Die Sommerferien stehen bevor - und versprechen wochenlanges Ausschlafen, hausaufgabenfreie Nachmittage und viel, viel Zeit für die Freunde. Das erhofft sich auch die neunjährige Ruby, deren beste Freundin gleichzeitig ihre Großmutter ist. Sie schreiben sich täglich Briefe, obwohl beide im selben winzigen Nest in den amerikanischen Südstaaten wohnen, retten gemeinsam todgeweihte Hühner vor dem Schlachthof und erleben auch sonst so einiges. Bloß nicht in diesem Sommer, in dem Großmutter Eula einfach verreist. Ohne Ruby. Ziemlich unfair.
Doch was erst nach den ödesten Ferien aller Zeiten klingt, entwickelt sich für das Mädchen wider Erwarten zu einem Sommer, den es nie vergessen wird. Sie trifft Dove, die die Ferien bei ihren Verwandten in Rubys Dorf verbringt, und hat endlich eine gleichaltrige Freundin. Und lernt ihre Erzfeindin Melba Jane von einer ganz neuen Seite kennen. Ruby und Melba Jane verbindet nämlich eine todtraurige Geschichte aus dem vergangenen Sommer, in dem beide Mädchen einen lieben Menschen verloren haben.
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Deborah Wiles, "In Liebe, Ruby L.", aus dem Amerikanischen von Cäcilie Plieninger, Ravensburger Buchverlag, 11,95 Euro (9 Jahre +)
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Sommer, Hennen, Eifersucht im Kinderbuch „In Liebe, Ruby L.”
Von wegen dumme Hühner! Auch alte Hennen sind es wert, vor dem Schlachten gerettet zu werden – und Miss Eula und die neunjährige Ruby erweisen sich als bestens gerüstete Tierfreundinnen. Bei ihrem Überfall auf die Nachbarfarm von Peterson schaffen sie es immerhin, drei Hühner zu schnappen und somit vor dem Suppentopf zu bewahren! Bemmie, Ivy und Bess sind fortan der ganze Stolz von Großmutter und Enkelin – und irgendwann, kaum wagten sie es zu hoffen, legt die alte Ivy sogar noch ein Ei.
Eine warmherzige Sommergeschichte rund ums Huhn hat Deborah Wiles mit In Liebe, Ruby L. geschrieben; so leicht wie eine Hühnerfeder. Ganz nebenbei geht es natürlich noch um eine ganze Menge anderer Dinge, die einiges schwerer wiegen: Schuldgefühle und Trauer, Eifersucht und Hass. Doch Wiles verpackt die widerstrebenden Gefühle der rothaarigen Hauptperson Ruby in eine zarte und zugleich witzige Beziehungsgeschichte zwischen der lebenslustigen Großmutter und ihrer widerspenstigen Enkelin. Eine Geschichte, die ganz unpädagogisch daherkommt und sich in einem Rutsch wegliest.
Natürlich gibt es in dem Dorf Halleluia in Mississippi („Bevölkerung: 400 nette Leute und ein paar alte Tratschtanten”) auch jede Menge Spannungen – wie überall, wo Menschen zusammenleben und mit gemeinsamen Erinnerungen fertig werden müssen. In diesem Fall ist es das Trauma eines Autounfalls, der Rubys Opa und einen jüngeren Familienvater im Jahr zuvor das Leben gekostet hat. Seither verfolgt dessen Tochter Melba Jane die kleinere Ruby mit Hass – in der Gewissheit, dass Ruby eine Mitschuld am Tod der beiden Männer hat. Und auch Ruby verbeißt sich in feindselige Gefühle, zumal die ausgleichende Großmutter in diesem Sommer ausgerechnet nach Hawaii zur neugeborenen zweiten Enkelin (Eifersucht!) reist und Ruby über Briefe nur unzureichend Lebenshilfe erwarten kann. In einer heilen Welt lebt Ruby ohnehin nicht: Ihren Vater hat sie nie kennen gelernt, die Mutter zieht sie – mit Hilfe der Großmutter – alleine auf. Doch das ist kein großes Thema in diesem Buch, sondern einfach eine als unabänderlich hingenommene Tatsache; wichtiger ist die Zuneigung, die die Frauen der verschiedenen Generationen miteinander verbindet, auch wenn sie sich manchmal gehörig auf den Wecker gehen.
Ruby jedenfalls lernt in diesem Sommer eine ganze Menge: wie schwierig es ist, jemandem zu verzeihen, wie natürlich es ist, auch mal traurig zu sein, wie unnütz Eifersucht ist – und natürlich alles über das Leben eines Huhns. Denn das legt gerne mal ein Ei – und manchmal sogar drei.(ab 10 Jahre) ANTJE WEBER
DEBORAH WILES: In Liebe, Ruby L. Aus dem Amerikanischen von Cäcilie Plieninger. Ravensburger Buchverlag 2002. 191 Seiten, 11,95 Euro.
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