Vor kurzem trafen der THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt in der Champions League in einem rein deutschen Finale aufeinander. Was macht diese beiden Vereine so stark? Frank Schneller erzählt die Geschichte einer äußerst erfolgreichenKonkurrenz. Er porträtiert die Stars, Trainer und Manager, beschreibt die kniffligsten Spielerwechsel und die heißesten Duelle. Seine Interviews geben Einblick hinter die Kulissen. Das mit vielen Fotos illustrierte Buch bietet einen umfassenden Rückblick auf den Aufstieg dieser beiden Vereine im handballbegeisterten Deutschland.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.10.2007Zweikampf, Dreikampf
Martin Schwalbs Sicht
Als ich das Buch bekam, war mein erster Gedanke: Da machen wir einen schönen Dreikampf draus. Das ist unser Ziel beim HSV Hamburg: Wir wollen uns in der Spitze der Bundesliga etablieren und dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt richtig starke Konkurrenz sein. Vielleicht erscheint dann ja irgendwann mal ein Buch, das den Dreikampf der besten deutschen Klubs schildert, die alle aus dem Norden kommen. Ich hätte nichts dagegen. Noch haben uns Kiel und Flensburg natürlich viel voraus. Sie sind die dominierenden Vereine der vergangenen zehn Jahre, und ich finde die Linie des Buches vertretbar, ja sogar plausibel, dass die SG den THW auch immer angetrieben hat und so zum Erfolg "gezwungen" hat - allein das letzte Jahr war ja der Wahnsinn, als sich die beiden Rivalen nicht nur zweimal in der Bundesliga, im Halbfinale des DHB-Pokals, sondern auch noch in den Finals der Champions League getroffen haben. Irgendwie können die wohl nicht ohne einander, wie der kleine und der große Bruder.
Was mir gefallen hat, ist, dass das Buch die Macher in den Vordergrund stellt. Denn Kontinuität auf den verantwortlichen Positionen und Ruhe im Verein sowie im Umfeld sind die Grundlage für Erfolg. Die Mannschaft kann noch so gut sein, wenn ständig Unruhe herrscht, wird es für die großen Erfolge nie reichen. Bei uns beim HSV ist das genauso. Erst in der jetzigen Konstellation mit Andreas Rudolph als Präsident und einem starken Umfeld mit Piet Krebs und Christian Fitzek kommt der HSV richtig ins Rollen. Natürlich muss man beim THW Noka Serdarusic und Uwe Schwenker nennen. Sie machen durch ihre kontinuierliche Arbeit die großen Erfolge erst möglich. So, wie es bei der SG Kent-Harry Andersson und Thorsten Storm beziehungsweise jetzt Fynn Holpert möglich machen. Und natürlich Manfred Werner als SG-Urgestein früher. Das Bild vom alten Kieler Ehepaar wird im Buch ja schön ausgemalt, vor allem an der Stelle, wo Noka den Uwe beim Angeln mal vor dem Ertrinken gerettet hat. Ich glaube schon, dass die beiden sich oft genug ohne Worte verstehen. Ich glaube aber auch, dass die beiden sich öfter sehen als ihre jeweiligen Ehefrauen. Das ist der Preis, den man zahlt, wenn man ganz oben dabei sein will.
Ich fand es interessant, ein bisschen mehr über die Städte zu erfahren. Ich bin ja selbst als Spieler und Trainer so oft nach Flensburg und Kiel gefahren, aber viel mehr als die Halle sieht man nicht - wobei ich in Flensburg die City kenne: Vor den Spielen bin ich immer mit meinen Jungs von der SG Wallau in der Innenstadt gewesen. Ich fand es toll, wenn mich die Leute einfach angesprochen haben. Das war immer respektvoll, fair, freundlich. Es waren Spiele, an die ich mich gern erinnere: diese Fahrten, ganz hoch an die Grenze, diese handballverrückte Stadt, diese geile Stimmung abends in der Halle. Da wird Handball gelebt! Wenn ich denke, wie wir in Frankfurt um jeden Fan kämpfen mussten, und in Flensburg und Kiel waren die Hallen wie selbstverständlich ausverkauft, wenn wir mit Wallau kamen! Da konnte man schon neidisch werden. Aber es sind einfach gewachsene Strukturen in handballverrückten Regionen.
Ich finde, es hätten ruhig noch mehr Geschichten über Spieler oder Interviews mit ihnen drin sein können. Dieses Doppelinterview mit Lövgren und Christiansen sagt so viel über die besondere Derby-Stimmung. Für mich sind diese beiden fairen Sportsleute auch die Protagonisten auf dem Parkett und die Gesichter der Kieler und Flensburger Erfolge. Es ist schade, dass sie irgendwann aufhören werden, denn sie verkörpern ja auch Derbygeschichte. Doch es werden andere kommen und die Rivalität der beiden Klubs erleben und erfahren. Und aus meiner Sicht werden dann auch einige mitmischen, die das Trikot des HSV Hamburg tragen - damit dieses Buch eine Neuauflage bekommt. Der Titel könnte ja so bleiben, nur die Unterzeile müsste geändert werden.
Autor Martin Schwalb, 44 Jahre alt, ist Handballtrainer des HSV Hamburg und ausgebildeter Journalist.
Frank Schneller: In der Hitze des Nordens - Die stärkste Handballmannschaft der Welt und ihr schärfster Rivale, Murmann Verlag 2007, 210 Seiten, 19,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Martin Schwalbs Sicht
Als ich das Buch bekam, war mein erster Gedanke: Da machen wir einen schönen Dreikampf draus. Das ist unser Ziel beim HSV Hamburg: Wir wollen uns in der Spitze der Bundesliga etablieren und dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt richtig starke Konkurrenz sein. Vielleicht erscheint dann ja irgendwann mal ein Buch, das den Dreikampf der besten deutschen Klubs schildert, die alle aus dem Norden kommen. Ich hätte nichts dagegen. Noch haben uns Kiel und Flensburg natürlich viel voraus. Sie sind die dominierenden Vereine der vergangenen zehn Jahre, und ich finde die Linie des Buches vertretbar, ja sogar plausibel, dass die SG den THW auch immer angetrieben hat und so zum Erfolg "gezwungen" hat - allein das letzte Jahr war ja der Wahnsinn, als sich die beiden Rivalen nicht nur zweimal in der Bundesliga, im Halbfinale des DHB-Pokals, sondern auch noch in den Finals der Champions League getroffen haben. Irgendwie können die wohl nicht ohne einander, wie der kleine und der große Bruder.
Was mir gefallen hat, ist, dass das Buch die Macher in den Vordergrund stellt. Denn Kontinuität auf den verantwortlichen Positionen und Ruhe im Verein sowie im Umfeld sind die Grundlage für Erfolg. Die Mannschaft kann noch so gut sein, wenn ständig Unruhe herrscht, wird es für die großen Erfolge nie reichen. Bei uns beim HSV ist das genauso. Erst in der jetzigen Konstellation mit Andreas Rudolph als Präsident und einem starken Umfeld mit Piet Krebs und Christian Fitzek kommt der HSV richtig ins Rollen. Natürlich muss man beim THW Noka Serdarusic und Uwe Schwenker nennen. Sie machen durch ihre kontinuierliche Arbeit die großen Erfolge erst möglich. So, wie es bei der SG Kent-Harry Andersson und Thorsten Storm beziehungsweise jetzt Fynn Holpert möglich machen. Und natürlich Manfred Werner als SG-Urgestein früher. Das Bild vom alten Kieler Ehepaar wird im Buch ja schön ausgemalt, vor allem an der Stelle, wo Noka den Uwe beim Angeln mal vor dem Ertrinken gerettet hat. Ich glaube schon, dass die beiden sich oft genug ohne Worte verstehen. Ich glaube aber auch, dass die beiden sich öfter sehen als ihre jeweiligen Ehefrauen. Das ist der Preis, den man zahlt, wenn man ganz oben dabei sein will.
Ich fand es interessant, ein bisschen mehr über die Städte zu erfahren. Ich bin ja selbst als Spieler und Trainer so oft nach Flensburg und Kiel gefahren, aber viel mehr als die Halle sieht man nicht - wobei ich in Flensburg die City kenne: Vor den Spielen bin ich immer mit meinen Jungs von der SG Wallau in der Innenstadt gewesen. Ich fand es toll, wenn mich die Leute einfach angesprochen haben. Das war immer respektvoll, fair, freundlich. Es waren Spiele, an die ich mich gern erinnere: diese Fahrten, ganz hoch an die Grenze, diese handballverrückte Stadt, diese geile Stimmung abends in der Halle. Da wird Handball gelebt! Wenn ich denke, wie wir in Frankfurt um jeden Fan kämpfen mussten, und in Flensburg und Kiel waren die Hallen wie selbstverständlich ausverkauft, wenn wir mit Wallau kamen! Da konnte man schon neidisch werden. Aber es sind einfach gewachsene Strukturen in handballverrückten Regionen.
Ich finde, es hätten ruhig noch mehr Geschichten über Spieler oder Interviews mit ihnen drin sein können. Dieses Doppelinterview mit Lövgren und Christiansen sagt so viel über die besondere Derby-Stimmung. Für mich sind diese beiden fairen Sportsleute auch die Protagonisten auf dem Parkett und die Gesichter der Kieler und Flensburger Erfolge. Es ist schade, dass sie irgendwann aufhören werden, denn sie verkörpern ja auch Derbygeschichte. Doch es werden andere kommen und die Rivalität der beiden Klubs erleben und erfahren. Und aus meiner Sicht werden dann auch einige mitmischen, die das Trikot des HSV Hamburg tragen - damit dieses Buch eine Neuauflage bekommt. Der Titel könnte ja so bleiben, nur die Unterzeile müsste geändert werden.
Autor Martin Schwalb, 44 Jahre alt, ist Handballtrainer des HSV Hamburg und ausgebildeter Journalist.
Frank Schneller: In der Hitze des Nordens - Die stärkste Handballmannschaft der Welt und ihr schärfster Rivale, Murmann Verlag 2007, 210 Seiten, 19,90 Euro.
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