Erzählte Hamed Abboud in seinem letzten Prosaband noch von den Schrecken des syrischen Krieges, den Massakern und der Flucht, so konzentriert er sich nun im neuen Buch auf sein Ankommen und Leben in Europa: auf das irritierende Aufeinandertreffen der unterschiedlichen kulturellen Mentalitäten und Sichtweisen und die Suche nach dem eigenen Platz in der neuen Heimat. Denn hier gerät sein schwarzer Bart, der Stolz der Männer, plötzlich unter Terrorverdacht, die liberalen Kleiderordnungen bringen ihn innerlich ordentlich zum Schwitzen - und ist das auf der Flucht verloren gegangene Schmerzempfinden nun ein Verlust oder ein Gewinn? Satirisch konterkarierend, ironisch und humorvoll wendet und dreht Hamed Abboud die eigenen Erfahrungen durch bildstarke Assoziationen und Gedankengänge immer weiter, bis dem Schicksal doch noch ein guter Moment abgewonnen ist - und sei er auch noch so klein oder absurd. Für die Literatur sind die zwölf Prosatexte und das den Band abschließende Gedicht des Autors ein Glücksfall. Sie vermitteln dem Leser nicht nur, was es bedeutet, sich einen Platz in einer fremden Gesellschaft suchen zu müssen, sondern auch das Gefühl, dass die Suche selbst, trotz aller Mühsal, bereichernder sein kann, als eine unbefragte Heimat zu besitzen.
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