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Tagträume sind "Fenster zur Seele". Tagträume machen uns kreativer, mutiger, glücklicher.
Tagträume sind weder überflüssig noch Zufallsprodukte, sondern bedeutsam für die innere Balance, für Kreativität im Beruf und das Planen und Handeln in der realen Welt. In den alltäglichen Bewusstseinsstrom einzutauchen heißt, unsere ureigenen Wünsche und Ziele besser kennenzulernen.
Wir kennen alle den Stoff, aus dem die Tagträume sind. Sie sind ein idealer Zufluchtsort und sie helfen uns, wahlweise unser angeknackstes Selbstwertgefühl aufzupäppeln oder in Rachefantasien zu schwelgen oder auch nur,
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Produktbeschreibung
Tagträume sind "Fenster zur Seele". Tagträume machen uns kreativer, mutiger, glücklicher.

Tagträume sind weder überflüssig noch Zufallsprodukte, sondern bedeutsam für die innere Balance, für Kreativität im Beruf und das Planen und Handeln in der realen Welt. In den alltäglichen Bewusstseinsstrom einzutauchen heißt, unsere ureigenen Wünsche und Ziele besser kennenzulernen.
Wir kennen alle den Stoff, aus dem die Tagträume sind. Sie sind ein idealer
Zufluchtsort und sie helfen uns, wahlweise unser angeknackstes Selbstwertgefühl
aufzupäppeln oder in Rachefantasien zu schwelgen oder auch nur, langweilige
Alltagsroutinen zu überleben.
Doch Tagträume sind weit mehr als nur kleine
Fluchten, die wir uns in der harten Realität genehmigen.
Wie diese komplexen
Produkte der Imagination funktionieren, was sie für unsere seelische Gesundheit
und Kreativität unseres Lebens leisten und wie wir uns über unsere Tagträume
selbst besser kennenlernen können, verrät diese Expedition zu einem noch
weitgehend unbekannten Kontinent.
Autorenporträt
Heiko Ernst, geboren 1948, Diplompsychologe, seit 1979 Chefredakteur der Zeitschrift "Psychologie Heute". 1983 bis 1992 Aufbau und Leitung eines Sachbuchprogramms im Beltz-Verlag. Gastdozent für Wissenschaftspublizistik an der Uni Leipzig. Seit 2002 Radiokolumne "Alles rund um das im Kopf" (RBB).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.11.2011

Die Ehrenrettung des Tagtraums

Laut Sigmund Freud führt das "Übermächtigwerden der Phantasien" zum "Verfall in Neurose oder Psychose". Im Tagtraum sah der Entdecker des Unbewussten vornehmlich Realitätsflucht und Ersatzbefriedigung. In seinem Aufsatz "Der Dichter und das Phantasieren" stellte Freud fest: "Der Glückliche phantasiert nie, nur der Unbefriedigte. Unbefriedigte Wünsche sind die Triebkräfte der Phantasien, und jede einzelne Phantasie ist eine Wunscherfüllung, eine Korrektur der unbefriedigenden Wirklichkeit."

Heiko Ernst widerspricht Freuds einflussreicher Auffassung nicht grundsätzlich, dennoch versucht er eine Ehrenrettung des Tagtraums ("Innenwelten". Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2011. 239 S., geb., 19,95 [Euro]). Der Autor bemängelt, dass die psychoanalytische Literatur den Tagesphantasien deutlich zu wenig Beachtung geschenkt habe. Falls überhaupt, betrachte sie vorwiegend deren Inhalte, vernachlässige aber ihre "funktionale Rolle innerhalb des gesamten sensorisch-motorischen Apparates oder, allgemeiner, der Persönlichkeitsstruktur".

Der Autor beruft sich auf Forschungsergebnisse, denen zufolge "wir sehr viel öfter nach innen driften, als wir glauben oder schätzen. An durchschnittlichen, eher ereignisarmen und von Routine geprägten Tagen verbringen wir bis zu vierzig oder gar fünfzig Prozent der Wachzeit im Reich der Phantasie." Die verblüffende Frequenz der Realitätsflucht legt für Ernst nahe, dass deren Funktion sich nicht in Ersatzbefriedigung erschöpft.

Er erkennt dem Tagtraum eine erheblich produktivere Rolle zu, nennt ihn ein "Rückzugs-, Erholungs- und Übungsgebiet". Indem Menschen sich Wünsche oder auch Ängste ausmalten - etwa eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung, die Annahme eines Nobelpreises oder das Scheitern einer Diät -, steckten sie sich Ziele und handelten auf Probe. Unproduktiv wirkten Phantasien nur dann, wenn sie völlig realitätsfrei bleiben. Erstaunlicherweise hätten in Experimenten selbst kontrafaktische Szenarien einen positiven seelischen Effekt auf die Tagträumenden gezeigt: Sie "versöhnen uns mit der tatsächlich getroffenen Wahl - und damit mit dem eigenen Leben".

Sigmund Freud hat die meisten Wachträume so charakterisiert: "Es sind entweder ehrgeizige Wünsche, welche der Erhöhung der Persönlichkeit dienen, oder erotische." Angesichts des entlarvenden Charakters der Tagträume verwundert es nicht, dass diese selbst im Schutzraum der Psychotherapie nur zögerlich mitgeteilt werden. "Anders als für die Träume der Nacht", schreibt Ernst, "fühlen wir uns für unsere Tagträume verantwortlich."

Rationales Nachdenken, Erinnerungen, innere Mono- oder Dialoge, Tagträume, sexuelle und künstlerische Phantasien grenzt Ernst nicht streng voneinander ab. Seine Schilderungen machen deutlich, dass solche Differenzierungen den Bewusstseinsstrom nicht adäquat wiedergeben; er zeichne sich vielmehr durch faszinierende Mischungen, Überlagerungen und sprunghafte Wechsel geistiger Aktivitäten aus. In dieser theoretischen Einsicht liegt vielleicht der wichtigste Gewinn der Lektüre - eine Do-it-yourself-Anleitung zum produktiven Tagträumen will Ernsts Buch nicht sein.

FELIX JOHANNES ENZIAN

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