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Die katholische Kirche und die 'Moderne' - ein Thema, über das sich heute genauso trefflich streiten lässt wie schon vor 100 Jahren. Damals hatte Pius X. in einem Rundumschlag alles Moderne verurteilt. Ins-besondere die Glaubenswächter der Inquisition und Indexkongregation hatten diese 'antimodernistische' Haltung zu vertreten und verurteilten Bücher über Bücher. Doch warum hielt man damals an der Römischen Kurie alles für schlimm, was mit 'modern' zu tun hatte? Warum ließ man sogar bis 1967 die katholischen Priester in einem 'Antimodernisteneid' den Irrtümern der Zeit abschwören und dem…mehr

Produktbeschreibung
Die katholische Kirche und die 'Moderne' - ein Thema, über das sich heute genauso trefflich streiten lässt wie schon vor 100 Jahren. Damals hatte Pius X. in einem Rundumschlag alles Moderne verurteilt. Ins-besondere die Glaubenswächter der Inquisition und Indexkongregation hatten diese 'antimodernistische' Haltung zu vertreten und verurteilten Bücher über Bücher. Doch warum hielt man damals an der Römischen Kurie alles für schlimm, was mit 'modern' zu tun hatte? Warum ließ man sogar bis 1967 die katholischen Priester in einem 'Antimodernisteneid' den Irrtümern der Zeit abschwören und dem kirchlichen Lehramt unerschütterliche Unterordnung geloben? Nach einer Analyse, warum es vor gut 100 Jahren überhaupt zu einem solch erklärten Antimodernismus kommen konnte und auf welche Archive sich die Forschung heute stützen kann, werden ausgewählte Fälle vorgestellt. Für den weiteren Fortgang der Forschungen dürfte das im Anhang enthaltene Inventar sämtlicher deutscher Buchzensurfälle von 1893 bis 1922 von ausschlaggebender Bedeutung sein.
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Autorenporträt
Hubert Wolf, geboren 1959, ist Professor für Kirchengeschichte an der Universität Münster. Er wurde u. a. mit dem "Leibnizpreis" der DFG, dem "Communicator- Preis" und dem "Gutenberg-Preis" ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.06.2010

Antimodernisteneid

Der sogenannte Antimodernisteneid, den katholische Theologen bis 1967 zu leisten hatten, war Gegenstand einer heftigen vatikanischen Debatte, wie Judith Schepers herausfand, die Etappen der kurialen Interpretation des Eides aus den Jahren 1910 bis 1918 untersucht hat. Wie sollte man in Rom mit Eidbrüchigen und Eidverweigerern umgehen, die sich der im Eidformular enthaltenen Sammlung vermeintlich schädlicher Maximen von der historisch-kritischen Bibelexegese bis zur liberalen Staatsidee widersetzten? Die Verfasser des Eidformulars, die Patres Billot und van Rossum, empfahlen, "mit aller Härte" gegen Abweichler vorzugehen. Es sei nötig, "dass diejenigen, die durch die Verweigerung des Eides gezeigt haben, dass sie dem katholischen Glauben nicht weiter anhängen, von der Kirche getrennt werden, damit sie nicht wie tote und verfaulte Glieder den anderen Seuche und Tod bringen." Diese Gleichsetzung der Eidverweigerung mit der Abkehr vom Glauben sollte einen schismatischen Akt bezeichnen, der ipso facto die Exkommunikation nach sich gezogen hätte. Die Kurienkardinäle einigten sich schließlich auf eine Korrektur des Strafmaßes, die Exkommunikation entfiel. Diese Korrektur wies den Antimodernisteneid zwar als Voraussetzung für die Ausübung des priesterlichen Amtes aus, wie Schepers erklärt, "gesteht ihm aber keine unmittelbare Aussagekraft über die Rechtgläubigkeit des Verweigerers zu, sondern siedelt ihn vielmehr auf einer disziplinarischen Ebene an". Die Verlegenheit, der dieses Vorgehen entsprang: Man beharrte auf dem Schwur als einer Gehorsamserklärung, ohne einen theologischen Grund für die darin behaupteten Irrtümer namhaft machen zu wollen. So entpuppt sich der Antimodernisteneid als Disziplinarregel, die ihre innere Rechtfertigung von vornherein schuldig blieb. (",In wilder zügelloser Jagd nach Neuem'. 100 Jahre Modernismus und Antimodernismus in der katholischen Kirche". Herausgegeben von Hubert Wolf und Judith Schepers. Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2009. 705 S., geb., 88,- [Euro].) gey

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