Eine Geschichte, die uns in die Zeit der Märchen und Abenteuer zurückversetzt. Voller Wortwitz und Ironie erzählt, mit einer Fülle farbiger, teils ganzseitiger Illustrationen.
Weil ihr keiner der Bewerber, die um ihre Hand anhielten, gefiel - sie war nämlich nicht nur ziemlich schön, sondern auch ziemlich hochmütig -, kam Prinzessin Henriette-Rosalinde- Audora auf die ungewöhnliche Idee, sich von einem Untier entführen zu lassen. Wenn der König dann ausrufen ließ, dass derjenige, der seine Tochter befreite, sie zur Frau und das halbe Königreich dazu erhalten sollte, würden die mutigsten und schönsten Prinzen von weither kommen. Aber das Untier - vermutlich ein Vegetarier - war überhaupt nicht an der Prinzessin interessiert, sondern nur an den leckeren Pralinen, die sie bei sich hatte.
Henriette-Rosalinde-Audora musste sich also mehr oder weniger selbst entführen, wenn ihr Vorhaben gelingen sollte. Und auch sonst lief nicht alles nach Plan. Die Prinzen, die ausgezogen waren, Henriette-Rosalinde-Audora zu befreien, kehrten einer wie der andere unverrichteter Dinge nach Hause zurück. Da beschloss Simplinella, Prinzessin von Lützelburgen, die mehr Verstand als alle Prinzen zusammen und das Herz auf dem rechten Fleck hatte, ihr Glück zu versuchen - mit Erfolg. Was ihr nicht nur ein halbes Königreich und acht Fässer voller Goldstücke einbrachte, sondern auch das Herz des Kronprinzen von Großburgen, den ein böser Zauber in der Gestalt des Untiers gefangen gehalten hatte.
Was aus Prinzessin Henriette-Rosalinde-Audora wurde? Die war natürlich nicht gerade erfreut, von einer Prinzessin »befreit« worden zu sein, musste sie ihre Heiratspläne nun doch erst mal an den Nagel hängen.
Weil ihr keiner der Bewerber, die um ihre Hand anhielten, gefiel - sie war nämlich nicht nur ziemlich schön, sondern auch ziemlich hochmütig -, kam Prinzessin Henriette-Rosalinde- Audora auf die ungewöhnliche Idee, sich von einem Untier entführen zu lassen. Wenn der König dann ausrufen ließ, dass derjenige, der seine Tochter befreite, sie zur Frau und das halbe Königreich dazu erhalten sollte, würden die mutigsten und schönsten Prinzen von weither kommen. Aber das Untier - vermutlich ein Vegetarier - war überhaupt nicht an der Prinzessin interessiert, sondern nur an den leckeren Pralinen, die sie bei sich hatte.
Henriette-Rosalinde-Audora musste sich also mehr oder weniger selbst entführen, wenn ihr Vorhaben gelingen sollte. Und auch sonst lief nicht alles nach Plan. Die Prinzen, die ausgezogen waren, Henriette-Rosalinde-Audora zu befreien, kehrten einer wie der andere unverrichteter Dinge nach Hause zurück. Da beschloss Simplinella, Prinzessin von Lützelburgen, die mehr Verstand als alle Prinzen zusammen und das Herz auf dem rechten Fleck hatte, ihr Glück zu versuchen - mit Erfolg. Was ihr nicht nur ein halbes Königreich und acht Fässer voller Goldstücke einbrachte, sondern auch das Herz des Kronprinzen von Großburgen, den ein böser Zauber in der Gestalt des Untiers gefangen gehalten hatte.
Was aus Prinzessin Henriette-Rosalinde-Audora wurde? Die war natürlich nicht gerade erfreut, von einer Prinzessin »befreit« worden zu sein, musste sie ihre Heiratspläne nun doch erst mal an den Nagel hängen.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.12.2010Süddeutsche Zeitung Junge Bibliothek
Band 13
Die
Heldenprinzessin
„In einem tiefen, dunklen Wald . . .“
von Paul Maar
Klassische Märchen beginnen: „Es war einmal.“ Bei Paul Maars Geschichte von der schönen Prinzessin Henriette-Rosalinde-Audora, die sich freiwillig von einem Untier entführen lässt, um einen wagemutigen Retter und damit Gatten in spe anzulocken, heißt es einfach: „Früher gab es viele Könige.“ Wenig später wird dieses „früher“ präzisiert: „Doch das ist schon so lange her. Wenn nicht gar sooo lange.“ Das heißt also, die Untiere sind hier noch arg wild, die Gesellschafts- und Geschlechterschranken noch arg festgezurrt und die Prinzessinnen noch arg verwöhnt. Zunächst auch Simplinella von Lützelburgen. Weil ihre drei Brüder alle kläglich an der heroischen Rettungsaufgabe scheitern, macht sich schließlich das Nesthäkchen auf den Weg in den tiefen, dunklen Wald. Verkleidet. Simplinella trägt zerschlissene Männerkleidung. Mit der ausgelobten Belohnung – immerhin die Hälfte des Königreichs – möchte sie die Eltern beeindrucken. Und das klitzekleine Lützelburgen um einige Quadratmeter größer machen.
Man kann den Kinderbuchautor Paul Maar einen munteren Dekonstruktivisten nennen. Er zerlegt das klassische Märchen in seine Bestandteile, um dann Handlung, Personal und Motivik neu zusammenzusetzen. „In einem tiefen, dunklen Wald . . .“ ist Verwechslungs-, Sprach- und Emanzipationskomödie in einem. Kongenial: die Zeichnungen von Verena Ballhaus. Simplinella, die nichts anderes von zu Hause gewohnt ist, als sich Tag und Nacht bedienen zu lassen, lernt auf ihrer Reise, was es heißt, kein Geld in der Tasche zu haben. Als Küchenjunge auf einem Schloss zu arbeiten. Nur Befehlsempfänger zu sein. Ernst wird es für sie nur, wenn ihre Wortwahl die gute Erziehung zu verraten droht. Sprache macht Leute. Was das zottelige Untier daherbrummelt – „Orloss Konnochsonn!“ -, versteht nur, wer gut zuhören kann. Henriette-Rosalinde-Audora und ihre wortklaubende Familie können es nicht. Simplinella hingegen kann es schon. Und so ist es an ihr, den verzauberten Königssohn von seinem Bann zu erlösen. Natürlich per Kuss. Da ist und bleibt Paul Maar Traditionalist. FLORIAN WELLE
„In einem tiefen, dunklen Wald . . .“
Illustration: Nele Maar
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Band 13
Die
Heldenprinzessin
„In einem tiefen, dunklen Wald . . .“
von Paul Maar
Klassische Märchen beginnen: „Es war einmal.“ Bei Paul Maars Geschichte von der schönen Prinzessin Henriette-Rosalinde-Audora, die sich freiwillig von einem Untier entführen lässt, um einen wagemutigen Retter und damit Gatten in spe anzulocken, heißt es einfach: „Früher gab es viele Könige.“ Wenig später wird dieses „früher“ präzisiert: „Doch das ist schon so lange her. Wenn nicht gar sooo lange.“ Das heißt also, die Untiere sind hier noch arg wild, die Gesellschafts- und Geschlechterschranken noch arg festgezurrt und die Prinzessinnen noch arg verwöhnt. Zunächst auch Simplinella von Lützelburgen. Weil ihre drei Brüder alle kläglich an der heroischen Rettungsaufgabe scheitern, macht sich schließlich das Nesthäkchen auf den Weg in den tiefen, dunklen Wald. Verkleidet. Simplinella trägt zerschlissene Männerkleidung. Mit der ausgelobten Belohnung – immerhin die Hälfte des Königreichs – möchte sie die Eltern beeindrucken. Und das klitzekleine Lützelburgen um einige Quadratmeter größer machen.
Man kann den Kinderbuchautor Paul Maar einen munteren Dekonstruktivisten nennen. Er zerlegt das klassische Märchen in seine Bestandteile, um dann Handlung, Personal und Motivik neu zusammenzusetzen. „In einem tiefen, dunklen Wald . . .“ ist Verwechslungs-, Sprach- und Emanzipationskomödie in einem. Kongenial: die Zeichnungen von Verena Ballhaus. Simplinella, die nichts anderes von zu Hause gewohnt ist, als sich Tag und Nacht bedienen zu lassen, lernt auf ihrer Reise, was es heißt, kein Geld in der Tasche zu haben. Als Küchenjunge auf einem Schloss zu arbeiten. Nur Befehlsempfänger zu sein. Ernst wird es für sie nur, wenn ihre Wortwahl die gute Erziehung zu verraten droht. Sprache macht Leute. Was das zottelige Untier daherbrummelt – „Orloss Konnochsonn!“ -, versteht nur, wer gut zuhören kann. Henriette-Rosalinde-Audora und ihre wortklaubende Familie können es nicht. Simplinella hingegen kann es schon. Und so ist es an ihr, den verzauberten Königssohn von seinem Bann zu erlösen. Natürlich per Kuss. Da ist und bleibt Paul Maar Traditionalist. FLORIAN WELLE
„In einem tiefen, dunklen Wald . . .“
Illustration: Nele Maar
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Kleine Prinzessinnen, die verheiratet werden sollen, winzige Königreiche (etwa badezimmergroß), wilde Drachen - Maar spiele mit den Elementen des Märchens und stelle sie auf den Kopf, berichtet hoch amüsiert die Rezensentin Renate Grubert. Auch einen verblüffenden Schluss wisse er zu finden. Außerdem lobt Grubert die "ebenbürtige" Bilder-Handschrift Verena Ballhaus`. Darum sei es auch so erfreulich, dass sich ihre Zeihnungen am Anfang und Ende des Bandes zu einem selbständigen Comic erweiterten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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