Im vorliegenden Band wird der Frage nachgegangen, wie sich Erinnerungen an weit zurückliegende Erfahrungen über die Lebensspanne verändern und wie diese mit dem Konzept der infantilen Amnesie zu vereinbaren sind. Ab welchem Alter sind Kinder in der Lage, persönlich erlebte Ereignisse in einer Art abzuspeichern, die es erlaubt, Erinnerungen auch noch Jahre später abzurufen? Welche entwicklungsabhängigen Voraussetzungen sind dazu notwendig? Im Unterschied zu einer meist bei etwa 3 Jahren festgelegten Altersgrenze der infantilen Amnesie lässt sich bei einer Betrachtung aus der Entwicklungsperspektive der Beginn des autobiographischen Gedächtnisses nicht genau datieren. Die Entwicklung dieses Gedächtnissystems erfolgt kontinuierlich von den ersten Lebensmonaten bis in die mittlere Kindheit. Einfache Erklärungsmodelle, welche einen einzelnen Faktor für das Fehlen von Erinnerungen an die ersten Lebensjahre verantwortlich machen, greifen hier zu kurz. Um die dem autobiographischen Erinnern zu Grunde liegenden Faktoren und deren Zusammenwirken zu klären, scheint ein interdisziplinärer und integrativer Forschungsansatz unentbehrlich zu sein.