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Die Mikrowelten (Ulrich Moser), der tastende Blick, der erste Blick, die Unsicherheiten, das "Sichselbstschreibende", die Durchlässigkeiten, die Vermeidung von Kraft- und Sinnmeierei, das punktuelle Erinnern ohne Pathos, das punktuelle Erinnern mit aufkeimendem, dann abrutschendem Pathos, die Angst vor der Metapher, der Abschied vom Experiment, die Überraschung und der ganze Brodem dahinter, die Fülle der Nähe, das Verzetteln dort und schließlich der Körper selbst, all dieses, der Fuß, die Hand und noch einiges mehr lässt sich schwer in eine Aussage bringen. Daneben bin ich froh, so wenig zu…mehr

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Produktbeschreibung
Die Mikrowelten (Ulrich Moser), der tastende Blick, der erste Blick, die Unsicherheiten, das "Sichselbstschreibende", die Durchlässigkeiten, die Vermeidung von Kraft- und Sinnmeierei, das punktuelle Erinnern ohne Pathos, das punktuelle Erinnern mit aufkeimendem, dann abrutschendem Pathos, die Angst vor der Metapher, der Abschied vom Experiment, die Überraschung und der ganze Brodem dahinter, die Fülle der Nähe, das Verzetteln dort und schließlich der Körper selbst, all dieses, der Fuß, die Hand und noch einiges mehr lässt sich schwer in eine Aussage bringen. Daneben bin ich froh, so wenig zu wissen. Und das, was ich gerade geschrieben habe, überholt sich doch gleich wieder selbst. Na ja, wenn du mich vielleicht etwas früher gefragt hättest. Und es gibt vielleicht auch ein politisches Moment in diesen Texten, das Anderssprechen, als eine Art Befreiung vom Zugriff, von lähmenden Sinntiraden. Vielleicht. Und nichts gegen Herkömmliches. Nichts gegen Tatzen. Mir gefällt einfach nur das Zulassen. Aber jetzt komme ich ins Schwatzen, reime auch schon. Reime mir was zusammen. Über die Landschaften östlich von Isfahan und im Berblinger Weitmoos hätte ich vielleicht noch etwas sagen können. Und über den Garten.
Autorenporträt
Farhad Showghi, geboren 1961 in Prag, verbrachte Kindheit und Jugend in der BRD und in Iran. Nach seinem Studium der Humanmedizin in Erlangen lebt und arbeitet er seit 1989 als Psychiater, Psychotherapeut, Autor und Übersetzer in Hamburg. Er veröffentlichte unter anderem die Einzelbände "Die Sekunde ist eine bewohnbare Provinz", Kulturamt Erlangen 1988, "Die Walnußmaske, durch die ich mich träumend aß", Rospo 1998, "Ende des Stadtplans", Urs Engeler Editor 2003, und "Die große Entfernung", Urs Engeler Editor 2008, sowie als Übersetzer "Ahmad Shamlu: Blaues Lied. Ausgewählte Gedichte. Persisch und Deutsch", Urs Engeler Editor 2002. Farhad Showghi erhielt unter anderem Kulturförderpreise für Literatur der Städte Erlangen und Hamburg, den 3-sat-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb und den N. C. Kaser-Lyrikpreis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.05.2014

Geht es bitte etwas lauter?
Stille als Passion: Farhad Showghis neue Gedichte

Farhad Showghis neue Prosagedichte sind Sprachinseln der Stille. "Stille", "Ruhe" und "Schweigen" sind wiederkehrende Wörter in diesen oft nur drei oder vier und selten mehr als fünfzehn Zeilen umfassenden Texten. Ihre Ruhe ist diejenige der im Text stillgestellten und aufgehobenen Zeit: "Wusste von Füßen, von Fingerkuppen, und weiter mit verschiedenen Gräsern und Knirschkiespfützen, wie selbst eine Zeit mit gewöhnlichstem Bücken aufzuheben war." Der Titel "In verbrachter Zeit" meint deshalb nicht nur den Raum der erinnerten Zeit, sondern zugleich die zum poetischen Bild gewordene und in ihm aufgehobene Gegenwart.

Aus diesem Grund ist das zweite den Band dominierende Begriffsfeld dasjenige des Sehens: "Ich bin ja ganz Auge, wie ich hier sitze in Hose und Hemd." Das Ich ist ein Medium des Sehens, das einzelne Wahrnehmungen aus dem Fluss der "vergehenden Zeit" isoliert und sie in seine stillen Textbilder bannt: "Doch unerwartete Abstände spielten eine Rolle, das Auftauchen einer Laubbaumgruppe, andere Wölbungen auch. Ich wusste dort, was die Augen sahen und wie ich dazu angezogen war." Das Ich dieser Prosagedichte geht in der Anschauung auf; es ist als Figur mit eigener Biographie und Psychologie kaum greifbar, weil es hinter seine Wahrnehmungen zurücktritt: "Wenn ich wieder verschwinde. So hineingerutscht in eine Laubbaumgruppe." Der preisgekrönte Autor, geboren 1961 in Prag, aufgewachsen in Deutschland und in Iran, lebt heute in Hamburg. Die drei Zyklen des Bandes versammeln zu Stillleben geronnene Bilder aus drei Erinnerungsorten, ohne sie durch biographische Erzählungen miteinander zu verbinden: dem östlich von Isfahan gelegenen Gebirgsort Tschaktschakuh, mit dem sich die Erinnerung an den Vater verbindet, Berbling in Bayern, Berne im Landkreis Wesermarsch, wo sich das Ich selbst als Vater zu erkennen gibt. Die Texte sind vom Willen getragen, die Dinge, Erscheinungen, Landschaften um ihrer selbst willen poetisch zur Geltung kommen zu lassen und sie nicht mit Sinn und Bedeutung aufzuladen. Deshalb tritt das schauende Ich der Realität auch mit einer geradezu Robert-Walserschen Intentionslosigkeit - Walser hat das Motto zum ersten Zyklus geliefert: "Es war auch zu verlockend, noch ferner hier zu sein." - gegenüber: "Und keine einzige reine, sagen wir, den Körper leicht nach vorne beugende Willenssache."

"Schauen nützt." Das ist zweifellos richtig, und der Bemühung um trennscharfe Bilder verdanken viele dieser Texte ihre stille Intensität; nicht zufällig gehören "Konturen" und "Umriss" zu den Lieblingswörtern des Autors. Nur wohnt der angestrebten Aufhebung der Zeit in der Intentionslosigkeit der reinen Anschauung auch eine Tendenz zur Beschaulichkeit inne, zum gemütlichen Idyll und zur lyrischen Urlaubspostkarte: "Stehen links die Kühe, fällt rechts vielleicht Obst. Dazwischen Variables und Schuhe." Nun ja. "Das Schweigen der Rehe ist Anreiz genug zum Milchholen und Gleichwiederverschwinden." Das Schweigen der Rehe: Das ist denn doch zu viel der Stille. Fällt denn in der Gegend nie ein Schuss, knattert nie ein Moped? Im letzten Text aber verlassen Vater und Sohn das ländliche Idyll: "Kann nicht wissen, was nun die Stille übernimmt." Der Leser sehnt sich nach so viel ländlicher Ruhe nach urbanem Lärm.

ERNST OSTERKAMP

Farhad Showghi: "In verbrachter Zeit". Prosagedichte. Kookbooks, Berlin 2014. 96 S., br., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Ernst Osterkamp geht es etwas zu still zu in den drei hier vorgestellten Gedichtzyklen von Farhad Showghi. Dass der Autor in seinen Kurzzeilern bemüht ist, Gegenwart stillzustellen im Bild, das lyrische Ich zurückzunehmen hinter die Wahrnehmung, bis es fast unkenntlich wird in Isfahan, Bayern oder Berne, Lebensstationen des Autors immerhin, scheint Osterkamp zunächst mit Reminiszenzen an Robert Walsers Intentionslosigkeit gutzuheißen. Bald schon wird es ihm aber doch zu idyllisch und beschaulich und der Rezensent sehnt sich nach urbanem Lärm.

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