Im Norden der Steiermark liegt die Helianau, eine Internatsschule für Kinder, die an einer rätselhaften Störung leiden, dem Indigo-Syndrom. Jeden, der ihnen zu nahe kommt, befallen Übelkeit, Schwindel und heftige Kopfschmerzen. Der junge Mathematiklehrer Clemens Setz unterrichtet an dieser Schule und wird auf seltsame Vorgänge aufmerksam: Immer wieder werden Kinder in eigenartigen Maskierungen in einem Auto mit unbekanntem Ziel davongefahren. Setz beginnt, Nachforschungen anzustellen, doch er kommt nicht weit; er wird aus dem Schuldienst entlassen. Fünfzehn Jahre später berichten die Zeitungen von einem aufsehenerregenden Strafprozess: Ein ehemaliger Mathematiklehrer wird vom Vorwurf freigesprochen, einen Tierquäler brutal ermordet zu haben.
Und jetzt noch einmal von vorne. Vergessen Sie die Zusammenfassung einer Romanhandlung, die sich jeder Zusammenfassung entzieht, und lesen Sie das Buch. "Indigo" von Clemens J. Setz. Sein viertes insgesamt. Sie werden feststellen: Das "radikale Gegenprogramm zur hübsch verkasteten Literaturwerkstättenliteratur" ("Die Welt") geht weiter. Rasend spannend und so erholsam wie eine gute Massage. Hinterher spüren Sie jeden Muskel.
Und jetzt noch einmal von vorne. Vergessen Sie die Zusammenfassung einer Romanhandlung, die sich jeder Zusammenfassung entzieht, und lesen Sie das Buch. "Indigo" von Clemens J. Setz. Sein viertes insgesamt. Sie werden feststellen: Das "radikale Gegenprogramm zur hübsch verkasteten Literaturwerkstättenliteratur" ("Die Welt") geht weiter. Rasend spannend und so erholsam wie eine gute Massage. Hinterher spüren Sie jeden Muskel.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2012Unerträgliche Vertrautheit
In den Büchern von Clemens J. Setz führen alle Wege in das unheimliche Tal, wo die Dinge aussehen wie ihr Gegenteil. Auch in "Indigo" ist klar, dass mit der Welt etwas nicht stimmt
Im Jahr 1970 beschrieb der japanische Robotiker Masahiro Mori einen seltsamen Effekt, an dem sich Ingenieure auch mehr als dreißig Jahre später noch die Zähne ausbeißen. Je ähnlicher ein Roboter einem Menschen sei, stellte Mori fest, desto sympathischer wirke er auf uns. Ab einem bestimmten Punkt aber, wenn die Maschine dem Menschen zu ähnlich werde, schlage die Akzeptanz in Aversion um. Stellt man diese Relation als mathematische Funktion dar, ergibt sich ein Graph, der nicht linear ansteigt, sondern steil abfällt, bevor er am Ende, bei völliger Menschenähnlichkeit, wieder ansteigt. Miro nannte das Phänomen "uncanny valley", das "unheimliche Tal". Es ist der Ort, wo die Dämonen wohnen: Zombies, Avatare, Frankensteins Monster, der Gollum. Wesen, denen nur ein winziges Stück zur Menschlichkeit fehlt.
Die Theorie des "uncanny valley" ist einer jener irrwitzigen Bausteine, die Clemens J. Setz, 29, zu Büchern zusammenschraubt. In seinem neuen Roman "Indigo" wird sie kurz diskutiert, in losen Bezug gebracht zu dem Syndrom, das dem Buch seinen Titel gibt, eine rätselhafte Kinderkrankheit. Weniger ihre Träger leiden unter ihr als vielmehr alle, die sich in deren Nähe aufhalten. Man weiß nicht viel über diese Indigo-Kinder, rein äußerlich weisen sie keine Symptome auf, doch wer ihnen zu nahe kommt, der reagiert mit Kopfschmerzen, Ausschlag, Übelkeit. Es geht ihm wie all jenen, die den Anblick der unheimlichen Beinahemenschen nicht ertragen können: Sie spüren, dass da etwas nicht stimmt. "Dieses Haarscharf-Daneben", erklärt eine Figur namens Willi in "Indigo", "das hält niemand aus." Und wenn man diesen Satz wieder herausschraubt aus dem Gefüge von "Indigo", beschreibt er nicht nur den Effekt der unerträglichen Vertrautheit, den humanoide Schreckfiguren erzeugen; sondern auch das literarische Prinzip von Setz.
Dass etwas nicht ganz stimmt mit seinen Geschichten oder vielleicht zu viel, das jedenfalls ist eine Erfahrung, die man als Leser seiner Bücher immer wieder macht. Viele von ihnen kommen auch aus dem unheimlichen Tal, aus jenem Abgrund, wo die Dinge wie ihr Gegenteil aussehen, weil sie sich selbst so nahe sind: Liebe wie Hass, Vernunft wie Wahnsinn oder, vor allem, Fiktion wie Wirklichkeit. Vermutlich ist diese ontologische Twilight-Zone, in der Setz' Geschichten spielen, für die hilflose Diagnose verantwortlich, die sie dem Genre der phantastischen Literatur zuordnet (oder noch schlimmer: der Fantasy). Dabei ist Unheimlichkeit als Konstruktionsprinzip von Texten ja kein Mangel. Im Gegensatz zu einem Roboteringenieur darf ein Schriftsteller durchaus daran interessiert sein, dass seine Kreaturen für Irritationen sorgen oder einfach für Angst; dass sie voller Dysfunktionalitäten und Unzuverlässigkeiten stecken.
Kaputt sind sie fast alle, die Figuren in Setz' Büchern: Robert Tätzel zum Beispiel, der junge Mann aus "Indigo", der die Krankheit, die er als Kind hatte, nicht mehr ausstrahlt, dessen Verhältnis zur Umwelt aber dauerhaft gestört bleibt. Gabi, die Tinnitus-Patientin aus "Die Frequenzen" (2009), die das Gefühl hat, sie müsse die "Dinge geradebiegen, die aus irgendeinem Grund unvollständig durch mein Gehirn geistern". Die verhaltensgestörten Männer aus den Erzählungen "Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes". Und natürlich auch der Mathematiklehrer Clemens Johann Setz, die zweite Hauptfigur aus "Indigo", über die ihr Autor sagt, es wäre ihm schäbig vorgekommen, ihr all seine eigenen Unzulänglichkeiten aufzuladen, ohne sie auch nach sich selbst zu benennen.
Was er mit seinem Alter Ego gemeinsam habe, sagt Setz, sei etwa eine chronische Überforderung, und zwar eine, die grundlegender sei als die modischen Multitaskingzipperlein der Zeit: "Ich meine das nicht im Sinne von ,Hilfe, ich weiß nicht, welche Apps ich auf meinem iPhone habe'. Ich weiß wirklich manchmal nicht, was los ist. Ich glaube alles, was man mir erzählt. Ich bin sehr leicht zu verwirren."
Wenn er einem also gegenübersitzt, der freundliche und zappelige Clemens J. Setz, wenn er von sich erzählt, von seinen Büchern und von all jenen anderer Autoren, die sie in sich aufgesaugt haben, dann wirkt er offen, zugänglich, sympathisch und auf nervöse Weise souverän. Und auch wenn man natürlich keine Kopfschmerzen davon bekommt, wird man nie das Gefühl los, dass auch mit ihm etwas nicht stimmt. Wovon natürlich niemand so überzeugt ist wie Clemens Setz, gewissermaßen der Patient Null des Indigo-Syndroms.
Er habe lange selbst geglaubt, an der Krankheit zu leiden, sagt er, als Kind zum Beispiel, beim Versteckspielen, sei er immer derjenige gewesen, den niemand gesucht habe, weshalb er sich oft absichtlich schlecht versteckt habe, mit gut sichtbarem Oberkörper, was seine Unbeliebtheit aber eher noch gesteigert habe; wer will schon etwas mit jemandem zu tun haben, der sich nicht einmal verstecken kann? Wer an derart exklusiven Pathologien leidet, dem bleibt womöglich gar nichts anderes übrig, als sich seine Diagnose auf den eigenen Leib zu schreiben, und seine Wirklichkeit gleich mit dazu.
Er habe früher immer mit einem Fernrohr gegenüberliegende Hauswände abgesucht, erzählt der Clemens Setz aus "Indigo", oft nächtelang, vor allem, wenn ein Schulfreund bei ihm übernachtete. "Und da wir selten irgendetwas dergleichen entdecken konnten, glitten wir nach und nach ins Erfinden hinüber, aber ohne uns bewusst zu sein, dass wir Dinge erfanden, was vielleicht der glücklichste und gelösteste Zustand war, in dem ich mich je befunden hatte."
Es muss auch für den anderen Clemens J. Setz gelten, dieses Glück des tranceartigen Erfindens, welches eben immer auch ein Finden ist, ein Sammeln und Erzählen jener irren Geschichten, bei denen es gar nicht darauf ankommt, ob sie wahr sind; oder ob sie nur stimmen. Wir alle sind die Helden unserer eigenen Fiktionen. Und Clemens Setz ist der Erfinder von Clemens Setz.
HARALD STAUN
Clemens J. Setz: "Indigo". Roman. Suhrkamp 2012, 479 Seiten, 22,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In den Büchern von Clemens J. Setz führen alle Wege in das unheimliche Tal, wo die Dinge aussehen wie ihr Gegenteil. Auch in "Indigo" ist klar, dass mit der Welt etwas nicht stimmt
Im Jahr 1970 beschrieb der japanische Robotiker Masahiro Mori einen seltsamen Effekt, an dem sich Ingenieure auch mehr als dreißig Jahre später noch die Zähne ausbeißen. Je ähnlicher ein Roboter einem Menschen sei, stellte Mori fest, desto sympathischer wirke er auf uns. Ab einem bestimmten Punkt aber, wenn die Maschine dem Menschen zu ähnlich werde, schlage die Akzeptanz in Aversion um. Stellt man diese Relation als mathematische Funktion dar, ergibt sich ein Graph, der nicht linear ansteigt, sondern steil abfällt, bevor er am Ende, bei völliger Menschenähnlichkeit, wieder ansteigt. Miro nannte das Phänomen "uncanny valley", das "unheimliche Tal". Es ist der Ort, wo die Dämonen wohnen: Zombies, Avatare, Frankensteins Monster, der Gollum. Wesen, denen nur ein winziges Stück zur Menschlichkeit fehlt.
Die Theorie des "uncanny valley" ist einer jener irrwitzigen Bausteine, die Clemens J. Setz, 29, zu Büchern zusammenschraubt. In seinem neuen Roman "Indigo" wird sie kurz diskutiert, in losen Bezug gebracht zu dem Syndrom, das dem Buch seinen Titel gibt, eine rätselhafte Kinderkrankheit. Weniger ihre Träger leiden unter ihr als vielmehr alle, die sich in deren Nähe aufhalten. Man weiß nicht viel über diese Indigo-Kinder, rein äußerlich weisen sie keine Symptome auf, doch wer ihnen zu nahe kommt, der reagiert mit Kopfschmerzen, Ausschlag, Übelkeit. Es geht ihm wie all jenen, die den Anblick der unheimlichen Beinahemenschen nicht ertragen können: Sie spüren, dass da etwas nicht stimmt. "Dieses Haarscharf-Daneben", erklärt eine Figur namens Willi in "Indigo", "das hält niemand aus." Und wenn man diesen Satz wieder herausschraubt aus dem Gefüge von "Indigo", beschreibt er nicht nur den Effekt der unerträglichen Vertrautheit, den humanoide Schreckfiguren erzeugen; sondern auch das literarische Prinzip von Setz.
Dass etwas nicht ganz stimmt mit seinen Geschichten oder vielleicht zu viel, das jedenfalls ist eine Erfahrung, die man als Leser seiner Bücher immer wieder macht. Viele von ihnen kommen auch aus dem unheimlichen Tal, aus jenem Abgrund, wo die Dinge wie ihr Gegenteil aussehen, weil sie sich selbst so nahe sind: Liebe wie Hass, Vernunft wie Wahnsinn oder, vor allem, Fiktion wie Wirklichkeit. Vermutlich ist diese ontologische Twilight-Zone, in der Setz' Geschichten spielen, für die hilflose Diagnose verantwortlich, die sie dem Genre der phantastischen Literatur zuordnet (oder noch schlimmer: der Fantasy). Dabei ist Unheimlichkeit als Konstruktionsprinzip von Texten ja kein Mangel. Im Gegensatz zu einem Roboteringenieur darf ein Schriftsteller durchaus daran interessiert sein, dass seine Kreaturen für Irritationen sorgen oder einfach für Angst; dass sie voller Dysfunktionalitäten und Unzuverlässigkeiten stecken.
Kaputt sind sie fast alle, die Figuren in Setz' Büchern: Robert Tätzel zum Beispiel, der junge Mann aus "Indigo", der die Krankheit, die er als Kind hatte, nicht mehr ausstrahlt, dessen Verhältnis zur Umwelt aber dauerhaft gestört bleibt. Gabi, die Tinnitus-Patientin aus "Die Frequenzen" (2009), die das Gefühl hat, sie müsse die "Dinge geradebiegen, die aus irgendeinem Grund unvollständig durch mein Gehirn geistern". Die verhaltensgestörten Männer aus den Erzählungen "Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes". Und natürlich auch der Mathematiklehrer Clemens Johann Setz, die zweite Hauptfigur aus "Indigo", über die ihr Autor sagt, es wäre ihm schäbig vorgekommen, ihr all seine eigenen Unzulänglichkeiten aufzuladen, ohne sie auch nach sich selbst zu benennen.
Was er mit seinem Alter Ego gemeinsam habe, sagt Setz, sei etwa eine chronische Überforderung, und zwar eine, die grundlegender sei als die modischen Multitaskingzipperlein der Zeit: "Ich meine das nicht im Sinne von ,Hilfe, ich weiß nicht, welche Apps ich auf meinem iPhone habe'. Ich weiß wirklich manchmal nicht, was los ist. Ich glaube alles, was man mir erzählt. Ich bin sehr leicht zu verwirren."
Wenn er einem also gegenübersitzt, der freundliche und zappelige Clemens J. Setz, wenn er von sich erzählt, von seinen Büchern und von all jenen anderer Autoren, die sie in sich aufgesaugt haben, dann wirkt er offen, zugänglich, sympathisch und auf nervöse Weise souverän. Und auch wenn man natürlich keine Kopfschmerzen davon bekommt, wird man nie das Gefühl los, dass auch mit ihm etwas nicht stimmt. Wovon natürlich niemand so überzeugt ist wie Clemens Setz, gewissermaßen der Patient Null des Indigo-Syndroms.
Er habe lange selbst geglaubt, an der Krankheit zu leiden, sagt er, als Kind zum Beispiel, beim Versteckspielen, sei er immer derjenige gewesen, den niemand gesucht habe, weshalb er sich oft absichtlich schlecht versteckt habe, mit gut sichtbarem Oberkörper, was seine Unbeliebtheit aber eher noch gesteigert habe; wer will schon etwas mit jemandem zu tun haben, der sich nicht einmal verstecken kann? Wer an derart exklusiven Pathologien leidet, dem bleibt womöglich gar nichts anderes übrig, als sich seine Diagnose auf den eigenen Leib zu schreiben, und seine Wirklichkeit gleich mit dazu.
Er habe früher immer mit einem Fernrohr gegenüberliegende Hauswände abgesucht, erzählt der Clemens Setz aus "Indigo", oft nächtelang, vor allem, wenn ein Schulfreund bei ihm übernachtete. "Und da wir selten irgendetwas dergleichen entdecken konnten, glitten wir nach und nach ins Erfinden hinüber, aber ohne uns bewusst zu sein, dass wir Dinge erfanden, was vielleicht der glücklichste und gelösteste Zustand war, in dem ich mich je befunden hatte."
Es muss auch für den anderen Clemens J. Setz gelten, dieses Glück des tranceartigen Erfindens, welches eben immer auch ein Finden ist, ein Sammeln und Erzählen jener irren Geschichten, bei denen es gar nicht darauf ankommt, ob sie wahr sind; oder ob sie nur stimmen. Wir alle sind die Helden unserer eigenen Fiktionen. Und Clemens Setz ist der Erfinder von Clemens Setz.
HARALD STAUN
Clemens J. Setz: "Indigo". Roman. Suhrkamp 2012, 479 Seiten, 22,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Clemens J. Setz' neuer Roman "Indigo" ist mit Sicherheit der Grausamste dieser Literatursaison, glaubt Rezensent Jens Jessen, der dieses "Meisterwerk" gerade deshalb empfehlen kann. Dennoch warnt der Kritiker vor den Kopfschmerzen, die die Lektüre bereiten könne. Gründe dafür sieht er zum einen in dem "provokativen" Thema des Romans: Die von zahlreichen Erziehungsratgebern aufgegriffene Behauptung einer Amerikanerin, sie habe bei einigen verhaltensauffälligen Kindern eine indigofarbene Aura wahrgenommen, veranlasste den Autor, so der Rezensent, zu seiner mit Science-Fiction-Motiven angereicherten Geschichte um eine Gruppe von empfindungslosen Kindern, die bei ihrer Umwelt Übelkeit, Erbrechen und Migräne auslösen und deshalb in finsteren Laboren von der Außenwelt abgeschnitten werden. Zum anderen gelingt es Setz, den der Kritiker für einen "Meister der Rezeptionspsychologie" hält, derart mit Fiktionen und Fragmenten zu spielen und eine solche nie ganz aufgelöste Spannung aufzubauen, dass Jessen die Wirkung geradezu unangenehm körperlich zu spüren glaubt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Man kommt nicht heil davon weg. Es herrscht Suchtgefahr."
Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung 07.08.2012
Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung 07.08.2012
»Indigo ist der rare Fall eines literarischen Werkes, das sich seine eigenen Gesetze schafft, von keiner Absicht außerhalb des eigenen Kosmos bestimmt. Und dabei ist der Roman in einer ungekünstelten Sprache geschrieben, dialog- und abwechslungsreich, amüsant und anekdotisch, aber auch brutal und abgründig.«
Rezensent Alexander Kosenina lauscht der Lesung von Ole Lagerpusch mit gespitzten Ohren. Trotzdem und trotz der gekonnten Intonationen des Vorlesers vermag er dem Text von Clemens J. Setz, laut Kosenina Essay, Erzählung, Sachbuch, Reportage und Sci-Fi in einem, kaum zu folgen. Rote Fäden gibt es in der allseits flunkernden "Textmontage" um spezialbegabte Kinder und einen Lehrer namens Clemens J. Setz nicht, warnt Kosenina. Und was sich in der Textfassung noch durch wechselnde Typografie erschließt, muss der Hörer hier wie ein Luchs erhorchen, erklärt der Rezensent. Kosenina macht das allerdings ausnehmend gern und auch über satte vierzehn Stunden gespannt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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