Marktplatzangebote
4 Angebote ab € 10,00 €
  • Gebundenes Buch

"Die Wahrheit wird euch frei machen" - diese Zusage aus dem Johannes-Evangelium gilt gewiss einer Dimension von Wahrheit, die unser Alltagsverständnis weit übersteigt. Freiheit kann zwar die Religion nicht beschädigen - sehr wohl aber die Religion die Freiheit. Robert Leicht beleuchtet in den hier gesammelten Essays diesen unaufgebbaren Zusammenhang aus den unterschiedlichsten Perspektiven: Wie steht es mit der Anerkennung der Religionsfreiheit anderer Religionen? Welche Rolle spielen die Zehn Gebote in unserer Politik? Wie steht es mit der Kirche in der Demokratie - und der Demokratie in der…mehr

Produktbeschreibung
"Die Wahrheit wird euch frei machen" - diese Zusage aus dem Johannes-Evangelium gilt gewiss einer Dimension von Wahrheit, die unser Alltagsverständnis weit übersteigt. Freiheit kann zwar die Religion nicht beschädigen - sehr wohl aber die Religion die Freiheit. Robert Leicht beleuchtet in den hier gesammelten Essays diesen unaufgebbaren Zusammenhang aus den unterschiedlichsten Perspektiven: Wie steht es mit der Anerkennung der Religionsfreiheit anderer Religionen? Welche Rolle spielen die Zehn Gebote in unserer Politik? Wie steht es mit der Kirche in der Demokratie - und der Demokratie in der Kirche? Evangelium und Öffentlichkeit: Wozu studieren wir heute Theologie? Und wie ist das möglich: Christentum als Beruf?
Autorenporträt
Robert Leicht, geboren 1944, Journalist, arbeitete bis 1985 bei der Süddeutschen Zeitung, seit 1986 ist er bei der Wochenzeitung DIE ZEIT; von 1992-1997 als Chefredakteur, seither als politischer Korrespondent. Im Herbst 1997 wurde er in den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland gewählt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.07.2006

Mitunter eben anders
Robert Leichts politisch korrekter Protestantismus
Der Protestantismus hat eine Schwäche für Krisen. In diesen Krisen wird den bekanntlich leidensfreudigen Protestanten vor Augen geführt, dass es so nun wirklich nicht mehr weitergeht, dass es Zeit ist zur Umkehr, zur Entscheidung, zur Besinnung auf das Eigentliche des protestantischen Glaubens.
Insofern erscheint es konsequent, wenn Robert Leicht den Protestantismus als „Krisenbegriff” bezeichnet, den er durch „Profile und Positionen” stabilisieren möchte. Dafür hat der bekannte Publizist, ehemaliges Ratsmitglied der Evangelischen Kirche in Deutschland und heute Präsident der Evangelischen Akademie zu Berlin, eine Reihe von Gelegenheitsschriften zusammengestellt. Sie handeln von dem schwierigen Verhältnis der Kirche zur Demokratie, von der öffentlichen Relevanz des Glaubens, den Zehn Geboten, der Menschenwürde und Dietrich Bonhoeffer - eine Art „Best of” des politisch korrekten Protestantismus.
Ertragreich sind vor allem die Beobachtungen zum Verhältnis von Protestantismus und Demokratie. Hier warnt Leicht davor, aus der Fixierung auf die kirchliche Identität politische Verfahren theologisch zu überfordern. Auch kann er Berührungspunkte zwischen dem liberalen Individualismus des Grundgesetzes und dem protestantischen Verständnis der Menschenwürde entdecken. Hier bleibt er jedoch in Ansätzen stecken. Im Vordergrund stehen zu oft meinungsfreudige Auskünfte über das vermeintlich wahrhaft Protestantische. Mehrfach betont Leicht, dass ihm nichts mehr zuwider ist als das Abschleifen kirchlicher Identität. Überhaupt scheint für ihn der Protestantismus weitgehend gleichbedeutend mit der evangelischen Kirche zu sein. Von ihr spricht Leicht gerne ohne Artikel, dann „geschieht Kirche anders und Kirche für andere, und mitunter eben ganz anders und für ganz andere.” Wer könnte dem nicht zustimmen?
Die Kommentare zur kirchlichen Gestalt des Protestantismus heute sind zum Teil nachvollziehbar, wie die Beschwerde über die sich in Tagesaktualitäten ergehenden Predigten. Anderes ist schlicht kurios, so der Vorschlag, die Pfarrer sollten zwecks besserer Erkennbarkeit im Alltag eine Dienstuniform tragen. Problematisch hingegen ist die Behauptung, das Gebot der Sabbatheiligung sei theologisch nur korrekt interpretiert, wenn ein strenger Sonntagsschutz gefolgert werde. Diese unmittelbare Übertragung des ehrwürdigen alttestamentlichen Gebots in die Gegenwart ist keine theologische Interpretation, sondern (sogar nach Leichts eigenen Kriterien) eine missratene Predigt. Ähnliches gilt für die hausbackenen Ausführungen über Sinn und Gestalt des Theologiestudiums.
Überall ist der Wille zu spüren, Kirchlichkeit und Weltoffenheit zu verbinden, ohne ihre Unterschiede einzuebnen. Der Eindruck eines schlüssigen Konzepts entsteht jedoch nicht. Leichts Texte formulieren eine bestimmte Erwartungshaltung an die evangelische Kirche, ein Beitrag zum Verständnis des Protestantismus sind sie nur bedingt.
FRIEDEMANN VOIGT
ROBERT LEICHT: In Wahrheit frei. Protestantische Profile und Positionen. Mohr Siebeck, Tübingen 2006. 241 Seiten, 29 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr