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Oppositionelle Deutsche sowie prominente Politiker aus dem europäischen Ausland wurden unter Hitlers und Himmlers Ägide als Sonder- und Ehrenhäftlinge gefangen gehalten, um als Geiseln bei Verhandlungen mit den Alliierten oder als Faustpfand für den Austausch von Kriegsgefangenen dienen zu können. In den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Buchenwald und Dachau hielt die SS jahrelang Sonder- und Ehrenhäftlinge aus dem In- und Ausland gefangen. Daneben beschlagnahmte sie zur Unterbringung hochgestellter Staatsgefangener auch Schlösser, Burgen und Hotels. Diese in der Regel streng isolierten…mehr

Produktbeschreibung
Oppositionelle Deutsche sowie prominente Politiker aus dem europäischen Ausland wurden unter Hitlers und Himmlers Ägide als Sonder- und Ehrenhäftlinge gefangen gehalten, um als Geiseln bei Verhandlungen mit den Alliierten oder als Faustpfand für den Austausch von Kriegsgefangenen dienen zu können. In den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Buchenwald und Dachau hielt die SS jahrelang Sonder- und Ehrenhäftlinge aus dem In- und Ausland gefangen. Daneben beschlagnahmte sie zur Unterbringung hochgestellter Staatsgefangener auch Schlösser, Burgen und Hotels. Diese in der Regel streng isolierten Häftlinge hatten einen besonderen Status. Häufig wurde ihnen sogar eigenes Dienstpersonal zugestanden. Zu den Geiseln gehörten Politiker, Militärs, Industrielle, Geistliche und Angehörige des Adels. Unter ihnen befanden sich Regimegegner wie Pastor Martin Niemöller, der Hitlerattentäter Georg Elser oder der ehemalige österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg. Besonders betroffen waren französische Politiker und Generäle, beispielsweise Léon Blum und Georges Mandel. Auch Stalins Sohn Jakob Dschugaschwili gehörte dazu. Ehrenhäftlinge waren der niederländische Ministerpräsident Hendrik Coljins, der ungarische Reichsverweser Miklós Horthy, die italienische Prinzessin Mafalda, der belgische König Leopold III. und die Familie des bayerischen Kronprinzen Rupprecht. Anhand zahlreicher Belege vermittelt das Buch neue Erkenntnisse über die nationalsozialistische Repressionspolitik.
Autorenporträt
Volker Koop, geb. 1945, Journalist und Publizist, lebt in Berlin. Veröffentlichungen u.a.: Kein Kampf um Berlin? Deutsche Politik zur Zeit der Berlin-Blockade 1948/49 (1998), Der 17. Juni 1953. Legende und Wirklichkeit (2003), Das Recht der Sieger (2004), Das schmutzige Vermögen. Das Dritte Reich, die I.G. Farben und die Schweiz (2005), Kai-Uwe von Hassel. Eine politische Biographie (2007),
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.02.2011

Eingesperrt im Luxushotel
Mit Kognak und Zigaretten gedemütigt: Volker Koop schildert das Schicksal der „Sonder- und Ehrenhäftlinge“ der SS
Die Nationalsozialisten in ihrem ausgeprägten Ordnungssinn schieden ihre Gegner in alle möglichen Kategorien. Eine der absonderlichsten Maßnahmen gegen Oppositionelle war die Verhängung von „Sonder- oder Ehrenhaft“ durch die SS, über die Volker Koop eine informative Studie verfasst hat.
Eine sogenannte Ehrenhaft „genossen" besonders prominente und wichtige Gefangene, unter denen sich vorwiegend politische oder militärische Repräsentanten besetzter Länder befanden. Einer der ersten „Ehrenhäftlinge“ war der österreichische Ex-Bundeskanzler Kurt Schuschnigg, den man sofort nach dem „Anschluss“ im März 1938 isolierte. Diese privilegierten Häftlinge wurden in den Konzentrationslagern von den übrigen Häftlingen gesondert gefangen gehalten. Für andere wurden Luxushotels geräumt und zu KZ-Außenkommandos umfunktioniert.
Eine weitere Kategorie waren die „persönlichen Gefangenen des Führers“, zu denen unter anderen Pastor Martin Niemöller gehörte. Goebbels notierte dazu in seinem ihm eigenen Duktus: „Pfarrer Niemöller endlich verhaftet. Nun aber verknacken, dass ihm Hören und Sehen vergeht, dass die Schwarte knackt.“ Niemöller sollte lebenslang ins KZ, weil er Hitler getrotzt hatte, sich nicht brechen ließ. – In den meisten Fällen ging es den Nationalsozialisten allerdings nicht um die physische Vernichtung ihrer „Ehrenhäftlinge“. Die konnten in der Regel zivile Kleidung tragen, brauchten nicht zu arbeiten und durften die SS-Büchereien benutzen. Auch erhielten sie die gleiche Verpflegung wie ihre Bewacher, oftmals sogar Diplomatenrationen – Kognak und Zigaretten. Adeligen wie Leopold III. wurde eigenes Dienstpersonal zugestanden.
Im Hinblick auf die „Sonder- und Ehrenhäftlinge“ bekam das eineindeutig-doppeldeutige Wort von der „Sonderbehandlung“ eine ganz eigene Konnotation: Hitler in seiner losgelösten Omnipotenz hatte das Recht in seinem Sinne umgebogen und konnte mit Hilfe der SS seine Gegner auf brutalst mögliche Weise ermorden lassen. Er konnte seine Opfer jedoch auch unehrenhaft am Leben lassen.
Wie stets, wenn man sich mit dem Nationalsozialismus befasst, ist man verblüfft über die Perfektion, mit der das NS-Regime bis zum Schluss auch diesen Aspekt seines Terrorsystems plante und ausführte. LUDGER HEID
VOLKER KOOP: In Hitlers Hand. Die Sonder- und Ehrenhäftlinge der SS. Böhlau Verlag, Köln 2010. 295 S., 24,90 Euro.
Der Neuzeithistoriker Ludger Heid ist Lehrbeauftragter an der Universität Duisburg-Essen.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Erhellend findet Ludger Heid diese Studie über die Gefangenen der SS, die Volker Koop vorgelegt hat. Die sogenannte "Sonder- oder Ehrenhaft" der SS, die über prominente Gefangene, insbesondere Repräsentanten von besetzten Ländern, verhangen werden konnte, erscheint ihm als eine der "absonderlichsten" Maßnahmen der Nazis. Heid attestiert dem Autor, die Sonderbehandlung dieser Gefangenen, die mitunter in zu KZ-Außenkommandos umfunktionierten Luxushotels untergebracht waren, instruktiv darzustellen. Die Studie führt für ihn die Beugung des Rechts unter Hitler vor Augen, zeigt sie doch, dass Hitler in seiner Willkür Gegner brutal ermorden, aber auch unehrenhaft am Leben lassen konnte.

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