»Und plötzlich kam ihm der Gedanke, dass alles Bemerkenswerte in seinem Leben – im positiven wie im negativen Sinne – seinen Anfang an jenem Morgen genommen hatte, als er das erste Mal mit Emma Gould zusammentraf.« Und von diesem Moment an, bis sich Joe Coughlin auf einem Schiff im Golf von Mexiko wiederfindet, die Füße in einem Zementblock, wird alles, was er tut, für Emma sein. Aus dem Boston der zwanziger Jahre, aus einem Wirbel von Liebe und Gewalt, Hass und Rache führt Joes Weg in den Süden Amerikas und bis nach Kuba. Angetrieben von der Liebe zu einer Frau, wird er vom kleinen Handlanger zum mächtigsten Rum-Schmuggler seiner Zeit.
Amerika während der Prohibition. Joe Coughlin, ein kleiner Handlanger
des Syndikats in Boston, steigt in Florida zum mächtigsten Rumschmuggler seiner Zeit auf. Doch was ihn umtreibt, ist nicht nur die zweifelhafte Berühmtheit eines Gesetzlosen, das schnelle Geld und das Leben in der Nacht. Er setzt alles aufs Spiel - aus Liebe zu einer Frau. Aus der Unterwelt von Boston, aus einem Wirbel von Liebe und Gewalt, Hass und Rache führt Joes Weg in den Süden Amerikas und bis nach Kuba.
Amerika während der Prohibition. Joe Coughlin, ein kleiner Handlanger
des Syndikats in Boston, steigt in Florida zum mächtigsten Rumschmuggler seiner Zeit auf. Doch was ihn umtreibt, ist nicht nur die zweifelhafte Berühmtheit eines Gesetzlosen, das schnelle Geld und das Leben in der Nacht. Er setzt alles aufs Spiel - aus Liebe zu einer Frau. Aus der Unterwelt von Boston, aus einem Wirbel von Liebe und Gewalt, Hass und Rache führt Joes Weg in den Süden Amerikas und bis nach Kuba.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Katharina Riehl ist mit diesem Krimiepos von Dennis Lehane ganz auf ihre Kosten gekommen. Den Autor schätzt sie als erfolgreichen Vorlagen-Lieferanten für Hollywood-Filme, Clint Eastwoods "Mystic River" und Martin Scorseses "Shutter Island" basieren auf seinen Büchern. "In der Nacht" erzählt die Geschichte des Gangsters Joe Coughlin, den die große Liebe zu einer steilen Karriere in der Unterwelt antreibt. Ein bisschen kennt Riehl das alles aus dem "Großen Gatsby" oder den zahlreichen Mafiageschichten, versichert aber, dass Lehane hier ein echtes Südstaatendrama liefert, Prohibition und Ku-Klux-Klan inklusive.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.12.2013DIE KRIMI-KOLUMNE
Neben der Party
Dennis Lehanes Gangster-Love-Story „In der Nacht“
Von Boston, Massachusetts, nach Ybor City, Florida, ist es eine lange Reise, und 1929 war sie vermutlich noch ein bisschen länger, doch an einen anderen Ort hatte das Leben Joe Coughlin nicht mehr führen können, nachdem er Emma Gould getroffen hatte.
Joe Coughlin ist ein mittelkleiner Gangster in Nordamerika, es ist die Zeit der Prohibition, was sich auf die Verdienstmöglichkeiten für mittelkleine Gangster äußerst positiv auswirkt. Joe übernimmt Überfälle für seinen Chef, und wenn jemand verprügelt werden muss, dann übernimmt er auch das. Bis Joe Coughlin an jenem frühen Morgen im Jahr 1926 eine Spielhölle ausraubt und sich dabei in Emma Goulds dezembergraue Augen verliebt.
Dennis Lehane, der wie seine Figur Joe Coughlin aus Boston kommt und aus einer irischstämmigen Familie, hat sich mit doppelten Böden und dem Spiel mit den Erwartungen in den vergangenen Jahren reichlich Hollywooderfolg erschrieben. Clint Eastwoods „Mystic River“ beruht auf seinem Roman „Spur der Wölfe“, 2009 verfilmte Martin Scorsese „Shutter Island“ mit Leonardo DiCaprio – und weder der Mädchenmord in einer Kleinstadt noch die Ereignisse im Ashcliffe Hospital für psychisch gestörte Schwerverbrecher haben sich so zugetragen, wie es die Erzählung lange weismachen will.
Dagegen ist „In der Nacht“ ein schnurgerades Gangsterepos, die Geschichte einer atemberaubenden Karriere im Dunklen, getrieben nicht von der Suche nach Geld und Macht, sondern immer nur von der Liebe zu einer Frau. Denn als Joe Coughlin die Spielhölle überfällt, gibt es natürlich bereits einen Mann in Emma Goulds Leben, und der Großgangster Albert White macht keinerlei Anstalten, einem Bostoner Polizistensohn seine Geliebte zu überlassen. Der Kampf zwischen zwei Männern soll Joe bald darauf zum erfolgreichsten Rumschmuggler seiner Zeit machen.
Zwischen 1919 und 1933 galt die Prohibition in den Vereinigten Staaten, die nach dem Ende des Ersten Weltkriegs eine Konsumgesellschaft im Entstehen auf staatlich verordneten Entzug setzte. F. Scott Fitzgerald ließ seinen großen Gatsby dieser Gesellschaft ihre Partys ausrichten, bei Dennis Lehane spielt das Leben immer neben der Party, auf den verwinkelten Wegen, die Geld und Schnaps gehen müssen, um die Party am Laufen zu halten.
Man kennt diese Mafiageschichten, wo Freunde zu Feinden werden, und Polizisten zu Verbrechern, weil das Leben dann so viel bequemer wird. Aber Dennis Lehanes Buch ist viel mehr als ein Krimi, sein Personal besteht nicht nur aus Prototypen des organisierten Verbrechens, sondern aus den Figuren einer Südstaatenepoche. Joe Coughlin trifft auf Graciela, eine „Mulattin oder womöglich sogar eine Negerin“ und auf den wahnwitzigen Rassismus des Ku-Klux-Klans. Und als Behörden und Konkurrenz seine Macht lange akzeptiert haben, zerrt der religiöse Fanatismus sein Geschäft dorthin, wo es niemals hingehört: ans Tageslicht.
KATHARINA RIEHL
Dennis Lehane: In der Nacht. Aus dem Englischen von Sky Nonhoff. Diogenes Verlag, Zürich 2013. 584 Seiten, 22,90 Euro. E-Book 20,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Neben der Party
Dennis Lehanes Gangster-Love-Story „In der Nacht“
Von Boston, Massachusetts, nach Ybor City, Florida, ist es eine lange Reise, und 1929 war sie vermutlich noch ein bisschen länger, doch an einen anderen Ort hatte das Leben Joe Coughlin nicht mehr führen können, nachdem er Emma Gould getroffen hatte.
Joe Coughlin ist ein mittelkleiner Gangster in Nordamerika, es ist die Zeit der Prohibition, was sich auf die Verdienstmöglichkeiten für mittelkleine Gangster äußerst positiv auswirkt. Joe übernimmt Überfälle für seinen Chef, und wenn jemand verprügelt werden muss, dann übernimmt er auch das. Bis Joe Coughlin an jenem frühen Morgen im Jahr 1926 eine Spielhölle ausraubt und sich dabei in Emma Goulds dezembergraue Augen verliebt.
Dennis Lehane, der wie seine Figur Joe Coughlin aus Boston kommt und aus einer irischstämmigen Familie, hat sich mit doppelten Böden und dem Spiel mit den Erwartungen in den vergangenen Jahren reichlich Hollywooderfolg erschrieben. Clint Eastwoods „Mystic River“ beruht auf seinem Roman „Spur der Wölfe“, 2009 verfilmte Martin Scorsese „Shutter Island“ mit Leonardo DiCaprio – und weder der Mädchenmord in einer Kleinstadt noch die Ereignisse im Ashcliffe Hospital für psychisch gestörte Schwerverbrecher haben sich so zugetragen, wie es die Erzählung lange weismachen will.
Dagegen ist „In der Nacht“ ein schnurgerades Gangsterepos, die Geschichte einer atemberaubenden Karriere im Dunklen, getrieben nicht von der Suche nach Geld und Macht, sondern immer nur von der Liebe zu einer Frau. Denn als Joe Coughlin die Spielhölle überfällt, gibt es natürlich bereits einen Mann in Emma Goulds Leben, und der Großgangster Albert White macht keinerlei Anstalten, einem Bostoner Polizistensohn seine Geliebte zu überlassen. Der Kampf zwischen zwei Männern soll Joe bald darauf zum erfolgreichsten Rumschmuggler seiner Zeit machen.
Zwischen 1919 und 1933 galt die Prohibition in den Vereinigten Staaten, die nach dem Ende des Ersten Weltkriegs eine Konsumgesellschaft im Entstehen auf staatlich verordneten Entzug setzte. F. Scott Fitzgerald ließ seinen großen Gatsby dieser Gesellschaft ihre Partys ausrichten, bei Dennis Lehane spielt das Leben immer neben der Party, auf den verwinkelten Wegen, die Geld und Schnaps gehen müssen, um die Party am Laufen zu halten.
Man kennt diese Mafiageschichten, wo Freunde zu Feinden werden, und Polizisten zu Verbrechern, weil das Leben dann so viel bequemer wird. Aber Dennis Lehanes Buch ist viel mehr als ein Krimi, sein Personal besteht nicht nur aus Prototypen des organisierten Verbrechens, sondern aus den Figuren einer Südstaatenepoche. Joe Coughlin trifft auf Graciela, eine „Mulattin oder womöglich sogar eine Negerin“ und auf den wahnwitzigen Rassismus des Ku-Klux-Klans. Und als Behörden und Konkurrenz seine Macht lange akzeptiert haben, zerrt der religiöse Fanatismus sein Geschäft dorthin, wo es niemals hingehört: ans Tageslicht.
KATHARINA RIEHL
Dennis Lehane: In der Nacht. Aus dem Englischen von Sky Nonhoff. Diogenes Verlag, Zürich 2013. 584 Seiten, 22,90 Euro. E-Book 20,99 Euro.
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»Dennis Lehane ist ein Meister des Thrillers.« Manfred Papst / NZZ am Sonntag NZZ am Sonntag