Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.11.1995Etwas von allem
INDIEN. An Indien-Büchern in deutscher Sprache herrscht kein Mangel. Trotzdem gelingt es den diversen Autoren, ihrem Lieblingsland immer neue Seiten abzugewinnen. Auch Gerhard Schweizer, ein Stuttgarter, der in Tübingen in Empirischer Kulturwissenschaft promoviert wurde und heute als freier Schriftsteller in Wien lebt, hat während mehrerer Reisen und längerer Aufenthalte auf dem Subkontinent nichts grundlegend Neues entdeckt. Doch gelingt es ihm, seit langem Bekanntes in so gefälliger Form zusammenzufassen, daß selbst Leute, die schon einiges von Indien wissen, den Eindruck gewinnen können, ihr Horizont sei dank Schweizer abermals nicht unerheblich erweitert worden. Über viele Themen, die Schweizer behandelt, ist zwar auch in deutschen Zeitungen und Zeitschriften ausführlich berichtet worden. Darauf bezieht sich der Autor auch immer wieder. Ein bekanntes indisches politisches Magazin wird gleichfalls häufig als Quelle herangezogen. Wem das entgangen ist, der findet aber hier noch einmal alles gut zusammengefaßt: vom "Islam-Schock", über Hinduismus und Neo-Hinduismus, die übrigen Religionsgemeinschaften (Buddhisten, Jains, Sikhs und Christen), über Familie, Sexualität und Kaste bis zu den politischen Absonderlichkeiten der letzten Zeit - und somit eigentlich von allem etwas. Der deutsche Leser darf sich erleuchtet fühlen. Trotzdem würde man gern einmal Inder fragen, ob sie sich in diesem Spiegel wiedererkennen. Was empfinden sie wohl, wenn sie hören, wie viele Bücher deutsche Autoren schon über Indien geschrieben haben und in welche Details sie dabei gegangen sind? (Gerhard Schweizer: Indien. Ein Kontinent im Umbruch. Klett-Cotta, Stuttgart 1995. 293 Seiten, 38,- Mark.) Nt.
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INDIEN. An Indien-Büchern in deutscher Sprache herrscht kein Mangel. Trotzdem gelingt es den diversen Autoren, ihrem Lieblingsland immer neue Seiten abzugewinnen. Auch Gerhard Schweizer, ein Stuttgarter, der in Tübingen in Empirischer Kulturwissenschaft promoviert wurde und heute als freier Schriftsteller in Wien lebt, hat während mehrerer Reisen und längerer Aufenthalte auf dem Subkontinent nichts grundlegend Neues entdeckt. Doch gelingt es ihm, seit langem Bekanntes in so gefälliger Form zusammenzufassen, daß selbst Leute, die schon einiges von Indien wissen, den Eindruck gewinnen können, ihr Horizont sei dank Schweizer abermals nicht unerheblich erweitert worden. Über viele Themen, die Schweizer behandelt, ist zwar auch in deutschen Zeitungen und Zeitschriften ausführlich berichtet worden. Darauf bezieht sich der Autor auch immer wieder. Ein bekanntes indisches politisches Magazin wird gleichfalls häufig als Quelle herangezogen. Wem das entgangen ist, der findet aber hier noch einmal alles gut zusammengefaßt: vom "Islam-Schock", über Hinduismus und Neo-Hinduismus, die übrigen Religionsgemeinschaften (Buddhisten, Jains, Sikhs und Christen), über Familie, Sexualität und Kaste bis zu den politischen Absonderlichkeiten der letzten Zeit - und somit eigentlich von allem etwas. Der deutsche Leser darf sich erleuchtet fühlen. Trotzdem würde man gern einmal Inder fragen, ob sie sich in diesem Spiegel wiedererkennen. Was empfinden sie wohl, wenn sie hören, wie viele Bücher deutsche Autoren schon über Indien geschrieben haben und in welche Details sie dabei gegangen sind? (Gerhard Schweizer: Indien. Ein Kontinent im Umbruch. Klett-Cotta, Stuttgart 1995. 293 Seiten, 38,- Mark.) Nt.
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