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Lernen Sie etwas Neues kennen: Ihr Ich. Wissen Sie, wer die Entscheidungen in Ihrem Leben trifft? Sie oder Ihr Unterbewusstsein? Mit wem führen wir innere Dialoge? Wer tritt auf die Bremse, noch bevor wir ein Hindernis bewusst wahrgenommen haben? David Eagleman führt Sie mit grandioser Leichtigkeit durch die mysteriösen Tiefen Ihres Gehirns und lässt das, was Sie bislang für die Wirklichkeit gehalten haben, in einem völlig neuen Licht erscheinen.

Produktbeschreibung
Lernen Sie etwas Neues kennen: Ihr Ich.
Wissen Sie, wer die Entscheidungen in Ihrem Leben trifft? Sie oder Ihr Unterbewusstsein? Mit wem führen wir innere Dialoge? Wer tritt auf die Bremse, noch bevor wir ein Hindernis bewusst wahrgenommen haben?
David Eagleman führt Sie mit grandioser Leichtigkeit durch die mysteriösen Tiefen Ihres Gehirns und lässt das, was Sie bislang für die Wirklichkeit gehalten haben, in einem völlig neuen Licht erscheinen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.03.2012

Ichverweigerer

Der amerikanische Neurowissenschaftler David Eagleman leistet seinen Beitrag zu einem populärwissenschaftlichen Genre. Sein Buch kommt im angenehmen Plauderton ohne viel Fachvokabular daher und gewinnt die Fragestellungen aus Alltagsbeispielen oder Filmszenen. Anhand des blinden Flecks, optischer Täuschungen und Beispielen aus Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte gelingt ein guter Einstieg in das Thema Gehirnforschung, allerdings mit Standardbeispielen, die manchen Lesern bereits bekannt sein dürften. Ärgerlich ist, dass Eagleman die zahlreichen, für Neurowissenschaftler beinahe üblichen begrifflichen Ungenauigkeiten übernimmt. So schreibt er: "Sie meinen, ein Einfall sei auf Ihrem Mist gewachsen, und denken dabei nicht an den gewaltigen Apparat, der ihn hervorgebracht hat." Seit langem warnen Philosophen vor diesem "Ich-und-mein-Gehirn-Irrtum". Eine solche Unterscheidung, schrieb etwa der Philosoph Michael Pauen, habe in der modernen Leib-Seele-Debatte keinen Platz, da das Gehirn ein konstitutiver Bestandteil meiner Person ist und kein Ding, von dem "ich" mich trennen könnte. (David Eagleman: "Inkognito". Die geheimen Eigenleben unseres Gehirns. Aus dem Englischen von Jürgen Neubauer. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2012. 328 S., Abb., geb., 24,99 [Euro].)

begr

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.03.2012

Das menschliche Bewusstsein ist ein Aufsichtsratsvorsitzender
Von Zombie-Programmen bis zum Parlament der Nervenzellen: David Eagleman hat ein schmissiges Buch über das Eigenleben des Gehirns geschrieben
An diesem Problem kommt kein Fachmann und kein Laie vorbei: dass das, was er in Freuden, Leiden, Taten und Vorsätzen als sich selbst, als sein Ich erlebt, nur einen winzigen Bruchteil von dem ausmacht, was sich in seinem Körper und namentlich seinem Hirn abspielt. Hunderte von Millionen Nervenzellen sind unausgesetzt damit beschäftigt, unsere Verdauung zu regeln – aber keine noch so konzentrierte Innenschau verschafft uns ein Bild von dem, was sie tun. Das ist vermutlich auch besser so, denn man stelle sich vor, zu was man sonst auf der Welt noch käme, müsste man nach einem reichhaltigen Mittagessen ständig die Einspritzdüse der Gallenblase im Blick behalten, von den chemischen Verwicklungen in der Leber, die dahinterstehen, ganz zu schweigen; und doch befällt einen eine Mischung aus Dankbarkeit und Unbehagen, wenn man darüber nachdenkt, wie automatisch alle diese Prozesse für uns und ohne uns ablaufen, um sich nur im Fall einer Störung zu melden – und auch dies auf eine diffuse Weise, die allenfalls zum Arztbesuch veranlasst, aber keinerlei Verständnis der beteiligten Vorgänge einschließt.
Das Verdienst und die Grenze des jetzt erschienenen Buches „Inkognito – Die geheimen Eigenleben unseres Gehirns“ von David Eagleman besteht darin, dass er die Frage völlig von der kybernetischen Seite angeht. Um den Sachverhalt fühlbar zu machen, benutzt der Neurowissenschaftler und Fernsehstar die kräftige, manchmal etwas schmissig vergröbernde Sprache des gut gelaunten angelsächsischen Sachbuchautors: „Ihr Bewusstsein ist wie ein blinder Passagier auf einem Ozeandampfer, der behauptet, das Schiff zu steuern, ohne auch nur von der Existenz des gewaltigen Maschinenraums im Inneren zu wissen.“
Beispiele gewünscht? Über die verfügt Eagleman reichlich. In Testreihen erklärten ausnahmslos alle männlichen Probanden die Fotos derjenigen Frauen für attraktiver, deren Pupillen weiter geöffnet waren – ohne dass ihnen dieser Umstand bewusst geworden wäre. Die Öffnungsweite der Pupille kann auf gesteigerte erotische Ansprechbarkeit hindeuten. Die eine sendet ein Signal aus, ohne es zu merken, der andere registriert es, ohne es zu merken. Was passiert hier? Offenbar entscheidet hier ein im Verborgenen laufendes Programm über Urteile und Handlungen, die dann später natürlich sehr wohl mit Bewusstsein besetzt werden, deren Voraussetzungen aber gänzlich im Dunklen bleiben. Das arbeitet David Eagleman mit aller wünschenswerten Deutlichkeit heraus.
Die Schwierigkeiten beginnen mit seinen Metaphern. Der Autor benutzt mehrere davon, die sich gegenseitig in die Quere kommen. Zum einen spricht er von „Zombie-Programmen“, die da abliefen, so als wären es eigenständige, aber mechanisch degradierte Wesen – beides dürfte nicht zutreffen, da sie weder primitiv noch autonom sind. Zweitens vergleicht er die Entscheidungsfindung bei einander widersprechenden Impulsen mit dem Parteienwesen und der parlamentarischen Abstimmung und spricht davon, es gehe in unserem Hirn „demokratisch“ zu, als wäre die Resultante – der bewusste Gedanke oder Akt – ein Mischwesen aus dem Willen vieler einzelner Subjekte. Und drittens nennt er das Bewusstsein einen Aufsichtsratsvorsitzenden, der über die Firma nur im Großen und Ganzen Bescheid weiß, aber für deren Entschlüsse verantwortlich zeichnet; das aber heißt, eine juristische und eine natürliche Person in ein Verhältnis zu setzen, das nicht allzu viel klärt.
Die Metaphorik zeigt vor allem eins: dass Eagleman keinen Begriff vom Individuum hat. Das „Individuum“, demNamen nach ein Unteilbares, erweist sich dennoch in seinem leiblichen Grundlagen als vielfach zusammengesetzt. Es verbindet sich in Raum und Zeit kontinuierlich mit seiner Umgebung, zugleich jedoch unterscheidet es sich davon kategorisch – wie jeder merken kann, der erst ein Streichholz und dann seinen Finger in die Kerzenflamme hält. So stellt sich das Individuum als das große Wunder im materiellen Kosmos dar. Es gelangt nur im Bewusstsein zu sich selbst, erschöpft sich darin aber keineswegs. Das Bewusstsein lässt sich einerseits als ein Dienst an einem größeren Ganzen beschreiben (wie Eagleman es tut, ohne die Natur dieses Ganzen allerdings näher ins Auge zu fassen), vertritt aber andererseits doch immer auch die Substanz, dem zuliebe dieses Ganze abläuft.
Wie seine Kollegen in ähnlichen Fällen beharrt auch Eagleman darauf, dieses unausdenklich komplexe Gebilde des menschlichen Hirns und das es begleitende Phänomen des Bewusstseins verdanke sich der Evolution. Man fragt sich nicht nur, wie er sich das im Einzelnen vorstellt; sondern vor allem, warum er es gebetsmühlenartig wiederholen muss, wo es mit seinem Thema anscheinend gar nichts zu tun hat. Aber es gibt da eben doch die geheime Verbindung: Der Kernsatz der Evolutionstheorie lautet, die Selektion setze am Individuum an. Damit ist das Individuum als metaphysische Voraussetzung der Wissenschaft vom Lebendigen zugleich eingestanden und unschädlich gemacht.
Das Individuum ist da, weil die Selektion sonst kein Objekt fände, auf das sie sich richten kann; und weg, weil es zur Gänze in den Prozess seiner eigenen Erhaltung eingespeist, mithin als dessen Funktion behandelt werden kann: ein Kaninchen, das im Hut des Zauberers bald auftaucht, bald verschwindet.
Dem Wissenschaftler ergeht es hier wie jenen von Eagleman porträtierten Patienten, die nicht etwa nur zum Beispiel eine halbseitige Lähmung haben, sondern hartnäckig leugnen, dass ihnen die Hälfte fehlt. „Wenn (der Patient) aufgefordert wird, in die Hände zu klatschen, dann bewegt er nur eine Hand. Und wenn sie ihn fragen, ob er geklatscht hat, dann sagt er Ja. Wenn sie einwenden, dass Sie kein Geräusch gehört haben, und ihn bitten, noch einmal zu klatschen, dann könnte er sich weigern, und wenn Sie ihn nach dem Grund fragen, dann könnte er Ihnen antworten, dass er keine Lust mehr hat.“
„Anosognosie“ nennt man dieses Leiden. So etwa unternimmt es auch Eagleman, das Problem der Willensfreiheit aus der Welt zu schaffen, indem er die Frage der Verantwortung (die er doch selbst aufs Tapet gebracht hat) beiseiteschiebt und uns stattdessen etwas von Resozialisierung und Schutz der Gesellschaft erzählt. Das hat durchaus seine praktische Berechtigung – und stellt doch in dem von ihm eröffneten Zusammenhang ein Ausweichmanöver dar.
Es waltet in diesem Buch, wie in vielen seinesgleichen, eine forcierte philosophische Blindheit. Anosognosie scheint das Ticket zu sein, mit dem man in den Club kommt. Bringt der Leser es über sich, davon abzusehen, erfährt er von David Eagleman mancherlei Wissenswertes über die Funktionsweise, wenn schon nicht seiner selbst, so doch seines Gehirns, das, in welcher Weise auch immer, das Substrat all dessen bildet, wofür wir uns halten.
BURKHARD MÜLLER
DAVID EAGLEMAN: Inkognito. Die geheimen Eigenleben unseres Gehirns. Aus dem Englischen von Jürgen Neubauer. Campus Verlag, Frankfurt am Main und New York 2012. 328 Seiten, 24,99 Euro.
Es ist ein Unterschied, ob man
ein Streichholz oder seinen
Finger in die Flamme hält
Neurowissenschaftler
schieben das Problem der
Willensfreiheit gerne beiseite
Männliche Probanden finden Frauen mit weit geöffneten Pupillen attraktiver als andere. Philosophische Blindheit schließt das nicht aus. Foto:plainpicture
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