John, amerikanischer Jude und ehemaliger Freiwilliger der israelischen Armee, wird in San Francisco auf offener Straße niedergestochen. Wer war John? Diese Frage stellt sich dem österreichischen Autor Hugo, der um seinen Freund trauert. Auf den Spuren Johns reist er nach Kalifornien, wo sich die beiden vor einem halben Leben kennengelernt haben, und dann nach Israel. Dort findet er sich im jüngsten Gaza-Krieg auf beiden Seiten des Konflikts wieder. "In der freien Welt" wagt nun die Frage nach unserem heutigen Blick auf jüdische Identität, auf das Fortwirken deutscher Geschichte und die Politik Israels.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Vielleicht schien das Thema seines neuen Romans Norbert Gstrein selbst dermaßen heikel, dass er es dick in Belangloses einwickeln musste, um Anstößigkeit zu verhindern, vermutet Rezensent Jens Jessen. "In der freien Welt" handelt von einem sogenannten "Muskeljuden", erklärt Jessen, einem israelischen Soldaten, dessen Mutter den Holocaust überlebt hatte, und der sich in der Armee jetzt auch noch sein ureigenes Trauma hinzudient, das er anschließend, dann in Kalifornien, in Gedichten und Bildern und Romanzen verarbeitet, fasst Jessen zusammen. Später darf er dann ins Westjordanland zurückkehren und sich vielleicht verlieben, verrät der Rezensent, der aber angesichts der sich häufenden Nebensächlichkeiten bereits das Interesse verloren hat. Dass Gstreins irgendwann toter Protagonist ein reales - und noch lebendes - Vorbild hat, den amerikanischen Lyriker Alan Kaufman, scheint er ihm auch übel zu nehmen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.02.2016Der amerikanische Freund
Von Erzählskepsis keine Spur mehr: Nach der Parole "Get real, man!" präsentiert Norbert Gstrein einen actiongeladenen Roman um den Palästina-Konflikt
"In der freien Welt", der neue Roman des 1961 geborenen Norbert Gstrein, ist ein Erzähl-Requiem im Cinemascope-Format. Es spielt, über knapp fünfhundert Seiten hinweg, zu erheblichen Teilen in der unmittelbaren Gegenwart - gegen Ende wirft der Gaza-Krieg vom Sommer 2014 noch seine Schatten auf die Handlung. Im Zentrum des Geschehens steht die Freundschaft zweier Männer, die zwar denselben Beruf haben - sie sind Schriftsteller -, ansonsten aber unterschiedlicher kaum sein könnten: hier John, dort Hugo.
John ist ein zum Pathos und zur großen Gebärde neigender Dichter, der allmählich auch als Maler reüssiert, aus der Bronx stammt, in San Francisco lebt, sich als Nachfahre der Beatniks vom Schlage eines Burroughs, Ginsberg oder Kerouac inszeniert, hemmungslos autobiographisch schreibt und, bei aller Liebe, heftig unter seiner jüdischen Mutter leidet, die einst mit knapper Not dem Holocaust entrann. Hugo hingegen, etwa zehn Jahre jünger, stammt aus der tiefen Tiroler Provinz und rettet sich, stets angekränkelt von des Gedankens Blässe, aus jeder neuen Schreibkrise ins garantiert nächste Stipendium, existiert also komfortabel. Sein einträglichstes Werk trägt erst gar nicht seinen Namen: Es ist ein unter Pseudonym verfasster Schlüsselroman über den Wiener Staatssekretär Karl Hermanski, eine österreichische Von-und-zu-Guttenberg-Variante. Jetzt aber gibt Hugo den seriösen Ich-Erzähler, der Johns Leben recherchiert, rekapituliert und für uns aufzeichnet. Denn John, so beginnt das Buch, ist tot - mit 61 Jahren auf dem nächtlichen Heimweg von einem Fest in einer dunklen Seitengasse von San Francisco ermordet, aber erstaunlicherweise nicht ausgeraubt. Und keine Zeugen weit und breit.
Der Autor Norbert Gstrein hat Ende der achtziger Jahre mit Erzählungen debütiert, die sich das Signum "Anti-Heimat-Literatur" verdienten, um sich in der Folge dann einen exzellenten Ruf zu erwerben. Seine wichtigsten Romane - "Die englischen Jahre" (1999), "Das Handwerk des Tötens" (2003) und "Eine Ahnung vom Anfang" (2013) - waren thematisch wie ästhetisch anspruchsvoll, ambitioniert, avanciert. Es ging in ihnen, der Reihe nach, um Fährnisse der jüdischen Emigration, um den Horror der Jugoslawien-Kriege und ein Lehrer-Schüler-Verhältnis im Zeichen religiöser Radikalisierung. Selbst noch dem Quasi- und Pseudo-Schlüsselroman über Siegfried Unselds Witwe Ulla Berkéwicz und den Suhrkamp Verlag, der 2010 unter dem Titel "Die ganze Wahrheit" erschien, bescheinigten die Kritiker voller Respekt ein sich selbst reflektierendes Erzählen auf hohem Niveau.
"In der freien Welt" darf, ja muss man als sein bisher übermütigstes, deshalb auch mutigstes Buch bezeichnen. Denn Gstrein trivialisiert sich darin selbst - mit vollem Bedacht und bei größtem Risiko. Keine Spur von Erzählskepsis mehr. Vielmehr geht es vollkommen gradlinig und handlungsstark zur Sache, selbst die zahlreichen Rückblenden retardieren nicht, sondern türmen neuen, weiteren Stoff auf. Ein mal munter-mondänes, mal problem- und katastrophensteigerndes Ensemble von Handlungsorten kommt hinzu: Von San Francisco und New York geht es nach Alaska ebenso wie nach Tel Aviv, Jerusalem, in die Negevwüste, ins Westjordanland, ins KZ Mauthausen, aber auch in die Idylle des Salzkammerguts, aufs schottische Hochmoor und notabene nach Venedig.
Was aber hat den Schriftsteller Gstrein dazu verführt, einen zweiten Schriftsteller, eben Hugo, über einen dritten Schriftsteller, also John, schreiben zu lassen? Ist das nicht die pure narrative Inzucht? Und ist es nicht das bare Klischee, wenn John, der Amerikaner, neben der Beatnik- auch noch die Hemingway-Pose einnimmt, also ein ganzer Kerl, ein notorischer womanizer, ein Säufer (später Abstinenzler) und Kiffer vor dem Herrn ist - und schließlich auch noch ein Krieger, "ein Muskeljude", der Israels Armee 1982 als Freiwilliger im ersten Libanon-Krieg dient?
In der Mitte des Romans - und irgendwann in den neunziger Jahren - geraten John und Hugo in einen erbitterten Streit über das Wesen der Literatur und die richtige Art des Schreibens. Literatur komme aus der Sprache, sagt Hugo in typisch alteuropäischer Intellektuellenmanier. Völliger Quatsch, entgegnet John, erst komme das Leben, und daraus folge alles andere, auch das Schreiben: "No more fiction, Hugo! No more fake shit! Get real, man!" Mit solch plakativen Parolen wirft John nur selten um sich. Aber Gstrein nimmt die durchaus hemdsärmelige Poetologie für sein neues Buch programmatisch ernst: Er will nicht nur ein Requiem für Hugos amerikanischen Freund, sondern gleich auch noch einen richtig amerikanischen Roman auf Deutsch. Ein Buch mit Muskeln eben, ein Buch mit Drive, ein Buch mit Action ohne Ende. Das Sympathische daran: "In der freien Welt" löst dieses Programm ein. Der Roman ist lang, aber nur ganz selten langweilig, er ist, was man in England und Amerika "a good read", guten Lesestoff, nennt, ohne sich darüber zur Unterhaltungsware zu verkleinern.
Gewidmet ist er dem kalifornischen Underground-Poeten Alan Kaufman, den hierzulande nahezu niemand kennt, obwohl "Jew Boy", seine Autobiographie, übersetzt wurde und 2014 unter dem Titel "Judenlümmel" in einem Kleinverlag erschienen ist. Die Parallelen zu Gstreins Romanfigur John sind evident, aber ebenso unwichtig wie die partielle Nähe des Erzählers Hugo zu seinem Autor. Mehrfach taucht ein in Südafrika geborener israelischer Journalist und Buchautor namens Roy Isacowitz auf, den es tatsächlich gibt, zudem treiben einige unschwer zu entschlüsselnde Akteure des Wiener Literaten- und Zeitungslebens ihr wesenhaftes Unwesen. Auf Dechiffrierung jedoch kommt es nicht an - einzig von Bedeutung ist, ob und wie diese Personage ihre Funktion im Erzählganzen erfüllt.
Im Falle der Wiener Kaffeehaus-Skribenten geschieht dies eher schlecht als recht - auf so manche satirische Sottise über den Literaturbetrieb im Nachbarland wäre ohnehin (und besser) zu verzichten gewesen, auch mit der Vielzahl von Johns Exfrauen und Geliebten hat man es lesend nicht immer ganz leicht. Das Literaturfestival in Gmunden bei Salzburg, dem sich ein Kapitel widmet, dient allerdings einem guten Zweck. Es bringt einen jungen palästinensischen Autor namens Marwan ins Spiel, der fortan als Kontrast- wie Komplementärfigur zum amerikanischen Juden John dient - und es dem Autor Gstrein ermöglicht, das neben der Männerfreundschaft zweite Großthema des Romans, den oft kriegerischen Dauerkonflikt um Palästina, recht passabel zu personalisieren.
Wirklich Neues erfahren wir über diesen Konflikt nicht, auch dann nicht, wenn Hugo bei seinen Grenzgängen ins Westjordanland mit den dortigen Gewährsleuten über eine mögliche dritte Intifada diskutiert. Das bleibt Medienstoff, ins Literarische transponiert. Der erzählerische Mehrwert verdankt sich Gstreins Fähigkeit, atmosphärisch ungemein dichte Szenarien zu entwerfen - etwa den Sederabend, den Hugo bei der Familie Isacowitz in Tel Aviv verbringt, etwa die konspirativen Wanderungen einer palästinensischen Studentengruppe von Hebron aus, von denen ihm Marwans Schwester berichtet, vor allem jedoch Johns Schilderungen über den einstigen Kriegsalltag im Libanon. Beklemmend spürbar wird hier, was den Konflikt so unlösbar erscheinen lässt.
Wahrscheinlich ist, dass der deutsche Literaturbetrieb den amerikanischen Roman des Österreichers Gstrein eher auf Distanz halten wird, für den Preis der Leipziger Buchmesse ist er gar nicht erst nominiert. Ein wirklich großes Buch ist "In der freien Welt" auch nicht. Aber es ist die Lesereise nach San Francisco und in all die angrenzenden Weltgegenden mehr als wert.
JOCHEN HIEBER
Norbert Gstrein: "In der
freien Welt". Roman.
Carl Hanser Verlag,
München 2016.
493 S., geb., 24,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Von Erzählskepsis keine Spur mehr: Nach der Parole "Get real, man!" präsentiert Norbert Gstrein einen actiongeladenen Roman um den Palästina-Konflikt
"In der freien Welt", der neue Roman des 1961 geborenen Norbert Gstrein, ist ein Erzähl-Requiem im Cinemascope-Format. Es spielt, über knapp fünfhundert Seiten hinweg, zu erheblichen Teilen in der unmittelbaren Gegenwart - gegen Ende wirft der Gaza-Krieg vom Sommer 2014 noch seine Schatten auf die Handlung. Im Zentrum des Geschehens steht die Freundschaft zweier Männer, die zwar denselben Beruf haben - sie sind Schriftsteller -, ansonsten aber unterschiedlicher kaum sein könnten: hier John, dort Hugo.
John ist ein zum Pathos und zur großen Gebärde neigender Dichter, der allmählich auch als Maler reüssiert, aus der Bronx stammt, in San Francisco lebt, sich als Nachfahre der Beatniks vom Schlage eines Burroughs, Ginsberg oder Kerouac inszeniert, hemmungslos autobiographisch schreibt und, bei aller Liebe, heftig unter seiner jüdischen Mutter leidet, die einst mit knapper Not dem Holocaust entrann. Hugo hingegen, etwa zehn Jahre jünger, stammt aus der tiefen Tiroler Provinz und rettet sich, stets angekränkelt von des Gedankens Blässe, aus jeder neuen Schreibkrise ins garantiert nächste Stipendium, existiert also komfortabel. Sein einträglichstes Werk trägt erst gar nicht seinen Namen: Es ist ein unter Pseudonym verfasster Schlüsselroman über den Wiener Staatssekretär Karl Hermanski, eine österreichische Von-und-zu-Guttenberg-Variante. Jetzt aber gibt Hugo den seriösen Ich-Erzähler, der Johns Leben recherchiert, rekapituliert und für uns aufzeichnet. Denn John, so beginnt das Buch, ist tot - mit 61 Jahren auf dem nächtlichen Heimweg von einem Fest in einer dunklen Seitengasse von San Francisco ermordet, aber erstaunlicherweise nicht ausgeraubt. Und keine Zeugen weit und breit.
Der Autor Norbert Gstrein hat Ende der achtziger Jahre mit Erzählungen debütiert, die sich das Signum "Anti-Heimat-Literatur" verdienten, um sich in der Folge dann einen exzellenten Ruf zu erwerben. Seine wichtigsten Romane - "Die englischen Jahre" (1999), "Das Handwerk des Tötens" (2003) und "Eine Ahnung vom Anfang" (2013) - waren thematisch wie ästhetisch anspruchsvoll, ambitioniert, avanciert. Es ging in ihnen, der Reihe nach, um Fährnisse der jüdischen Emigration, um den Horror der Jugoslawien-Kriege und ein Lehrer-Schüler-Verhältnis im Zeichen religiöser Radikalisierung. Selbst noch dem Quasi- und Pseudo-Schlüsselroman über Siegfried Unselds Witwe Ulla Berkéwicz und den Suhrkamp Verlag, der 2010 unter dem Titel "Die ganze Wahrheit" erschien, bescheinigten die Kritiker voller Respekt ein sich selbst reflektierendes Erzählen auf hohem Niveau.
"In der freien Welt" darf, ja muss man als sein bisher übermütigstes, deshalb auch mutigstes Buch bezeichnen. Denn Gstrein trivialisiert sich darin selbst - mit vollem Bedacht und bei größtem Risiko. Keine Spur von Erzählskepsis mehr. Vielmehr geht es vollkommen gradlinig und handlungsstark zur Sache, selbst die zahlreichen Rückblenden retardieren nicht, sondern türmen neuen, weiteren Stoff auf. Ein mal munter-mondänes, mal problem- und katastrophensteigerndes Ensemble von Handlungsorten kommt hinzu: Von San Francisco und New York geht es nach Alaska ebenso wie nach Tel Aviv, Jerusalem, in die Negevwüste, ins Westjordanland, ins KZ Mauthausen, aber auch in die Idylle des Salzkammerguts, aufs schottische Hochmoor und notabene nach Venedig.
Was aber hat den Schriftsteller Gstrein dazu verführt, einen zweiten Schriftsteller, eben Hugo, über einen dritten Schriftsteller, also John, schreiben zu lassen? Ist das nicht die pure narrative Inzucht? Und ist es nicht das bare Klischee, wenn John, der Amerikaner, neben der Beatnik- auch noch die Hemingway-Pose einnimmt, also ein ganzer Kerl, ein notorischer womanizer, ein Säufer (später Abstinenzler) und Kiffer vor dem Herrn ist - und schließlich auch noch ein Krieger, "ein Muskeljude", der Israels Armee 1982 als Freiwilliger im ersten Libanon-Krieg dient?
In der Mitte des Romans - und irgendwann in den neunziger Jahren - geraten John und Hugo in einen erbitterten Streit über das Wesen der Literatur und die richtige Art des Schreibens. Literatur komme aus der Sprache, sagt Hugo in typisch alteuropäischer Intellektuellenmanier. Völliger Quatsch, entgegnet John, erst komme das Leben, und daraus folge alles andere, auch das Schreiben: "No more fiction, Hugo! No more fake shit! Get real, man!" Mit solch plakativen Parolen wirft John nur selten um sich. Aber Gstrein nimmt die durchaus hemdsärmelige Poetologie für sein neues Buch programmatisch ernst: Er will nicht nur ein Requiem für Hugos amerikanischen Freund, sondern gleich auch noch einen richtig amerikanischen Roman auf Deutsch. Ein Buch mit Muskeln eben, ein Buch mit Drive, ein Buch mit Action ohne Ende. Das Sympathische daran: "In der freien Welt" löst dieses Programm ein. Der Roman ist lang, aber nur ganz selten langweilig, er ist, was man in England und Amerika "a good read", guten Lesestoff, nennt, ohne sich darüber zur Unterhaltungsware zu verkleinern.
Gewidmet ist er dem kalifornischen Underground-Poeten Alan Kaufman, den hierzulande nahezu niemand kennt, obwohl "Jew Boy", seine Autobiographie, übersetzt wurde und 2014 unter dem Titel "Judenlümmel" in einem Kleinverlag erschienen ist. Die Parallelen zu Gstreins Romanfigur John sind evident, aber ebenso unwichtig wie die partielle Nähe des Erzählers Hugo zu seinem Autor. Mehrfach taucht ein in Südafrika geborener israelischer Journalist und Buchautor namens Roy Isacowitz auf, den es tatsächlich gibt, zudem treiben einige unschwer zu entschlüsselnde Akteure des Wiener Literaten- und Zeitungslebens ihr wesenhaftes Unwesen. Auf Dechiffrierung jedoch kommt es nicht an - einzig von Bedeutung ist, ob und wie diese Personage ihre Funktion im Erzählganzen erfüllt.
Im Falle der Wiener Kaffeehaus-Skribenten geschieht dies eher schlecht als recht - auf so manche satirische Sottise über den Literaturbetrieb im Nachbarland wäre ohnehin (und besser) zu verzichten gewesen, auch mit der Vielzahl von Johns Exfrauen und Geliebten hat man es lesend nicht immer ganz leicht. Das Literaturfestival in Gmunden bei Salzburg, dem sich ein Kapitel widmet, dient allerdings einem guten Zweck. Es bringt einen jungen palästinensischen Autor namens Marwan ins Spiel, der fortan als Kontrast- wie Komplementärfigur zum amerikanischen Juden John dient - und es dem Autor Gstrein ermöglicht, das neben der Männerfreundschaft zweite Großthema des Romans, den oft kriegerischen Dauerkonflikt um Palästina, recht passabel zu personalisieren.
Wirklich Neues erfahren wir über diesen Konflikt nicht, auch dann nicht, wenn Hugo bei seinen Grenzgängen ins Westjordanland mit den dortigen Gewährsleuten über eine mögliche dritte Intifada diskutiert. Das bleibt Medienstoff, ins Literarische transponiert. Der erzählerische Mehrwert verdankt sich Gstreins Fähigkeit, atmosphärisch ungemein dichte Szenarien zu entwerfen - etwa den Sederabend, den Hugo bei der Familie Isacowitz in Tel Aviv verbringt, etwa die konspirativen Wanderungen einer palästinensischen Studentengruppe von Hebron aus, von denen ihm Marwans Schwester berichtet, vor allem jedoch Johns Schilderungen über den einstigen Kriegsalltag im Libanon. Beklemmend spürbar wird hier, was den Konflikt so unlösbar erscheinen lässt.
Wahrscheinlich ist, dass der deutsche Literaturbetrieb den amerikanischen Roman des Österreichers Gstrein eher auf Distanz halten wird, für den Preis der Leipziger Buchmesse ist er gar nicht erst nominiert. Ein wirklich großes Buch ist "In der freien Welt" auch nicht. Aber es ist die Lesereise nach San Francisco und in all die angrenzenden Weltgegenden mehr als wert.
JOCHEN HIEBER
Norbert Gstrein: "In der
freien Welt". Roman.
Carl Hanser Verlag,
München 2016.
493 S., geb., 24,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Endlich kann mal ein deutschsprachiger Autor mir etwas von der Welt erzählen, so dass ich ihm glaube [...] Das ist er, der große, der wichtige, politisch wie ästhetisch an- wie aufregende Roman in diesem Frühjahr. Er heißt 'In der freien Welt', Autor Norbert Gstrein." Denis Scheck, SWR Fernsehen, 28.04.16
"Ein in jeder Hinsicht bewegender Roman!" Raimund Kirch, Nürnberger Zeitung, 26.03.2016
"Norbert Gstreins linear erzählter und wegen seiner präzisen Puzzlearbeit ausgesprochen spannend zu lesender Roman." Bettina Schulte, Badische Zeitung, 12.03.16
"Gstrein widmet sich dem Elend zwischen Israel und Palästina, und sein anschaulicher Text ist eine bedrückende Lektüre." Jürg Scheuzger, NZZ am Sonntag, 28.02.16
"Gstrein ist ein glänzender Kompositeur von Einzelszenen; ein versierter Erzähler, der die chronologisch ungeordneten Kapitel in einem großen Bogen zusammenhält. 'In der freien Welt' ist ein spannendes Buch, weil Gstrein darin untersucht, wie sichästhetische, vor allem aber politische Ideologien auf die Handlungszwänge des Einzelnen auswirken." Christoph Schröder, die tageszeitung, 27.02.16
"Intelligent und feinsinnig beschreibt Gstrein jene Ressentiments, die den Umgang zwischen Juden auf der einen, und Österreichern und Deutschen auf der anderen Seite bis heute schwierig machen." 3sat Kulturzeit, 26.02.16
"Was seine Figuren von der Wirklichkeit hereintragen, sind die großen Auseinandersetzungen unserer Zeit." Stefan Kister, Stuttgarter Zeitung, 12.02.16
"Norbert Gstrein arbeitet raffiniert mit Elementen des Krimis. ... Norbert Gstrein hat schon mehrfach bewiesen, dass er große Stoffe überzeugend bewältigen kann (...). Sein neuer Roman ist ein weiterer Beweis, dass dieser Autor zu den großen Erzählern der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur gehört. ... Ein großartiges Buch." Heide Soltau, NDR Kultur, 08.02.16
"'In der freien Welt' darf, ja muss man als Gstreins bisher übermütigstes, deshalb auch mutigstes Buch bezeichnen." Jochen Hieber, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.02.16
"Das Schöne liegt in Amerika, wie so oft bei Gstrein, zu dessen literarischen Säulenheiligen Hemingway und Faulkner gehören. Und so ist 'In der freien Welt' nicht nur ein beachtlicher Roman über Israel, über die Unmöglichkeit, ein beiden Seiten gleichermaßen gerecht werdendes Buch zu schreiben. Es lässt sich auch als Liebeserklärung an Amerika als ewigen Sehnsuchtsort lesen." Sebastian Fasthuber, Der Falter, 03.02.16
"Gstrein ist ein Meister des multiperspektivischen Erzählens, der mit Mutmaßungen, Ahnungen und in die Irre führenden Spuren wirkungsvoll zu arbeiten versteht. (...) Ein bewegender, scheuen wir uns nicht zu sagen: großer Roman." Rüdiger Görner, Die Presse, 29.01.16
"Ein in jeder Hinsicht bewegender Roman!" Raimund Kirch, Nürnberger Zeitung, 26.03.2016
"Norbert Gstreins linear erzählter und wegen seiner präzisen Puzzlearbeit ausgesprochen spannend zu lesender Roman." Bettina Schulte, Badische Zeitung, 12.03.16
"Gstrein widmet sich dem Elend zwischen Israel und Palästina, und sein anschaulicher Text ist eine bedrückende Lektüre." Jürg Scheuzger, NZZ am Sonntag, 28.02.16
"Gstrein ist ein glänzender Kompositeur von Einzelszenen; ein versierter Erzähler, der die chronologisch ungeordneten Kapitel in einem großen Bogen zusammenhält. 'In der freien Welt' ist ein spannendes Buch, weil Gstrein darin untersucht, wie sichästhetische, vor allem aber politische Ideologien auf die Handlungszwänge des Einzelnen auswirken." Christoph Schröder, die tageszeitung, 27.02.16
"Intelligent und feinsinnig beschreibt Gstrein jene Ressentiments, die den Umgang zwischen Juden auf der einen, und Österreichern und Deutschen auf der anderen Seite bis heute schwierig machen." 3sat Kulturzeit, 26.02.16
"Was seine Figuren von der Wirklichkeit hereintragen, sind die großen Auseinandersetzungen unserer Zeit." Stefan Kister, Stuttgarter Zeitung, 12.02.16
"Norbert Gstrein arbeitet raffiniert mit Elementen des Krimis. ... Norbert Gstrein hat schon mehrfach bewiesen, dass er große Stoffe überzeugend bewältigen kann (...). Sein neuer Roman ist ein weiterer Beweis, dass dieser Autor zu den großen Erzählern der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur gehört. ... Ein großartiges Buch." Heide Soltau, NDR Kultur, 08.02.16
"'In der freien Welt' darf, ja muss man als Gstreins bisher übermütigstes, deshalb auch mutigstes Buch bezeichnen." Jochen Hieber, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.02.16
"Das Schöne liegt in Amerika, wie so oft bei Gstrein, zu dessen literarischen Säulenheiligen Hemingway und Faulkner gehören. Und so ist 'In der freien Welt' nicht nur ein beachtlicher Roman über Israel, über die Unmöglichkeit, ein beiden Seiten gleichermaßen gerecht werdendes Buch zu schreiben. Es lässt sich auch als Liebeserklärung an Amerika als ewigen Sehnsuchtsort lesen." Sebastian Fasthuber, Der Falter, 03.02.16
"Gstrein ist ein Meister des multiperspektivischen Erzählens, der mit Mutmaßungen, Ahnungen und in die Irre führenden Spuren wirkungsvoll zu arbeiten versteht. (...) Ein bewegender, scheuen wir uns nicht zu sagen: großer Roman." Rüdiger Görner, Die Presse, 29.01.16