Michel Suard, ein systemischer Psychologe und Humanist, der sowohl den Personen, die Inzest begangen haben, als auch denen, die Inzest erlitten haben, aber auch den Mitgliedern des familiären Umfelds zuhört, versucht in dieser Studie, das, was er als "psychologisch korrekt" bezeichnet, in Frage zu stellen, d. h. den vorherrschenden Diskurs, der besagt, dass Inzesttäter meist perverse Manipulatoren mit hohem Rückfallrisiko sind, dass die Opfer lebenslang zerstört werden und dass die Mütter der kindlichen Opfer immer, wenn nicht Komplizen, so doch zumindest nicht beschützend sind. Anhand von Situationen, die er in seiner beruflichen Erfahrung angetroffen hat, zeigt er die Möglichkeiten der Wiederherstellung sowohl des Täters als auch des Opfers und sogar der Wiederherstellung von Bindungen auf. Schließlich stellt er bestimmte gerichtliche und gutachterliche Praktiken sowie das in diesen Problematiken verwendete Vokabular in Frage.