Man kann Theodor Fontanes wohl bekanntesten Roman EFFI BRIEST als radikale Gesellschaftskritik lesen, als Kritik an der preußischen Gesellschaft seiner Zeit. Es sind deren Regeln, die dazu führen, dass das Schönste, was eine Gesellschaft hat, ein lebensfrohes, hellwaches, offenherziges Mädchen, zerstört wird - ohne dass jemand ihm ernsthaft etwas Böses will. Nur die geltenden Normen werden befolgt. Welche Rolle spielt dabei ihr Ehemann, der bei Fontane seltsam blass gebliebene Beamte Geert von Innstetten? Inwieweit ist er Täter? Oder Werkzeug? Oder selbst Opfer gesellschaftlicher Zwänge? Innerhalb der Spielräume, die die Handlung des Fontaneromans lässt, wird die Geschichte dieses Mannes erzählt. Von Ehrgeiz und Pflichtgefühl bestimmt lebt er in dem Bewusstsein, er könnte seine Gefühle dem Lebensplan unterordnen, den er sich im Rahmen der gesellschaftlichen Erwartungen gegeben hat. In der Beziehung zu Effi stößt er freilich schnell an seine Grenzen. Während auf der einen Seite der berufliche Erfolg einen festen Rahmen zu geben scheint, werden auf der anderen Seite Unsicherheiten und Fehleinschätzungen immer bestimmender für sein Leben. Bis eine tiefe Krise seinen Horizont erweitert.
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