückgeblieben. Der Aushilfslehrer Mr. Johnson fing aber ganz unauffällig an, durchzudrehen, indem er die Tafel mit den Aufforderung "Tötet sie" vollschrieb. Für die Polizei war klar, daß er die Schüler meinte, mit Waffeneinsatz beendete sie die Geiselnahme.

Der Erzähler aber erinnert sich an sein "quantenkalibriertes Visier" - die Glasdrahtfensterscheibe, die ihm die Wirklichkeit auf dem Schulhof zu einer "Bildgeschichte" werden ließ, "die sich Kästchen für Kästchen im Fenster entwickelte". Sprich, Erinnerung, sprich? "Im Grunde hatte ich keine Ahnung, was gespielt wurde."

Als Autor einer Generation, die von Kindesbeinen an dem Diktat der Bewußtseinsindustrie unterworfen war - Wallace ist vierundvierzig -, nimmt er sich auch mit diesen Stories eine "Gehirnwäsche" des individuellen Bewußtseins im Fernsehzeitalter vor. Freier Wille? Fehlanzeige. Es sei schon erstaunlich, sagt der Selbstmörder in "Neon in alter Vertrautheit", in welchem Ausmaß die Sprache versage, wenn es um Verständigung gehe - "und doch versuchen wir am Alltag ständig, anderen Menschen zu vermitteln, was wir denken, und herauszufinden, was sie denken, obwohl an und für sich jeder tief drinnen weiß, daß das Ganze ein Affentheater ist, das man nur pro forma veranstaltet".

Daß er auch anders, emotionaler, kann, zeigt er auf nur vier Seiten mit "Inkarnationen gebrannter Kinder". Wie in Superzeitlupe wird geschildert, wie infolge eines Mißgeschicks der Mutter ein Kleinkind mit kochendheißem Wasser überbrüht wird. Der brillante Text konterkariert die Schockstarre, die er auslöst, mit dem Satz: "Wer nie geweint hat, es aber gerne würde, der schaffe sich ein Kind an."

Dem deutschen Leser wollte der Verlag offenbar nicht zuviel zumuten. Denn im Original umfaßt "Oblivion" acht Stories. Fünf davon versammelt die vorliegende Ausgabe, die zweite Portion verspricht der Verlag für 2007, sozusagen als Zwischenmahlzeit, bevor 2008 dann der 1995 erschienene Großroman "Infinite Jest" erscheinen soll. Das nennt man Marktwirtschaft. Der Respekt des Lesers aber gilt neben dem Autor auch seinen Übersetzern - das ist hart verdientes Geld.

David Foster Wallace: "In alter Vertrautheit". Stories. Aus dem Englischen übersetzt von Ulrich Blumenbach und Marcus Ingendaay. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2006. 255 S., geb., 18,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Man hat sich allgemein darauf verständigt, dass es nicht auf den Inhalt, sondern auf die Erzählweise in den Geschichten von David Foster Wallace ankommt, meint Hannes Hintermeier. Daran sei nicht nur der gewöhnlich nicht sehr geradlinige Plot von Wallace' Prosatexten schuld, sondern auch seine äußerst "avancierte" Sprache, die den Lesern ziemlich viel abverlangt. Der Ton wirke zwar mitunter etwas neunmalklug und arrogant, lasse aber nie die Künstlichkeit der Texte vergessen. Hintermeier bekennt glaubhaft seine Achtung vor diesem amerikanischen Autor und weiß auch zu würdigen, wie viel seine Prosa von den Übersetzern verlangt.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Intelligente Essays über die amerikanische Kultur. Man fühlt sich an den guten alten Salinger erinnert.« Rheinische Post
Der "Megageheimtipp der amerikanischen Literaturszene." - Harald Schmidt