Der russisch-ukrainische Sprach- und Literaturwissenschaftler Aleksandr Potebnja (1835-1891) steht im Mittelpunkt einer Entwicklung, die von Wilhelm von Humboldt bis zu den russischen Formalisten reicht. Sie vereinigt zwei auf den ersten Blick so verschiedene Begriffe wie innere Form und Poetizität. Es läßt sich zeigen, daß die Sprachkonzeption Wilhelm von Humboldts über Potebnjas Synthese von Sprache und Kunst bis in die Poetiken des russischen Symbolismus und Formalismus fortwirkt. Mittels ausführlicher Analysen der konzeptuellen Filiationen werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede der einzelnen Konzeptionen verdeutlicht. Auf diese Weise wird verständlich, warum in Rußland der linguistic turn in der Poetik so früh eingesetzt hat.