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Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen' - singt die Königin der Nacht in Mozarts Zauberflöte. Und auch im Herzen der Protagonistin in Olga Hohmanns Erzählung kocht es, schon seit sie ein junges Mädchen war. Dabei scheint es gar keinen konkreten Grund für diese tobende Wut in ihr zu geben: Sie gewöhnt sich daran, diese herunterzuschlucken, zu subsumieren, zu unterdrücken. Doch auch wenn das den Umgang mit ihren Mitmenschen zunächst zu vereinfachen scheint, fehlt etwas; etwas, das sie zunächst gar nicht artikulieren kann. Die Handlung des Buches, die sich auf den Verlauf eines einzigen Tages…mehr

Produktbeschreibung
Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen' - singt die Königin der Nacht in Mozarts Zauberflöte. Und auch im Herzen der Protagonistin in Olga Hohmanns Erzählung kocht es, schon seit sie ein junges Mädchen war. Dabei scheint es gar keinen konkreten Grund für diese tobende Wut in ihr zu geben: Sie gewöhnt sich daran, diese herunterzuschlucken, zu subsumieren, zu unterdrücken. Doch auch wenn das den Umgang mit ihren Mitmenschen zunächst zu vereinfachen scheint, fehlt etwas; etwas, das sie zunächst gar nicht artikulieren kann. Die Handlung des Buches, die sich auf den Verlauf eines einzigen Tages beschränkt, scheint gleichermaßen profan wie dramatisch: Die Protagonistin kommt, obwohl ihr wenig Außerordentliches geschieht, immer wieder in Situationen, in denen sie große Rührung überfällt - zum Beispiel, wenn sich ihre Nachbarin auf dem Balkon das Haar bürstet, sie auf dem Nachhauseweg die Läufer:innen des Berlin Marathons beobachtet oder sie während ihres Mittagessens, das neuerdings sieben Euro statt sechs fünfzig kostet, über ihre dauernde Hingabe zum Vergeblichen zu Tränen gerührt ist. Was ihr bleibt: ihre Stimme und ihre Wut. Wie die als 'schlechteste Königin der Nacht der Welt' bekanntgewordene Florence Foster Jenkins, die unter begeisterten Buhrufen des Publikums Anfang des 20. Jahrhunderts in der New Yorker Carnegie Hall auftrat und komplexe Arien virtuos scheiternd vortrug, nutzt sie ihre Stimme als Medium, das Raum einnimmt und Raum erschafft: einen Raum für den Mut zum schönen Scheitern, für Kontrolle und Transgression, Virtuosität, Überschreitung und Emanzipation. 'People may say I can't sing, but nobody can say I didn't sing.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.12.2023

Rache im Herzen

Als sie vor einigen Wochen an einem Abend während der Buchmesse in einer Frankfurter Altbauwohnung auftrat, ließ sich beim Zuhören zunächst nicht genau zuordnen, um was für ein Genre es sich bei ihrem Text handelte, den sie, unterstützt von der Soundkulisse der Künstlerin Bahar Kaygusuz, vortrug. War dies ein Roman? Ein Essay? Ein Essayroman? Oder eine Fantasie über das Motiv der Königin der Nacht aus Mozarts Oper? "In deinem rechten Auge wohnt der Teufel" heißt das Buch der Berliner Künstlerin und Autorin Olga Hohmann (Korbinian Verlag, 240 Seiten, 20 Euro), das sich selbst auf der ersten Seite als "ein Text, so überfordernd wie die vorbeiziehende Großstadt selbst" ankündigt. Die Protagonistin komme, "obwohl ihr wenig Außerordentliches geschieht, immer wieder in Situationen, in denen sie eine große Wut überkommt", heißt es weiter. "Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen", singt die Königin der Nacht in der "Zauberflöte". Und auch im Herzen der Erzählerin kocht es, schon seit ihrer Kindheit. Dabei scheint es gar keinen bestimmten Grund für diese Wut in ihr zu geben: Sie gewöhnt sich daran, diese zu unterdrücken. Doch auch wenn das den Umgang mit ihren Mitmenschen zunächst zu vereinfachen scheint, fehlt etwas. Etwas, das sie zunächst gar nicht artikulieren kann - das die Autorin im Text, vor allem aber im Vortrag als Performance freizulegen versucht, indem sie ihrer Figur im Raum eine Stimme gibt, ohne dabei den Anspruch zu erheben, den Ton zu treffen. Darin gleicht sie der als "schlechteste Königin der Nacht der Welt" bekannt gewordenen Florence Foster Jenkins, die unter begeisterten Buhrufen des Publikums Anfang des 20. Jahrhunderts in der New Yorker Carnegie Hall auftrat und Arien virtuos scheiternd vortrug. "People may say I can't sing", sagte Florence Foster Jenkins, "but nobody can say I didn't sing." In Frankfurt sagte aber niemand, dass Olga Hohmann nicht schreiben könne. jia

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