Der amerikanische Autor Dennis Lehane legt mit „In der Nacht“ einen Roman vor, der zum einen ein klassisches Gangster-Epos, zum anderen aber auch ein höchst spannende Historienroman ist, denn die amerikanische Prohibitionszeit ist gerade im Hinblick auf die Revierkämpfe der verschiedenen
Gangstersyndikate äußerst interessant.
Handlungsort ist das Boston der zwanziger Jahre, die Hauptfigur ist…mehrDer amerikanische Autor Dennis Lehane legt mit „In der Nacht“ einen Roman vor, der zum einen ein klassisches Gangster-Epos, zum anderen aber auch ein höchst spannende Historienroman ist, denn die amerikanische Prohibitionszeit ist gerade im Hinblick auf die Revierkämpfe der verschiedenen Gangstersyndikate äußerst interessant.
Handlungsort ist das Boston der zwanziger Jahre, die Hauptfigur ist Joe Coughlin, irischer Abstammung und Sohn eines leitenden Beamten der Bostoner Polizei, der aber nicht in die Fußstapfen seines Vaters treten möchte, sondern sich, obwohl er ein heller Kopf ist, für eine „Karriere“ jenseits von Recht und Gesetz entscheidet. Er beginnt als Straßenräuber, stellt sich aber bald in den Dienst eines Syndikats, das Alkohol für die Versorgung der diversen illegalen Kneipen schmuggelt – anfangs Handlanger, später Boss. Wenn da nicht die Liebe wäre, die für einige höchst unangenehme Verwicklungen sorgt.
„In der Nacht“ ist die Fortsetzung von „Im Aufruhr jener Tage“, dem ersten Teil der Familiengeschichte der Coughlins, in dem Dennis Lehane die Jahre 1918/19 in Boston mit dem Schwerpunkt auf Klassen- und Rassengegensätzen beschreibt. Der vorliegende Roman knüpft dort an, wo der Vorgänger endet und beschreibt detailliert die Prohibitionszeit in den Vereinigten Staaten sowie deren Auswirkung auf die Gesellschaft. Dazu finden aber auch Ereignisse aus der amerikanischen Politik Eingang in den Roman, wie z. B. die Ermordung von Sacco und Vanzetti, den beiden Aktivisten der anarchistischen Arbeiterbewegung.
Gleichzeitig betrachtet er aber auch die Entwicklungsgeschichte eines einfachen Straßenräubers zu einem mächtigen Syndikatsboss, der mit Gewalt und unter Einsatz seines Lebens diejenigen beschützt, die er liebt. Was Coughlins eigene Moral angeht, gerät er immer wieder in Situationen, in denen er entscheiden muss, wem seine Loyalität gilt. Und gerade in diesen Sequenzen zeigt sich die Brillanz des Autors, der diese Konfliktsituationen seines Protagonisten nie gefühlsduselig sondern eher neutral beschreibt. Coughlin ist nicht der strahlende Held, im Gegenteil, denn unterm Strich ist er doch auch nur ein Gangster – wenngleich auch einer mit Gewissen.
„In der Nacht“ ist ein spannender Ausflug in die amerikanische Geschichte, und die Filmrechte des Romans sind bereits verkauft: Ben Affleck wird Regie führen und Leonardo DiCaprio wird Joe Coughlin spielen – wir dürfen gespannt sein!