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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.06.2005

Extremwanderung mit Ehemann

Warum geht jemand sechseinhalbtausend Kilometer zu Fuß den gesamten Bogen des Himalaja entlang? Und wieso sollte man ein Buch über diese Verrücktheit lesen? Auf die erste Frage gibt es wohl keine schlüssige Anwort, die zweite hingegen ist leicht: Weil dieses Buch ungemein unterhaltsam ist. Die australische Journalistin und Abenteurerin Sorrel Wilby überzeugte ihren Mann, sie auf dieser anderthalbjährigen Expedition zu begleiten. Dieses Mitgehangen, Mitgefangen macht einen großen Reiz des Buchs aus, denn nur allzuoft teilt er ihre Begeisterung nicht. In seinen Albträumen, so schreibt Wilby, "stolzierte ich im Stechschritt durch die Bergwildnis und schrie: Keine Müdigkeit vorschützen!" Er habe sich nur danach gesehnt, sich hinlegen und in Ruhe sterben zu dürfen. "Aber ich ließ ihn nicht." Lakonisch beschreibt sie die oft fürchterlichen Hotels (ein "von der Hotelkette Shangri-La gestiftetes Denkmal für den schlechten Geschmack"), unwillige Träger ("manche machten Tee, andere Fladenbrot, wieder andere machten Ärger"), die schwierige Versorgungslage ("Es schmeckte ein bißchen wie mit Ruß gewürzter Kies, aber wenn man Hunger hat, ißt man alles"). All das hat Irmela Erckenbrecht mit viel Sinn für diese Abwandlung des britischen Humors ins Deutsche übersetzt. Doch jenseits des schnoddrigen Stils, hinter der Tarnung des Spöttischen, versteckt Wilby ein einfühlsames Herz, eine große Liebe zu Land und Leuten. Zu kitschfreien, poetischen Landschaftsbeschreibungen stellt sie liebevoll gezeichnete Porträts der Menschen, die ihnen begegnen. Politische Hintergrundinformationen fehlen auch nicht, die Routenwahl allerdings dürfte manchmal nur Insidern etwas sagen: "Der Weg von Leyak nach Bameng war längst nicht so hart wie der von Janasing nach Leayk, zwischen Miji und Bangni hatte es nie viel Kontakt gegeben."

bär

"In höchsten Höhen. Die erste Durchwanderung der gesamten Himalajagebirgskette" von Sorrel Wilby. Erschienen in der Reihe: National-Geographic. Frederking & Thaler Verlag, München 2005. 464 Seiten, einige Abbildungen. Broschiert, 12 Euro. ISBN 3-89405-240-6.

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ungemein unterhaltsam" fand Rezensent "bär" dieses Buch über eine anderthalbjährige Wanderung entlang des sechseinhalbtausend Kilometer langen Himalajabogens. Die Autorin habe ihren Mann überredet, sie bei dieser Extremtour zu begleiten. Dieses "Mitgehangen, Mitgefangen" macht für "bär" den größten Reiz dieses Buches aus, da Sorrel Wilbys Mann allzuoft ihre Begeisterung für das Unternehmen nicht teilen würde. Seine Frau hat offensichtlich wenig Mitleid gezeigt und ihn kurzerhand immer weiter geschleppt. Mit der gleichen Lakonie fand der Rezemsent "fürchterliche Hotels" oder schwierige Versorgungslagen beschrieben. Hinter dem "schnoddrigen Stil" konnte er aber auch viel Einfühlungsvermögen und Hingabe zu Land und Leuten entdecken. Über den politischen Hintergrund fühlt er sich gut informiert, angenehm "kitschfrei" kommen ihm die Landschaftsbeschreibungen vor, die aber trotzdem einer gewissen Poesie nicht entbehren. Nicht unerwähnt lassen möchte er zudem die gelungene Übersetzung, die den britischen Humor nahezu verlustfrei ins Deutsche hinüberrettet.

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