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Als Peter Huth, 33, an einem Sommermorgen erwacht, liegt eine tonnenschwere Granitplatte auf seinem Oberkörper, seine Lunge fühlt sich an wie eine zusammengepresste Papiertüte, sein linker Arm steht vor Schmerz in Flammen, und er hat noch etwa eine Stunde zu leben. In einer Notoperation wird er gerettet. Die Diagnose: Herzinfarkt.
Der Klinikaufenthalt ist nicht unangenehm, es gibt eine Menge höchst wirkungsvoller Drogen kostenlos und legal, danach folgen mehrere Wochen in einer Rehabilitationsklinik an der Ostsee. Huth lernt zahlreiche Rentner kennen und hat viel Zeit, ein Zustand, der ihm
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Produktbeschreibung
Als Peter Huth, 33, an einem Sommermorgen erwacht, liegt eine tonnenschwere Granitplatte auf seinem Oberkörper, seine Lunge fühlt sich an wie eine zusammengepresste Papiertüte, sein linker Arm steht vor Schmerz in Flammen, und er hat noch etwa eine Stunde zu leben. In einer Notoperation wird er gerettet. Die Diagnose: Herzinfarkt.

Der Klinikaufenthalt ist nicht unangenehm, es gibt eine Menge höchst wirkungsvoller Drogen kostenlos und legal, danach folgen mehrere Wochen in einer Rehabilitationsklinik an der Ostsee. Huth lernt zahlreiche Rentner kennen und hat viel Zeit, ein Zustand, der ihm fremd ist und mit dem er zunächst kaum etwas anfangen kann.
Sein Leben verlief typisch für Herzinfarkt-Patienten: Ehrgeizig und talentiert beginnt er eine Journalistenkarriere und wird mit Anfang dreißig Redaktionschef der auflagenstärksten deutschen Zeitung. Ein hoch dotierter Job mit hohem Erfolgsdruck. Huth arbeitet wie ein Besessener und lebt auch in seiner knapp bemessenen Freizeit eher ungesund. Panikattacken und Schwindelanfälle sind erste Vorzeichen einer Krise, die nicht nur körperliche Ursachen hat. Auf der Intensivstation fragt er sich zum erstenmal: Warum ich? Und was jetzt?

Er zieht Bilanz, findet Alarmsignale, die er ignoriert und Chancen, die er vergeben hat. Er weiß, dass er eigentlich alles ändern müsste. Aber vieles ist eben nicht so einfach zu ändern.

Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.10.2003

Bitte nicht sterben!
Für Thomas Huth läuft alles gut – bis zum „Infarkt”
Er hat schnell Karriere gemacht, verdient mehr Geld, als er ausgeben kann und lebt nicht gerade in Angst vor der Arbeitslosigkeit. Selbst seine Mutter muss zugeben, dass alle seine festen Freundinnen, etwa zehn, fantastisch aussahen und jede für sich eine hinreißende Art hatte – zumindest auf den ersten Blick. Er kennt enorm viel interessante Leute: Senatoren und verurteilte Schwerverbrecher, Models und Produzenten, Chefredakteure und solche, die es gern werden würden. Und mit den Rolling Stones hat er einmal ein Bier getrunken.
Es läuft also alles bestens im Leben des Bild-Journalisten Peter Huth, bis er eines morgens neben einer sehr schönen Frau aufwacht und bemerkt, dass er keine Luft mehr kriegt. Dass ihm der Schweiß auf der Stirn steht, sein Rücken sich anfühlt wie eine glühende Stahlplatte und ihm, wie oft während der letzten Wochen, schwindlig wird. „Lungenriss, Lungenkollaps, Lungentrauma”, ist sein erster Gedanke. „Zuviel geraucht gestern abend.” Doch hört der Schmerz nicht auf, was ihn glauben macht, dass er genau jetzt sterben muss. Er hat einen Infarkt – mit dreiunddreißig.
Wenn es gelegentlich heißt, dass Journalisten weniger lang leben als Menschen in anderen Berufen, ist das vielleicht ein Mythos. Doch glaubt man es sofort, liest man den autobiographischen Bericht von Peter Hurth. Jeder Tag ist bei ihm ein Exzess: Ein halbes Dutzend Leute sitzen in seinem Büro, rauchen, haben Probleme und wollen Entscheidungen. Der Fernseher läuft, die Telefone klingeln, jemand macht die Tür auf, jemand macht die Tür wieder zu, und am Abend warten Pflichttermine mit so genannten wichtigen Leuten, die, weil es gerade so schön ist, erst gegen Morgen aufhören.
Peter Huth hingegen kann nicht aufhören – bis es zur „Betriebsstörung” kommt, zu jenem Infarkt, der ihn zwingt, eine Pause zu machen, einen Gang runterzuschalten, endlich innezuhalten. Das Atemlose seiner Tage hat er in eine atemlos geschriebene Erzählung gebannt, die rasant vorüberzieht wie ein Abspann im Fernsehen, und die an einem Montag morgen ihr Ende findet, am ersten Arbeitstag nach der Krise. Gern würde man glauben, dass von nun an nichts mehr so sein wird wie zuvor. Aber man glaubt es nicht. Man hört schon wieder die Telefone klingeln.
JULIA ENCKE
PETER HUTH: Infarkt. Eine Betriebsstörung. Rowohlt Verlag, Berlin 2003. 127 Seiten, 16,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Journalisten leben ungesund - und können auch nicht anders. Diesen Eindruck hat eine offensichtlich mitfühlende Julia Encke aus Peter Huths autobiografisch geprägtem Roman mitgenommen. Eines Morgen wird der erfolgreiche "Bild"-Journalist atemlos, so die Rezensentin, und es ist nicht seine Raucherlunge, sondern ein Herzinfarkt, mit nur dreiunddreißig Jahren. Huth schildere in seiner Erzählung das geschäftige Treiben im Büro, das jeden Tag "zum Exzess" werden lässt, wenn ständig Telefone klingeln, "Pflichttermine" bedrücken und Türen auf und zu schlagen. Huths Körper erzwingt die zeitweilige Abnabelung, das Durchatmen, doch als die Erzählung mit seiner Rückkehr ins Büro endet, so Encke, glaubt man nicht, dass sich für Huth etwas ändern wird: "Man hört schon wieder die Telefone klingeln."

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