Thomas Mahler ist mit seinem Philosophiestudium fertig und muss, wie viele andere Akademiker, die sogar was Vernünftiges gelernt haben, feststellen, dass Studium oder Stipendium leider nicht zum Bezug von ALG I berechtigen, man aber alle Vergünstigungen verliert. Nachdem das Jobben im
Gastronomiebereich einfach nichts einbringt, ihn nervt und einfach zu anstrengend ist und er letztendlich davon…mehrThomas Mahler ist mit seinem Philosophiestudium fertig und muss, wie viele andere Akademiker, die sogar was Vernünftiges gelernt haben, feststellen, dass Studium oder Stipendium leider nicht zum Bezug von ALG I berechtigen, man aber alle Vergünstigungen verliert. Nachdem das Jobben im Gastronomiebereich einfach nichts einbringt, ihn nervt und einfach zu anstrengend ist und er letztendlich davon doch nicht leben kann, beantragt er halt Hartz IV, das ist weniger anstrengend als hinter der Theke zu stehen, wo man doch einen Studienabschluss in der Tasche hat und diese Jobs nun wirklich unter seinem geistigen Niveau sind. Da er ohnehin so gar nicht weiß, was er mit seinem Studium anfangen kann oder will, entspannt er sich, und macht nichts. Er schreibt nicht einmal Bewerbungen. Wenn das Amt ihm eine Maßnahme verordnet, macht er es halt, ansonsten jobbt er ein wenig Schwarz und lässt sich von der Familie mit zugestecktem Geld aushelfen.
Thomas Mahler bestätigt leider in seinem Buch alle Vorurteile gegen Hartz IV Empfänger, und das ist traurig, denn die Realität sieht leider ganz anders aus. Anders als sehr viele gut ausgebildete Menschen mit jahrelanger Arbeitserfahrung, die alles verlieren, was sie für die Alterssicherung angespart hatten, hatte der Autor nichts zu verlieren.
Nicht nur das, dieses Buch ist eine unsägliche, schwadronierende Nabelschau eines arroganten Studierten ohne Lebenserfahrung und ohne Freundin, der sich für was Besseres hält, weil er Philosophie studiert und tatsächlich abgeschlossen hat und auf alle hinunterblickt, die seinem angeblichen hohen Intellekt nicht das Wasser reichen können. Er schaut auf die anderen Menschen in der Schlange vor dem Arbeitsamt hinab und will einer jungen Mutter in Gedanken eine „maximal bildungsoptimistische Leseliste“ mitgeben (S. 26), die sie dann abarbeiten kann, wenn das Kind schläft. Es scheint ihm ein wenig bewusst zu werden, dass er das eigentliche Problem ist „Ich bin nicht sicher, ob ich mich für etwas Besseres halte. Ich merke jedoch: das Problem taucht überhaupt erst auf, wenn man mit echten Hauptschülern zusammentrifft. Es gibt vielleicht nicht nur die Arroganz der Bildung, sondern ebenso eine Arroganz der Dummheit (S. 223).“ Oder, kaum dass er einen Vertrag in der Tasche hat „Ihr Gesicht war völlig das einer Idiotin. Ist das jetzt arrogant, so was zu denken? Oder ist eher Tanja arrogant, wenn sie erwartet, dass ich mich auf ihr Geschwindigkeitsniveau herablasse?“ (S. 235).
Von jemandem, der selbst in dieses System hineingeraten ist, hätte ich mehr Solidarität erwartet. Aber nachdem der Autor mir mit über 200 Seiten selbstmitleidiger Nabelschau und Ignoranz auf die Nerven gefallen ist, verspielt er gegen Schluss noch jeglichen Funken von Sympathie. Kaum ist er dem System entronnen, vergisst er, wie es war, sich zu schämen. Nun ist er oben auf, und bohrt andere genau mit den Fragen, demütigt sie und quält sie mit den Fragen, die ihm selber so peinlich waren: „Ich habe mich plötzlich darauf gefreut, andere Menschen danach zu fragen, was sie denn eigentlich so machen, und nach mal nachgebohrt, wenn sie in s Stottern gerieten. Ich habe die Unsicherheit in ihren Augen genossen und mein Verständnis für ihre durchaus schwierige Situation.“ (S. 246)
Dieses Buch ist ein Portrait unserer Gesellschaft. Der Autor ist ein Teil dieser elitären Gesellschaft, die sich aufgrund von Bildung und Herkunft für etwas Besseres hält und somit typisch Deutsch. Er war nie Hatzer, das war alles ein Irrtum, und weil er nun ein Buch veröffentlich hat, ist das sein Beweis, er war was Besseres, die anderen haben es verdient, weil sie einfach dumm wie Brot und ungebildet sind. In diesem Buch hält sich der Autor selber den Spiegel vor, ist aber selber zu ignorant zu erkennen, was für ein ignoranter, elitär denkender Menschentypus ihm da entgegenschaut. Ich kann nur hoffen, dass ihm dieses Buch irgendwann selber peinlich ist, denn er hat in dieser Zeit nichts dazugelernt.