Die Geschichte der Presse im 19. Jahrhundert ist, so die Grundhypothese Kai Lückemeiers, weniger die Geschichte ihrer Befreiung als vielmehr diejenige einer sukzessiven Subsumption des potentiell kritischen, latent revolutionären öffentlichen Raumes unter die Zwecke einer auf kapitaler Basis warenproduzierenden Gesellschaft.In der Epoche zwischen der Französischen Revolution und dem Ersten Weltkrieg wurde die einst revolutionäre Forderung nach Öffentlichkeit zwar realisiert, doch um den Preis der Eliminierung ihres gesellschaftlichen Wesens. Denn die politische Befreiung der Publizistik vollzog sich erst, nachdem diese sich auf ihrem Weg zur Informationsindustrie und im Wettkampf um Anzeigenkunden von der Gattungsperspektive verabschiedet hatte.Aus einem von Haus aus herrschaftsfeindlichen Instrument war binnen einiger Jahrzehnte in verschiedenen einzelnen Schritten das kulturindustrielle Werkzeug der sozialen Domestizierung, politischen Indoktrinierung und ideologischen Formierung gesellschaftlich überflüssiger Massen geworden.