Bis heute faszinieren die geheimnisvollen weiblichen Büsten des Bildhauers Francesco Laurana (um 1430-1502). Sie fesseln durch ihre stilisierte Schönheit und ihre vielschichtige Unergründbarkeit. Jene in der Kunstkammer Wien ragt mit ihrer aufwendigen farbigen Fassung und Vergoldung besonders hervor. Sie zählt zu den bedeutendsten Porträts des italienischen Quattrocento. Aber warum entzieht die junge Dame ihren Blick? Ist ihr Ausdruck gelangweilt oder süffisant? Schüchtern oder enerviert? Handelt es sich um das Bildnis einer zeitgenössischen Persönlichkeit oder um eine Darstellung der rätselhaften Laura, der Angebeteten des Dichters Francesco Petrarca (1304-1374)? Abgöttisch, aber unglücklich liebte Petrarca diese Frau, die sich ihm ein Leben lang verweigerte. In über 300 berührenden Liebesgedichten hat er sie besungen. Aber war sie real? Verkörpert die Wiener Büste diesen Liebeszauber? Kann dieses Porträt je umfassend erklärt werden? Viele Fragen rund um ein Hauptwerk der europäischen Kunstgeschichte.Text: Jeannette Kohl, Herbert Reitschuler & Katharina Uhlir, Konrad Schlegel, Sebastian Schütze, Karlheinz Stierle.