Die Realität der letzten Jahre machte deutlich, dass die in modernen Industriestaaten intendierte Realisierung der Idee eines Wohlfahrtsstaates den Weg in die politische Sackgasse bahnt. Vor diesem Hintergrund bedarf es als Ergänzung der derzeit in der Ökonomik vorherrschenden Ziel-Mittel-Rationalität wieder einer Rückbesinnung auf freiheitlich geprägte ordnungspolitische Leitgedanken als wertrationales Element bei der Untersuchung des Ausmaßes und der Aufgaben des Staates. Zwar spielen auch bei jüngeren Reformdebatten die Ansätze des Kreises um Walter Eucken inhaltlich noch eine wichtige Rolle. Dennoch wird die Bedeutung des Freiburger Ordoliberalismus nicht mehr derart explizit hervorgehoben, wie dies noch bei der frühen Ausgestaltung der Sozialen Marktwirtschaft der Fall war. Selbiges gilt auch für den ebenfalls mit Freiburg in Verbindung zu bringenden Namen Friedrich A. von Hayek und dessen Lebenswerk. Gerade im Rahmen einer Auseinandersetzung mit dem Institutionenproblem wird jedoch die hohe Aktualität der Freiburger Ideen deutlich, weshalb der Verein der Freiburger Wirtschaftswissenschaftler diese durch die Freiburger Anregungen zu Wirtschaft und Gesellschaft wieder stärker in den Vordergrund zu rücken und damit ihre auch heute noch gewichtige Bedeutung für die Diskussion aktueller Reformvorschläge zu verdeutlichen sucht.Die wissenschaftlichen Beiträge der ersten Vortragsstaffel liegen nunmehr ebenso wie zugehörige Korreferate von Nachwuchswissenschaftlern vor. Dieser erste Band dient der Bereicherung der aktuellen wissenschaftlichen und politischen Debatten zu den jeweils behandelten Themenkomplexen.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.05.2007Warten auf ein neues Wunder
Rückbesinnung auf die Freiburger Schule
Wenn aus Freiburg Anregungen zu Wirtschaft und Gesellschaft kommen, denken Kundige sofort an die Freiburger Schule und den Ordoliberalismus. Zu Recht. Der vorliegende Band, herausgegeben von Wirtschaftswissenschaftlern der Universität Freiburg, ist ein Beispiel dafür. Mit ihm beginnt eine Reihe, die Anstöße zur Rückbesinnung auf die Grundsätze einer freiheitlichen Wirtschaftsordnung geben soll. Diese Grundsätze verlieren sich in der aktuellen Wirtschafts- und Sozialpolitik immer mehr. An ihnen fehlte es auch, wenngleich in noch viel gravierender Form als heute, als die Freiburger Schule in der NS-Zeit ebendeswegen entstand.
Die Männer dieser Stunde waren der Nationalökonom Walter Eucken sowie der Rechtswissenschaftler Franz Böhm. Weitere Ökonomen und Juristen stießen hinzu, auch Ludwig Erhard. Damals in den dreißiger, vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelten diese Professoren die Grundlage für eine freiheitliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Sie enthielt konstituierende und regulierende Prinzipien mit den Elementen Privateigentum, Vertragsfreiheit, Haftungspflicht, offene Märkte, Wettbewerb, stabiler Geldwert und Stetigkeit der Wirtschaftspolitik, an der es heute besonders mangelt.
Als Hitler-Diktatur und Krieg vorbei waren, startete 1948 die Bundesrepublik mit diesem Konzept in die Zukunft und erlebte, was als "Wirtschaftswunder" in den Sprachschatz Eingang fand. Heute bedarf es eines neuen Wunders - und zwar des Wunders, dass sich die Politik zu wirklichen, zu umfassenden Reformen entschließt. Noch ist ein solches Wunder nicht in Sicht. Auch dieser Band wird es wohl nicht anstoßen, denn Politiker werden und können daraus keinen Honig saugen; die Beiträge - bis auf den Text von Thomas Straubhaar über eine Ökonomik der Reformen - sind mehr von akademischem Interesse.
KLAUS PETER KRAUSE
Nicolas Dallmann/Marc Seiler (Herausgeber): Innovation und Reform. Lucius & Lucius Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2006, 134 Seiten, 26 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Rückbesinnung auf die Freiburger Schule
Wenn aus Freiburg Anregungen zu Wirtschaft und Gesellschaft kommen, denken Kundige sofort an die Freiburger Schule und den Ordoliberalismus. Zu Recht. Der vorliegende Band, herausgegeben von Wirtschaftswissenschaftlern der Universität Freiburg, ist ein Beispiel dafür. Mit ihm beginnt eine Reihe, die Anstöße zur Rückbesinnung auf die Grundsätze einer freiheitlichen Wirtschaftsordnung geben soll. Diese Grundsätze verlieren sich in der aktuellen Wirtschafts- und Sozialpolitik immer mehr. An ihnen fehlte es auch, wenngleich in noch viel gravierender Form als heute, als die Freiburger Schule in der NS-Zeit ebendeswegen entstand.
Die Männer dieser Stunde waren der Nationalökonom Walter Eucken sowie der Rechtswissenschaftler Franz Böhm. Weitere Ökonomen und Juristen stießen hinzu, auch Ludwig Erhard. Damals in den dreißiger, vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelten diese Professoren die Grundlage für eine freiheitliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Sie enthielt konstituierende und regulierende Prinzipien mit den Elementen Privateigentum, Vertragsfreiheit, Haftungspflicht, offene Märkte, Wettbewerb, stabiler Geldwert und Stetigkeit der Wirtschaftspolitik, an der es heute besonders mangelt.
Als Hitler-Diktatur und Krieg vorbei waren, startete 1948 die Bundesrepublik mit diesem Konzept in die Zukunft und erlebte, was als "Wirtschaftswunder" in den Sprachschatz Eingang fand. Heute bedarf es eines neuen Wunders - und zwar des Wunders, dass sich die Politik zu wirklichen, zu umfassenden Reformen entschließt. Noch ist ein solches Wunder nicht in Sicht. Auch dieser Band wird es wohl nicht anstoßen, denn Politiker werden und können daraus keinen Honig saugen; die Beiträge - bis auf den Text von Thomas Straubhaar über eine Ökonomik der Reformen - sind mehr von akademischem Interesse.
KLAUS PETER KRAUSE
Nicolas Dallmann/Marc Seiler (Herausgeber): Innovation und Reform. Lucius & Lucius Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2006, 134 Seiten, 26 Euro.
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