Scheibenrisse sind Entwurfszeichnungen für Glasmalereien. Die kleinformatigen Glasgemälde gelten als schweizerische und süddeutsche Eigenheit, die im 16. und 17. Jahrhundert durch die Sitte der Wappen- und Fensterschenkungen eine Hochblüte erlebte. Ein Scheibenriss legt das Bildprogramm mit dem Stifterwappen fest. Manchmal sind auch Informationen zum Bleirutennetz oder zu den Farben der Gläser vermerkt.Die Graphischen Sammlungen der Zentralbibliothek Zürich, der ETH Zürich, des Kunsthaus Zürich und des Schweizerischen Nationalmuseums besitzen bedeutende historische Bestände an Scheibenrissen. Der Katalog zur Ausstellung in der Schatzkammer der Zentralbibliothek vereint 63 Kunstwerke aus den Beständen der vier Sammlungen. Sämtliche wichtige Künstler ihrer Zeit sind darin mit herausragenden Blättern vertreten, darunter Jost Amman, Hans Leu d. J., Daniel Lindtmayer d. J., Christoph Murer und Tobias Stimmer. Allegorien, biblische Geschichten, Szenen aus dem Alltag oder der Berufswelt, repräsentative Standeswappen oder Familienwappen gehören zu den beliebtesten Sujets und geben einen vielfältigen Einblick in das damalige Leben.