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"Der Ami weiß nichts von Kultur./ Fragt man nach Joyce, dann patzt er./ Der Ami frißt rund um die Uhr,/ und eines Tages platzt er."Vorurteile über Völker sind saudumm, aber auch saukomisch - zumal wenn ein "Meister" wie Thomas Gsella ( Spiegel ) sie in Reime fasst. Der hier präsentierte Reigen polemischer Gedichte nimmt nicht nur die Völker der Welt von A wie Amis über E wie Eskimos bis zu Z wie andere Zausel aufs Korn, sondern auch Rechtsabbieger, Raucher, Abseitstore, Männershorts und deutsche Eisenbahnen. Werner Schneyder rühmte Thomas Gsellas "Charme, Witz und sprachliche Brillanz", die…mehr

Produktbeschreibung
"Der Ami weiß nichts von Kultur./ Fragt man nach Joyce, dann patzt er./ Der Ami frißt rund um die Uhr,/ und eines Tages platzt er."Vorurteile über Völker sind saudumm, aber auch saukomisch - zumal wenn ein "Meister" wie Thomas Gsella ( Spiegel ) sie in Reime fasst. Der hier präsentierte Reigen polemischer Gedichte nimmt nicht nur die Völker der Welt von A wie Amis über E wie Eskimos bis zu Z wie andere Zausel aufs Korn, sondern auch Rechtsabbieger, Raucher, Abseitstore, Männershorts und deutsche Eisenbahnen. Werner Schneyder rühmte Thomas Gsellas "Charme, Witz und sprachliche Brillanz", die Jury des Joachim-Ringelnatz-Nachwuchspreises für Lyrik zeichnete Gsella 2004 aus, weil er "sehr persönliche Töne gefunden hat, dem Ernst des Lebens jene komischen Momente abzugewinnen, die uns Leser für die Dauer eines ebenso inspirierten wie überprüfbar gut gemachten Gedichts die Erdenschwere vergessen lassen".
Autorenporträt
Thomas Gsella, geboren 1958, ist seit 2005 Chefredakteur des Frankfurter Satiremagazins TITANIC, lebt in Aschaffenburg. 2004 verlieh ihm Robert Gernhardt den Cuxhavener Ringelnatz-Nachwuchspreis für Lyrik. Mehr Gedichte als Prosa schrieb und schreibt er fürs "Kritische Tagebuch" des Westdeutschen Rundfunks WDR, das Südwestradio SWR, die tageszeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurter Rundschau, Süddeutsche Zeitung u.a. 2011 wurde Thomas Gsella mit dem "Robert Gernhardt Preis" ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.02.2006

Völkerball
Allgemeinplatzbegehung: Neue Gedichte von Thomas Gsella

Für Kriegserklärungen wurde die Lyrik nicht erfunden. Reim und Metrum, Metaphern und Synekdochen, all diese Verfahren zur Verhübschung des rauhen Umgangstons taugen besser für Friedensmissionen als für Schmähreden. Doch trüge man Thomas Gsellas neueste Gedichte beim Botschafterempfang vor, so wäre ein diplomatisches Erdbeben garantiert.

Denn den ersten Teil des Bandes widmet Gsella, Chefredakteur der Satirezeitschrift "Titanic" und jüngster Dichterkopf der Neuen Frankfurter Schule, den Völkern dieser Erde. Keine der Nationen besteht auf dem lyrischen Prüfstand. Eine noch ziemlich harmlose Kostprobe: "Der Däne ist ein Fehlkonstrukt / aus Land- und Meeresgenen. / Wer je zu Dänen hingeguckt, / dem graut es schwer vor denen."

Zum Glück sind die meisten Texte weitaus lustiger als der unsägliche Buchtitel, der übelste Witzeckenstimmung verbreitet. Und natürlich geht es bei Gsellas Rundumschlag auch nicht um ernsthafte Anfeindungen. Im Gegenteil ist das Buch für jede linke Studenten-WG geeignet - schließlich zielt es, wie ein Geleitgedicht dem womöglich besorgten Leser erläutert, auf die Demontage von Nationalklischees: "Weil Vorurteile so beknackt / wie die sind, die sie pflegen, / gedachte ich, im Artefakt / sie mal aufs Kreuz zu legen."

Gsellas Völkergedichte leben vor allem vom bestimmten Artikel, der hier als wichtigster Scherzartikel zum Einsatz kommt - schließlich tritt immerzu "der Mongole", "der Itaker" oder "der Este" auf. Bei seiner Allgemeinplatzbegehung findet Gsella zum Teil grotesk umständliche Zugänge zu simpelsten Stereotypen. So heißt es in grammatikalisch kühner Konstruktion über die terrorverdächtigen Algerier: "Sie teilen, wie Rebellen sind, / mit Herzen wie Gestirne / die Feinde namens Frau und Kind / und Greis in Rumpf und Birne."

Trotzdem bleiben die Gags über den Schotten ("grundperverses Schwein"), die Spanier ("Möchtegerne-Francos"), den kulturlosen Amerikaner und den kinderschändenden Belgier oft in einer halbwitzigen Kicher-Ironie stecken, die durch gezielte Verwechslungen von "Algarve" und "Agave" oder "Skalpell" und "Skalp" nicht gerettet wird. Und auch Reime wie "Mekka" auf "lekka" oder "Oh la la" auf "Gorgonzolala" verleihen den Attacken auf die ethnischen Pappkameraden oft eine augenzwinkernde Nettigkeit.

Wie schon in seinem letzten Band "Generation Reim" (F.A.Z. vom 19. Juli 2004) setzt Gsella einen überschaubaren Werkzeugkasten ein - wie die enttäuschte Reimerwartung, bei der auf das kümmerliche "Glänzchen" der griechischen Kultur das lachhafte - nun ja, "Schwäbisch" der männlichen Landsleute gereimt wird. Fingerübungen, bei denen Verse mit "Offenbach" oder "Chile" gebildet werden, erinnern an bärtige Pennälerwitze wie "Genitiv ins Wasser, denn es ist Dativ". Robert Gernhardt lobt Thomas Gsella in seiner am Ende des Bandes abgedruckten Laudatio als "handfesten Praktiker, der mit offenen Karten spielt". Das trifft es ganz gut. Man kann bei der Lektüre dieses schulmäßigen Reimbändchens durchaus seinen Spaß haben. Aber ohne ein paar in der Hinterhand versteckte Trümpfe wird auch das satirische Versmacherspiel irgendwann ein wenig langweilig.

ANDREAS ROSENFELDER

Thomas Gsella: "Ins Alphorn gehustet". Gedichte. Reclam Leipzig Verlag, Leipzig 2005. 143 S., geb., 12,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Durchaus amüsiert hat sich Rezensent Andreas Rosenfelder bei der Lektüre der neuen Gedichte von Thomas Gsella - zumindest eine Weile lang. Er sieht in den Völkern dieser Erde gewidmeten Schmähversen ein Spiel mit nationalen Stereotypen und Klischees. Als noch "ziemlich harmlose" Kostprobe zitiert Rosenfelder einen Vers über "den Dänen": "Der Däne ist ein Fehlkonstrukt/aus Land- und Meeresgenen./Wer je zu Dänen hingeguckt,/dem graut es schwer vor denen." Rosenfelder erklärt, dass es bei Gsellas Rundumschlag natürlich nicht um ernsthafte Anfeindungen geht. Das Buch ziele vielmehr auf die Demontage von Nationalklischees. Nicht immer aber trifft Gsella ins Schwarze. Manche der Gags bleiben für Rosenfelders Geschmack in einer "halbwitzigen Kicher-Ironie" stecken. Zudem wird ihm bei allem Spaß das "satirische Versmacherspiel" irgendwann ein "wenig langweilig".

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