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Vater und Tochter reisen durch die Toskana. Acht Tage, acht Kapitel. Während der Vater, ein jüdischer Historiker, in den Museen und vor Michelangelos «David» im Kunstgenuss schwelgt, simst Rena erotische Botschaften an ihren arabischen Liebhaber Aziz in Paris. Von Beruf ist sie Fotografin; mit Vorliebe fotografiert sie Männerakte mit Infrarotkameras. Es sollte eine kunsthistorische Fahrt werden, doch die Stiefmutter interessiert sich mehr für Spaghettisoßen als für die Medici. Bald kommt es zu Konflikten, und die Reise im kleinen Mietauto über die Hügel der Toskana wird von Tag zu Tag…mehr

Produktbeschreibung
Vater und Tochter reisen durch die Toskana. Acht Tage, acht Kapitel.
Während der Vater, ein jüdischer Historiker, in den Museen und vor Michelangelos «David» im Kunstgenuss schwelgt, simst Rena erotische Botschaften an ihren arabischen Liebhaber Aziz in Paris. Von Beruf ist sie Fotografin; mit Vorliebe fotografiert sie Männerakte mit Infrarotkameras.
Es sollte eine kunsthistorische Fahrt werden, doch die Stiefmutter interessiert sich mehr für Spaghettisoßen als für die Medici.
Bald kommt es zu Konflikten, und die Reise im kleinen Mietauto über die Hügel der Toskana wird von Tag zu Tag turbulenter. Da ruft Aziz an und bittet Rena zurückzukommen, denn in den Pariser Vorstädten - wir sind im Jahr 2005 - ist die Gewalt ausgebrochen. Die Zeitschrift, für die Rena arbeitet, droht ihr mit Kündigung, falls sie nicht sofort nach Paris komme. Rena jedoch bleibt.
In den acht Tagen in der Toskana verliert Rena ihren Liebhaber, ihren Job und ihre Handtasche. Aber am Ende weiß sie,was sie will.
Ein sinnlicher, bestechend freizügiger und kluger Roman über Erotik, Kunst, Väter und Töchter und die vielen Möglichkeiten zu leben.
«NANCY HUSTON IST HIER AUF DEM HÖHEPUNKT IHRER SCHREIBKUNST.»
Le Monde
«Ein Roman über Väter und Töchter, Kunst und Erotik, intellektuell, amüsant - und sehr, sehr sexy!»
Annabelle
Autorenporträt
Huston, NancyNancy Huston wurde 1953 in Calgary, Kanada, geboren und wuchs in den USA auf. Seit 1973 lebt sie in Paris. Sie ist mit dem Linguisten und Philosophen Tzvetan Todorov verheiratet und hat zwei Kinder. Huston hat zahlreiche Romane und Sachbücher veröffentlicht. Für ihr Werk wurde sie in Kanada u.a. mit dem «Governor General's Award for Fiction» und in Frankreich mit dem «Prix Goncourt des Lycéens» ausgezeichnet. Für "Ein winziger Makel" erhielt sie 2006 den «Prix Femina»; das Buch war in Frankreich ein Nr.-1-Bestseller.

Steinitz, ClaudiaClaudia Steinitz, 1961 in Berlin geboren. Sie übersetzte u. a. Nancy Huston, Claude Lanzmann, Yannick Haenel, Virginie Despentes und Emma Becker aus dem Französischen. Ausgezeichnet mit dem Johann-Friedrich-von-Cotta-Übersetzerpreis der Landeshauptstadt Stuttgart und dem Jane-Scatcherd-Preis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.07.2012

Waffen und Wärme
Nancy Huston in der Frankfurter Romanfabrik

Infrarotaufnahmen holen etwas aus ihrem Gegenstand hervor, das weder mit dem Auge noch mit normalen Filmen erkennbar ist. Sie unterscheiden Kälte von Wärme, ein Effekt, den die Fotografin Rena sich zunutze macht, indem sie ihre Kamera in Nancy Hustons Roman "Infrarot" mit den empfindlichen Filmen ausstattet. Wenn sie Schnee fotografiert, ist er blau, wenn sie Bilder von Männern während des Geschlechtsaktes macht, sieht sie die Wärme ihrer Haut und sogar ihrer Venen.

Ihr im französischen Original vor zwei Jahren erschienenes Buch stellte Huston nun in der Frankfurter Romanfabrik vor. Einige französische Passagen las die 1953 im kanadischen Calgary geborene Autorin selbst vor, aus der in diesem Jahr bei Rowohlt erschienenen deutschen Übersetzung las Ingrid El Sigai.

Rena, Hustons Hauptfigur, ist eine Frau Mitte vierzig und viermal geschieden, hat zwei Söhne und nichts gegen viel Sex. Nun fährt sie mit ihrem Vater Simon und dessen neuer Frau durch die Toskana, arbeitet sich an ihrer Vater-Tochter-Beziehung ab und denkt während der Reise an ihre Kindheit zurück. Dazu lautet ein bezeichnender Satz, dass alles, was ihr damals gefehlt habe, Wärme gewesen sei.

Huston selbst lebt seit ihrem zwanzigsten Lebensjahr in Frankreich. Sie kam als Studentin für ein Auslandsjahr nach Paris, studierte bei Roland Barthes und blieb in der Stadt. Die meisten ihrer inzwischen mehr als zehn Romane veröffentlicht sie seitdem zuerst auf Französisch und überträgt sie anschließend ins Englische.

Für das Schreiben ihrer Bücher, sagt Huston, wähle sie jeweils die Sprache, die besser zu den Figuren passe. Bei der Arbeit an "Infrarot" in ihrem Häuschen auf dem Land stieß sie auf ein Bild der Fotografin Diane Arbus. Dadurch kam sie auf die Idee, die Künstlerin zu einer Art Mitspielerin ihrer Hauptperson zu machen, und entwarf ein Anagramm ihres Nachnamens. Nun steht Rena mit ihrer selbsterschaffenen Freundin Subra in dauerndem Dialog.

In diesem beständigem Wechselspiel der Blickwinkel geht es auch darum, was Rena am liebsten fotografiert. Es ist der Moment, in dem der Mann seinen sexuellen Höhepunkt erlebt. Diese Augenblicke hält sie mit einer Kamera der Marke Canon fest, was auf Französisch "Kanone" bedeutet. Rena sagt: "Ich habe meine Kamera. Ich bin bewaffnet." Für sie schafft der Fotoapparat Distanz zwischen Person und Erlebtem. Die Pointe: Auf ihrer Toskana-Reise ist Rena ohne Kamera unterwegs, von Eindrücken übermannt, unbewaffnet. Das ist anstrengend, aber hilfreich. Man sollte nicht nur mit Waffen auf die Suche nach Wärme gehen.

MARGARITA ERBACH

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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