Fachbuch aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Pädagogik - Schulpädagogik, Note: 1,0, Universität Bielefeld (Fakultät für Erziehungswissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Vergabe von Ziffernzensuren auf einer sechsstufigen Skala bestimmt seit Beginn des 19. Jahrhunderts unser Schulsystem, indem ein Maßstab vorgegeben wird, nach dem die Schüler einer Klasse hinsichtlich eines Leistungsprodukts bewertet werden. Dieser auf Selektion gerichtete Blick lässt jedoch weder Raum für individuelle Bewertungen der Schüler oder für Rückmeldungen über ihren Stand im Lernprozess und ihren Lernweg, noch werden Lernperspektiven und Förderungsmöglichkeiten für Schüler aufgezeigt. Spätestens seit den Ergebnissen nationaler und internationaler Vergleichsstudien wie PISA, IGLU oder TIMMS ist "Leistung", "Leistungsmessung" und "Leistungsbeurteilung" somit verstärkt in den Fokus der Bildungspolitik gerückt. So wird von der Kultusministerkonferenz mit "Diagnostizieren und Beurteilen" ein elementares Aufgabenfeld einer Lehrkraft neben dem Unterrichten, Erziehen, Beraten und Innovieren benannt: "Lehrerinnen und Lehrer diagnostizieren Lernvoraussetzungen und Lernprozesse von Schülerinnen und Schülern, sie fördern Schülerinnen und Schüler gezielt und beraten Lernende und deren Eltern" (KMK 2004, 11).Pädagogische Diagnostik gehört somit zum Kern des schulischen Alltags sowie, neben vielen anderen Tätigkeiten, zur professionellen Arbeit von Lehrern - allerdings ist diese Aufgabe von besonderer Bedeutung, weil das auf den einzelnen Schüler ausgerichtete pädagogische Handeln lernbegleitend analysiert, begründet und optimiert wird. Nach Weinert ist die diagnostische Kompetenz neben der Klassenführungskompetenz, didaktisch-methodischen und fachwissenschaftlichen Kompetenz deshalb eine Schlüsselqualifikation und gleichzeitig unabdingbare Voraussetzung für einen schulischen Unterricht, der auf eine Passung des Lernangebotes bzw. der Lernziele mit den heterogenen Lernausgangslagen der Schüler ausgerichtet ist. Demnach bedarf es geeigneter diagnostischer Methoden, um fortlaufend sowohl Lern- und Leistungsfortschritte sowie Lernschwierigkeiten der Schüler registrieren, einschätzen und interpretieren zu können als auch der Lehrkraft Rückmeldungen über die Qualität und Passung ihrer angewendeten Lernverfahren, der gestellten Anforderungen und didaktisch-inhaltlicher Entscheidungen zu geben.
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